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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Perlen zeigen: Steinzeitkultur doch weiter entwickelt als angenommen

EU-finanzierte Forscher haben 25 Perlen aus Muschel entdeckt, deren Alter auf 70.000 bis 80.000 Jahre geschätzt wird. Die Erkenntnisse bestätigen frühere Belege, dass Menschen bereits vor 80.000 Jahren Schmuck trugen und handelten. Sie wurden in der Fachzeitschrift Proceedings...

EU-finanzierte Forscher haben 25 Perlen aus Muschel entdeckt, deren Alter auf 70.000 bis 80.000 Jahre geschätzt wird. Die Erkenntnisse bestätigen frühere Belege, dass Menschen bereits vor 80.000 Jahren Schmuck trugen und handelten. Sie wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA (PNAS) veröffentlicht. Die Studie gehörte zum Projekt EUROCORES ("Origin of man, language and languages"), das über den Themenbereich "Förderung der Koordinierung der Maßnahmen" des Sechsten Rahmenprogramms (FP6) finanziert und von der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS) koordiniert wird. Die Entdeckung der Perlen ist ein Durchbruch für unser Verständnis alter Kulturen: das Tragen und vermutlich auch Handeln von Schmuck zeigt, dass alte Gesellschaften wahrscheinlich weiter entwickelt waren als bisher angenommen. Die Muscheln wurden an vier verschiedenen steinzeitlichen Ausgrabungsstätten in Marokko gefunden. In früheren Exkursionen in Algerien, Israel und Südafrika wurden sogar ältere Perlen entdeckt, die 110.000 Jahre alt sind. Forschungsleiter Francesco d'Errico vom Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Frankreich erklärte: "Die frühe Erfindung des Körperschmucks gehört zu den faszinierendsten kulturellen Versuchen in der Geschichte der Menschheit. Diesen Ornamenten ist gemeinsam, dass sie eine Bedeutung vermitteln. Sie übermitteln ein Bild von ihrem Träger, das sich nicht auf das biologische Selbst beschränkt." Die Muscheln sind in der Mitte von Menschenhand durchbohrt und weisen Anzeichen sowohl von Einfärbung als auch von Abnutzung auf. Das lässt darauf schließen, dass dieser Schmuck getragen wurde. Bei den entdeckten Muscheln handelt es sich um Nassarius-Muscheln, die alle aus derselben Zeit stammen. Aus der Tatsache, dass die Muscheln für denselben Zweck an verschiedenen Fundorten benutzt wurden, weist darauf hin, dass ihre Verwendung als Schmuck ein weitverbreitetes kulturelles Phänomen war, das Tausende von Jahren überlebte. "Entweder sammelten die Menschen diese im Meer oder, was wahrscheinlicher ist, es halfen die Muscheln dabei, Tauschnetzwerke zwischen Menschen an der Küste und im Inland zu schaffen und zu bewahren", sagte Dr. d'Errico. "Dies weist auf eine gut strukturierte menschliche Kultur hin, die solchen Dingen eine Bedeutung zumaß. Organisierte Netzwerke halfen wahrscheinlich auch beim Handel anderer Dinge sowie beim genetischen und kulturellen Austausch, weshalb diese Muscheln bei der Aufdeckung der Zusammenhänge zwischen Kognition und Kultur behilflich sind." Die Entdeckung eines so alten Schmucks zeigt, dass das Denken und die sozialen und kulturellen Merkmale weiter entwickelt waren, als bisher angenommen wurde. Die Entdeckung gibt einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung modernen kulturellen Verhaltens. Bis vor kurzem herrschte die Ansicht, dass das Schmucktragen erst rund um die Zeit der Kolonisierung Europas, also vor rund 40.000 Jahren, üblich war. Doch diese Entdeckung zeigt, dass dies nicht der Fall ist und dass die kognitive Entwicklung über einen sehr viel längeren Zeitraum stattfand. "Diese Studie ist ein sehr gutes Beispiel für die bahnbrechenden Ergebnisse, die im interdisziplinären Kontext gewonnen werden können", sagte Dr. Eva Hoogland, Koordinatorin von EUROCORES für Kognitionswissenschaft der EWS. "Manche Fragen, wie jene zu den Zusammenhängen zwischen menschlicher Kognition und Kultur, können nur erforscht werden, wenn Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten. Wie diese Studie zeigt, öffnen sich dadurch neue Wege in der Forschung, wenn dies auf einer strukturierten Grundlage durch führende Forscher aus ganz Europa erfolgt", fügte sie hinzu.

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