Änderung am europäischen Lebensmittelsystem befürwortet
Ein neuer von der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS) und der Europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Forschung (COST) veröffentlichter Bericht fordert Europa zu einem neuen Ansatz für die Lebensmittelsicherheit auf. Dieses neue Konzept sollte Gesundheit und Nachhaltigkeit in der Forschung sowie einer ganzheitlichen Sichtweise auf die politische Entscheidungsfindung den Vorrang geben. Der Bericht mit dem Titel "Forward look: European food systems in a changing world", wurde von Peter Raspor, Universität Ljubljana, Slowenien, und Rudy Rabbinge, Universität Wageningen, Niederlande, vorgelegt. Sie schreiben: "In den vergangenen Jahrzehnten haben sich dramatische Veränderungen der europäischen Lebensmittelsysteme vollzogen. Die nächsten Jahrzehnte werden nicht weniger radikal sein, aber die Richtung künftiger Entwicklungen kann eingeleitet, beeinflusst oder abgeschwächt werden, wenn von Politikmachern richtige Entscheidungen [getroffen werden]." So fordert der Bericht ein produktives, umweltfreundlicheres und international akzeptableres europäisches Lebensmittelsystem ein. Europäische Politiker sollten deutliche Entscheidungen auf Basis gut definierter Prioritäten und Zielen treffen. Europa sollte politische Strategien ändern, die entweder die landwirtschaftliche Entwicklung in den Entwicklungsländern beeinträchtigen oder Spiralen fehlender Nachhaltigkeit in Bezug auf die Nutzung von Boden, Wasser und natürlichen Ressourcen fördern. Lebensmittelketten in Europa sollten mehr als integrierte und ganzheitliche und nicht als verschiedene, individuelle Aktivitäten betrachtet werden. Das rasch wachsende Bewusstsein für die großen globalen Kernfragen wie den Klimawandel und die Verschiebungen in der Energiepolitik lasse grundsätzliche Bedenken hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit Europas in Bezug auf andere Bedürfnisse der Gesellschaft ("konkurrierende Ansprüche") aufkommen. Dies bedeute den Autoren zufolge, dass sowohl die ergänzenden Teile, aus denen Europas Lebensmittelsysteme aufgebaut sind, als auch das System als Ganzes dringend verbessert, erneuert und gestärkt werden müssten. Neue Technologien, Managementmethoden, politische Strategien und institutionelle Vorkehrungen seien notwendig, um die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und den Zugang aller gesellschaftlichen Gruppen zu Lebensmitteln zu verbessern - bei gleichzeitiger Reduzierung der Umweltauswirkungen der Nahrungskette. Die Autoren des Berichts identifizieren überdies fünf Megatrends, die das Zusammenspiel von Landwirtschaft, Nahrungskette und Gesellschaft in den letzten fünf Jahrzehnten bestimmt haben und die voraussichtlich auch künftig einflussreich bleiben werden: die Steigerung der Produktivität, die sich wandelnde Art der landwirtschaftlichen Produktion, die vertikale Integration der Nahrungskette, breitere Produktionsziele und der zunehmende Zusammenhang von Lebensmitteln, Ernährung und Gesundheit. Diese Trends haben alle Prozesse in einer Lebensmittelkette, vom Anbau bis zur Ernte, bei der Verarbeitung und Verpackung, beim Transport, Verbrauch und bei der Entsorgung beeinflusst und geprägt. Bisher hatte sich die Forschung weitgehend auf technische und politische Fragen für die einzelnen Sektoren konzentriert, anstatt potenzielle Szenarien für hochintegrierte Lebensmittelketten in Betracht zu ziehen. Die Kombination dieser traditionellen Forschung mit einer umfassenden, ganzheitlichen Betrachtung des Systems, so der Bericht weiter, werde zu einem besseren Verständnis des Problems führen. Darüber hinaus könnten explorative Studien wahrscheinlich sehr hilfreich für politische Entscheidungsträger sein und Daten generieren, die bei der Gestaltung der Politik und einer Forschungsagenda für die Zukunft europäischer Lebensmittelsysteme nützlich seien. Der "Forward Look" Bericht verwies außerdem auf andere wichtige Forschungsprioritäten für nationale und europäische Agenturen: Forschung zur Ernährungssicherheit im Kontext des europäischen Lebensmittelsystems sowie eine verstärkte Berücksichtigung der Lebensmittelsicherheit und der Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit des Menschen. Die Forscher erklären: "Die Rolle der Wissenschaft in diesem überaus interessanten Bereich kann am ehesten als die eines ehrlichen Maklers charakterisiert werden. Wissenschaftler und Wissenschaft können dazu beitragen, verschiedene Optionen zu erkunden, um besondere Entwicklungen zu klären, bessere Einsichten und Erkenntnisse zu gewinnen sowie wissenschaftliche Beiträge zur Lebensmittelproduktion, Verarbeitung, Verpackung und Vertrieb zu erweitern, um einer starke Veränderung der Nachfrage von Verbrauchern und Einzelhandelsorganisationen gerecht zu werden."
Länder
Niederlande, Slowenien