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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Zigaretten erhöhen das Multiple-Sklerose-Risiko, schwedischer Snus nicht

Tabakrauchen erhöht das Risiko einer Erkrankung an Multipler Sklerose (MS), der Konsum von Oraltabak hat nicht diese Wirkung: Zu dieser Feststellung kamen jüngst EU-finanzierte Forscher in Schweden. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Neurology veröffentlicht. Die Forschung...

Tabakrauchen erhöht das Risiko einer Erkrankung an Multipler Sklerose (MS), der Konsum von Oraltabak hat nicht diese Wirkung: Zu dieser Feststellung kamen jüngst EU-finanzierte Forscher in Schweden. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Neurology veröffentlicht. Die Forschungsarbeit ist Teil des NEUROPROMISE-Projekts ("Neuroprotective strategies for multiple sclerosis"), das im Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten EU-Rahmenprogramms (RP6) gefördert wird. Bis zum Abschluss des Projekts Ende 2010 soll NEUROPROMISE die mit MS und entzündlicher Neurodegeneration im Zusammenhang stehenden wesentlichen Gene und kritischen Verläufe identifizieren sowie auch die wichtigsten immunpathologischen Mechanismen der Neurodegeneration aufklären. Das Projekt hat außerdem die Entwicklung neuer neuroprotektiver Medikamente zum Ziel, die an in Tiermodellen validierten Angriffspunkten zum Einsatz kommen sollen. MS ist eine chronische neurologische Erkrankung, die etwa 1,2% bis 1,6% der schwedischen Bevölkerung betrifft. Es leiden außerdem mehr Frauen als Männer an Multipler Sklerose - so die Datenlage. Während die Forscher bereits eine genetische Komponente der Erkrankung feststellen konnten, spielen in der Umwelt und im Lebensstil begründete Faktoren wie das Rauchen ebenfalls eine Rolle bei der Erhöhung des MS-Risikos. Während acht von neun Studien zum Zusammenhang von Rauchen und dem MS-Risiko gezeigt haben, dass Raucher eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an Multipler Sklerose zu erkranken, schätzte nur eine Studie die "kumulative Dosis" oder die Zeitdauer als Raucher und das MS-Risiko ab. Die schwedische Studie unter Leitung von Dr. Anna K. Hedström vom Karolinska Institutet untersuchte nun, ob der Konsum schwedischen Oraltabaks - des sogenannten Snus - das Risiko des Ausbruchs von MS beeinflusst. Nach Angaben von Dr. Hedström unterscheidet sich der schwedische Oraltabak vom US-amerikanischen losem Tabak insofern, dass er als feuchtes Pulver im Mund verwendet wird und der Anwender es nicht ausspucken muss. "Während Zigaretten das Risiko einer Person an MS zu erkranken erhöht, fanden wir in unserer Forschungsarbeit heraus, dass Snus-Konsum kein erhöhtes MS-Risiko nach sich zog", erklärt Dr. Hedström. "Diese Ergebnisse könnten nun bedeuten, dass Nikotin nicht die Substanz ist, die für das erhöhte MS-Risiko bei Rauchern verantwortlich ist." Anwender von Oraltabak platzieren den Tabak unter der Oberlippe und nehmen dabei große Mengen an Nikotin auf, so die Forscher. Das Team untersuchte eine 2.757 Personen starke Probandengruppe, zu der 902 Menschen mit der Diagnose Multiple Sklerose und 1.855 ohne MS gehörten. Das Alter der schwedischen Patienten lag zwischen 16 und 70 Jahren. Jeder Teilnehmer füllte einen Fragebogen zu seinen Gewohnheiten hinsichtlich Zigaretten und Snus aus. Die Forscher fanden heraus, dass bei den Männern die Raucher ein 1,8-fach höheres MS-Risiko als die Nichtraucher hatten. Raucherinnen erkrankten 1,4-mal häufiger an MS als Nichtraucherinnen. Die Daten zeigten, dass selbst gemäßigte Raucher beiderlei Geschlechts weitaus stärker gefährdet sind. Aber selbst wenn sich ein Raucher zur Beendigung des Rauchens entschließt, bleibt das höhere Risiko einer MS-Diagnose für bis zu fünf Jahre bestehen, so die Studie. Die Forscher entdeckten jedoch außerdem, dass ein Gebrauch des schwedischen Snus für mehr als 15 Jahre das MS-Risiko senkte. Durchaus auch bemerkenswert: Ein Snus-Konsum über weniger als 15 Jahre hatte keine signifikanten Auswirkungen. "Der orale Konsum von Tabak hat jedoch wahrscheinlich auch andere schädliche Auswirkungen und so sollten unsere Ergebnisse bitte nicht als Empfehlung zum Snus-Konsum zur Verhinderung der Krankheit interpretiert werden", betont Dr. Hedström. "Größere Forschungsanstrengungen sind notwendig, um die hinter den Ergebnissen verborgenen Mechanismen besser zu verstehen. Die Theorien dazu besagen, dass das Rauchen das MS-Risiko durch die Erhöhung der Häufigkeit und Persistenz von Atemweginfektionen oder die Auslösung von Autoimmunreaktionen bei genetisch anfälligen Personen vergrößern könnte."

Länder

Schweden

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