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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Bakterien als Tumorkiller

Salmonellen sind berüchtigte Bakterien, die normalerweise in Hühnerfleisch und Eiern vorkommen und uns ziemlich gefährlich werden können. Doch vielleicht werden sie zu sehr gescholten? Möglicherweise haben es EU-finanzierte Forscher in Deutschland tatsächlich geschafft, Salmon...

Salmonellen sind berüchtigte Bakterien, die normalerweise in Hühnerfleisch und Eiern vorkommen und uns ziemlich gefährlich werden können. Doch vielleicht werden sie zu sehr gescholten? Möglicherweise haben es EU-finanzierte Forscher in Deutschland tatsächlich geschafft, Salmonellen ein besseres Image zu verschaffen, nachdem sie entdeckt haben, dass diese Bakterien in feste Tumore einwandern und sie zerstören können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachblatt Public Library of Science (PLoS) ONE. Die Forschung wurde zum Teil von den Projekten CLINIGENE und MIDITRAIN finanziert. CLINIGENE wurde insgesamt mit 12 Mio. EUR und MIDITRAIN mit über 2 Mio. EUR gefördert. Wie Dr. Sara Bartels und Dr. Siegfried Weiß vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) berichteten, können die Bakterien aufgrund des Botenstoffs Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) in bösartiges Gewebe eindringen und es zerstören. Da die Blutgefäße im erkrankten Bereich durchlässig geworden sind, kann Blut aus den Gefäßen in bösartiges Gewebe fließen und so wirkungsvoll den Tumor abtöten. "Der Bluteinstrom war der Ausgangspunkt für unsere Untersuchung", erklärte Dr. Weiß. "Es gibt einen immunologischen Botenstoff bei bakteriellen Entzündungen, der diese Reaktion auslöst. Den haben wir zunächst gesucht - und gefunden", ergänzte der Ko-Autor und Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Immunologie am HZI. Immunzellen senden TNF-alpha aus, wenn sie Salmonellen im Körper entdecken. Damit alarmieren sie andere Immunzellen, die darauf reagieren. Die Durchlässigkeit der Blutgefäße nimmt zu, sodass TNF-alpha krebskrankes Gewebe ansteuern kann, da sich die Blutgefäße in den befallenen Bereichen grundlegend von gesunden Arterien oder Venen unterscheiden: Die schwachen Blutgefäße sind porös und haben tote Enden. Wie die Forscher berichteten, reicht schon eine winzige Menge an TNF-alpha aus, um die Wände der Blutbahnen im Tumor aufzulösen und das Blut in das bösartige Gewebe einströmen zu lassen. Auf Grundlage der Ergebnisse der Studie wollen die Forscher Salmonellen so verändern, dass sie für die Krebstherapie nutzbar werden. Die Bakterien sollen gezielt in die Tumore einwandern und diese zum Absterben bringen. Besonders günstig ist, dass sich Salmonellen an verschiedenen Orten im Körper befinden, an die man mit den üblichen Krebstherapien normalerweise kaum herankommt. So werden beispielsweise Gewebe nicht richtig mit Blut versorgt und wo kein Blut mehr strömt, werden auch keinen Chemotherapeutika hin transportiert. Das Phänomen, dass Tumore von Bakterien angegriffen werden, kennen Wissenschaftler schon länger. Allerdings war eine Krebstherapie mit Krankheitserregern bislang undenkbar. Zu groß wäre das Risiko für die Patienten an der Infektion zu sterben. "Wir haben jetzt einen wichtigen Hinweis bekommen, wie Salmonellen in den Tumor eindringen", so Dr. Bartels. "Nun können wir versuchen, die Bakterien so zu manipulieren, dass sie für die Krebstherapie nutzbar werden, ohne lebensgefährliche Infektionen auszulösen." In dieser Studie wurden Labormäuse verwendet und "es kann noch Jahre dauern, bis diese Methode für den Menschen einsetzbar ist", merkte Dr. Weiß an. CLINIGENE ("European network for the advancement of clinical gene transfer and therapy") läuft 2011 aus. Das Projekt wird über den Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU finanziert. MIDITRAIN ("Molecular interactions during infection" - Molekulare Wechselwirkungen bei Entzündung) endete bereits 2008 und wurde über das Mobilitätsprogramm "Marie Curie Host Fellowships - Early stage research training (EST)" des RP6 unterstützt.

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