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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Rückgang der Artenvielfalt nicht zu stoppen

Das 2003 auf einer Konferenz zur UN-Artenschutzkonvention beschlossene Ziel, bis 2010 den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, kann nach Ansicht führender Experten nicht erreicht werden. Dies wurde im Vorfeld der Diversitas-Konferenz zur Biodiversitätsforschung erklä...

Das 2003 auf einer Konferenz zur UN-Artenschutzkonvention beschlossene Ziel, bis 2010 den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, kann nach Ansicht führender Experten nicht erreicht werden. Dies wurde im Vorfeld der Diversitas-Konferenz zur Biodiversitätsforschung erklärt, die vom 13. bis 16. Oktober in Kapstadt, Südafrika, stattfindet. Um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen, fordern die am Diversitas-Programm für Biodiversität beteiligten Experten, diese Ziele besser an wissenschaftliche Fakten anzugleichen. Sie sprachen sich auch für die Gründung einer Aufsichtsbehörde für Artenvielfalt aus, um, ähnlich wie der Weltklimarat (IPCC), Forschungsbemühungen zum Artenschutz zu bündeln. Dies bedarf weiterhin der Zustimmung der Generalversammlung der Vereinten Nationen. "Es gibt kaum ein wichtigeres Anliegen, als die vielfältigen Funktionen von Ökosystemen zu erhalten. Das geht nur auf Basis einer hohen biologischen Vielfalt", sagte Prof. Georgina Mace vom Imperial College London, Vereinigtes Königreich, und Vize-Vorsitzende von Diversitas. "Sie ist letztendlich Grundlage für ausreichend Nahrung, Energie, sauberes Wasser und ein stabiles Klima." "Veränderungen in Ökosystemen und der Verlust der Artenvielfalt haben sich jedoch immer weiter beschleunigt. Sogar konservativste Schätzungen gehen davon aus, dass seit 1992 Regenwaldflächen der Größe Kaliforniens vernichtet wurden, nur um Kraftstoff und Nahrungsmittel zu produzieren", erläuterte Prof. Mace und fügte hinzu, dass Arten inzwischen hundertmal schneller aussterben als zu Zeiten, da noch keine Menschen auf der Erde lebten, und dass sich dies noch verschärfen dürfte. Momentan zeigt sich diese Entwicklung vor allem an Süßwasserorganismen. Den Experten von Diversitas zufolge seien Süßwasserspezies die am meisten gefährdeten Arten unserer Erde, denn sie sterben vier- bis sechsmal schneller aus als Arten, die auf dem Boden oder im Meer leben. Trotz ihrer Bedeutung für Ökosystem und Wirtschaft würden sie von politischen Entscheidungsträgern bislang allerdings vernachlässigt, so die Experten. Obwohl Süßwasserökosysteme nur 0,8 Prozent der Erdoberfläche bedecken, beherbergen sie 10 Prozent aller Tierarten und nehmen 7 Prozent des vom Menschen produzierten Kohlendioxids auf. Diesen Systemen wird erst seit kurzem Aufmerksamkeit gewidmet, wie die Gemeinschaftsstrategie zur Erhaltung der Artenvielfalt erkennen lässt. "Der Wert von Ökosystemleistungen ist schwer in Zahlen zu fassen, was zur politischen Vernachlässigung und dem unwiderruflichen Verlust von Arten geführt hat, die die Grundlage eines funktionierenden Ökosystems bilden", merkte Anne Larigauderie, leitende Direktorin von Diversitas an und betonte, wie wichtig in diesem Zusammenhang der wissenschaftliche Austausch sei. "Es gibt deutliche Hinweise dafür, dass wir am Beginn einer großen Krise stehen, was die Artenvielfalt unserer Binnengewässer betrifft", fügte Professor Klement Tockner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin, hinzu. "Wenige sind sich im Klaren darüber, wie massiv der Verlust der Süßwasserdiversität auf lokaler, aber auch auf globaler Ebene sein wird." Professor Tockner warnte davor, dass der Rückgang der Binnengewässer - so relativ klein sie auch sein mögen - die regionalen Kohlenstoffbilanzen beeinflussen kann: Süßwasserökosysteme werden die ersten Opfer von Klimawandel und steigendem Wasserbedarf sein. Und die Aussterberate steigt immer schneller - insbesondere in heißen Gegenden um das Mittelmeer, in Mittelamerika, China und ganz Südostasien." Diversitas ist ein internationales Biodiversitätsprogramm. Gegründet im Jahre 1991 durch die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), das Scientific Committee on Problems of the Environment (SCOPE) und die International Union of Biological Science (IUBS) untersucht es die komplexen wissenschaftlichen Fragen, die der globale Rückgang und die Veränderung der biologischen Vielfalt aufwerfen. Als regierungsunabhängiges, internationales Programm zielt Diversitas auf die Optimierung weltweiter Maßnahmen zum Artenschutz ab, indem es den Wissenstransfer und wissenschaftliche Netzwerke stärkt.

Länder

Südafrika

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