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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Wissenschaftler bekämpfen weltweite Wüstenbildung

Wie wichtig ist die Rolle der landwirtschaftlichen Bodennutzung bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen tatsächlich? Ganz enorm - so die Meinung weltweit führender Wissenschaftler für Landmanagement in riesigen Trockengebieten. Die Experten betonten auf einem Treffen in...

Wie wichtig ist die Rolle der landwirtschaftlichen Bodennutzung bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen tatsächlich? Ganz enorm - so die Meinung weltweit führender Wissenschaftler für Landmanagement in riesigen Trockengebieten. Die Experten betonten auf einem Treffen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires vom 22. bis 24. September, bei dem der Klimawandel und die Wüstenbildung in Trockengebieten diskutiert wurden, dass die Vermeidung der Wüstenbildung nicht nur machbar, sondern für den Erfolg eines neuen Klimaabkommens unerlässlich sei. Die vom Konsortium Dryland Science for Development (DSD) organisierte Veranstaltung "Understanding Desertification and Land Degradation Trends" fand im Zusammenhang mit der neunten Tagung der Konferenz der Vertragsparteien (COP 9) zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) statt. Das DSD-Konsortium besteht aus fünf Forschungseinrichtungen, einschließlich des EU-Instituts für Umwelt und Nachhaltigkeit der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC-IES), die alle über Expertenwissen zu Kampagnen zu den Themen nachhaltiges Bodenmanagement und Bodenverschlechterung verfügen. Die Konferenzteilnehmer rückten eine entscheidende Frage in den Mittelpunkt: Zur Bekämpfung der Wüstenbildung müssten standardisierte, wissenschaftsbasierte Methoden entwickelt und umgesetzt werden, um den Menschen bei der Überwachung und Bewertung der Landdegradation zu helfen. Bestehende Methoden berührten bislang nur die Oberfläche des Problems. Innovative Ansätze in Wissenschaft und Technologie könnten nach Meinung der Wissenschaftler die Ursachen der Wüstenbildung angehen und Antworten geben. Außerdem könne ein ganzheitlicher Ansatz die Menschen sensibilisieren und ihnen bei der Bewältigung der negativen Auswirkungen dieser durch klimatische Bedingungen und menschliche Aktivitäten ausgelösten geologischen Prozesse helfen. Je mehr die Wüstenbildung fortschreite, desto größer sei der Verlust der Produktionsleistung des Bodens. Anfang dieses Jahres erarbeiteten drei Arbeitsgruppen Weißbücher für die UNCCD-Konferenz, die wissenschaftliche Erkenntnisse zum Land- und Wassermanagement zusammenfassten. Gemäß einem der Weißbücher sind über 40% der Landfläche der Erde Trockengebiete. Ebenso bedeutend ist die Tatsache, dass rund ein Drittel der Bevölkerung in diesen Gebieten lebt. Alarmierend dabei ist: Die Wüstenbildung betrifft bereits 20% dieser Landflächen. "Wir müssen die Trockengebiete als die vorderste Front unserer weltweiten Bemühungen um Hilfe für die arme ländliche Bevölkerung bei der Bewältigung des Klimawandels betrachten", erklärte Dr. William Dar, Generaldirektor des International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics (ICRISAT), ein von der Beratungsgruppe für Internationale Agrarforschung (CGIAR) unterstütztes Mitglied des DSD-Konsortiums. Der DSD-Vorsitzende Mahmoud Solh betonte: "Die empfindlichen Ökosysteme der Trockengebiete sind höchst anfällig für Bodenverschlechterung und Wüstenbildung. Die Bauern in diesen Gebieten müssen bereits jetzt mit rauem und unberechenbarem Wetter und begrenzten Ressourcen klarkommen." Dr. Solh, außerdem Generaldirektor des International Center for Agriculture Research in the Dry Areas (ICARDA), wies darauf hin, dass "den Landwirten ein deutlicher Fortschritt in der ihnen zugute kommenden Hilfe bei der Bewältigung der Probleme von heute unter Beweis gestellt werden muss, wenn sie überhaupt auf eine Anpassung an den Klimawandel von morgen hoffen sollen." Die Wissenschaftler sehen große Verluste in der Biodiversität: Eine in Rajasthan, Indien, durchgeführte Bewertung stellte eine Verringerung der Anzahl der Pflanzenarten von 54 auf 9 fest. So würden die Trockengebiete letztlich keinen angemessenen Lebensraum mehr für die Menschen darstellen. Das Ganze resultiere dann in einer Zunahme von sozialer und politischer Instabilität sowie Armut in ländlichen Regionen. Die jüngsten Daten der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) lassen erahnen, dass der Klimawandel weiterhin verheerende Auswirkungen auf die Trockengebiete haben und sie um 11% weltweit vergrößern wird. Nach Ansicht der Experten können einer Bodenverschlechterung ausgesetzte Trockengebiete keinen Kohlenstoff binden, d.h. Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen und in Kohlenstoffsenken speichern. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass Böden in Trockengebieten über 25% der weltweiten Speicher an organischem Kohlenstoff enthalten. Die Degradation dieser Böden verursacht die Freisetzung von Kohlenstoff in die Atmosphäre. So gehen 4% der jährlichen weltweiten Emissionen auf das Konto von Trockengebieten, deren Böden sich verschlechtern. "Wissenschaft und Technologie sind der Schlüssel zur Lösung der unglückseligen Verkettung von Wüstenbildung und Klimawandel", zeigte sich Dr. Dar überzeugt. "Mit der richtigen Kombination aus ganzheitlicher Politik und nachhaltigen globalen Maßnahmen können bahnbrechende Wissenschaftsprojekte wirkungsvoll dabei helfen, der Wüstenbildung und der Verschlechterung des Bodens Einhalt zu gebieten sowie den Lebensstandard Millionen armer Menschen in Trockengebieten zu verbessern."

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