MASIS-Bericht gibt eine Übersicht über Aktivitäten im Rahmen von Wissenschaft in der Gesellschaft in Europa
Die EU hat schon seit langer Zeit erkannt, wie wichtig es ist, dass die Europäische Forschung fest in der Gesellschaft verankert ist und auf deren Bedürfnisse eingeht. Im Siebten Rahmenprogramm (RP7) werden Anstrengungen zur Stärkung der gesellschaftlichen Dimension der Forschung im Programm "Wissenschaft in der Gesellschaft" kanalisiert. Dieses Programm unterstützt Aktivitäten mit Schwerpunkt auf der Governance des Forschungssystems, Ethik in der Forschung, Forschungsverantwortung, Einbeziehung der Öffentlichkeit in die Wissenschaft, Frauen in der Wissenschaft sowie der Förderung der wissenschaftlichen Bildung und Wissenschaftskommunikation. Jetzt hat die MASIS-Expertengruppe (Monitoring Activities of Science in Society in Europe) in einem Bericht die neuesten Entwicklungen und bereichsübergreifenden Themen bei Wissenschaft in der Gesellschaft in Europa aufgezeigt. Der Bericht richtet sich an politische Entscheidungsträger und Wissenschafter und soll zur Verwirklichung des Europäischen Forschungsraums (EFR) beitragen. Eine der wichtigsten Entwicklungen, die von der Gruppe ermittelt wurde, ist die Notwendigkeit eines europäischen Modells für Wissenschaft in der Gesellschaft. "Obwohl Gleichförmigkeit nicht das Ziel sein sollte, ist es doch möglich, dass Entwicklungen, Experimente und gegenseitiges Lernen ein europäisches Modell für die Wissenschaft in der Gesellschaft bilden", heißt es im Bericht. "Europa ist vielleicht weiter gekommen als andere Länder und Regionen und in diesem Sinne bietet es ein alternatives Modell: sich nicht vom Rest der Welt unterscheiden, aber dennoch eine führende Rolle einnehmen." "Europäische Institutionen neigen dazu, ihrer Öffentlichkeit eine aktivere und kreativere Rolle zuzuweisen und dadurch auch soziale Kapazitäten zu fördern", heißt es im Bericht weiter. Den Experten zufolge "kann und sollte" das EU-Programm "Wissenschaft in der Gesellschaft" zur Erschließung dieser Ideen beitragen. An anderer Stelle stellt der Bericht fest, dass eine Vielzahl von Diskussionen über Wissenschaft in der Gesellschaft auf der Frage beruhen, welchen Platz die Wissenschaft in der Gesellschaft einnehmen sollte. Diese Debatte sollte fortgesetzt und mithilfe von Experimenten sollten Spannungen auf diesem Gebiet abgebaut werden, raten die Experten. Gleichzeitig wird in der Wissenschaft immer stärker über deren Rolle und Auswirkungen nachgedacht. Die Autoren heben hervor, dass politische Entscheidungsträger mit Recht darauf hinweisen, dass die Verbindungen zwischen Wissenschaft, Innovation und Lebensqualität, die "politische Dimension [...] und die kulturellen und intellektuellen Dimensionen ebenfalls von Bedeutung sind". Bezüglich der Governance der Wissenschaft in der Gesellschaft bemerken die Autoren, dass sich neue Formen der Governance herausbilden. Hierzu gehören Diskussionen über eine verantwortungsvolle Entwicklung, die wachsende Bedeutung von Ethiken und Verhaltenskodizes sowie Experimente unter Einbeziehung der Öffentlichkeit. "Obwohl es hier Spannungen gibt, zeigen sie doch, dass wir nicht auf traditionelle Formen der Governance zurückgreifen müssen", betont der Bericht. Ein Teil der Debatte über Wissenschaft in der Gesellschaft dreht sich um Humanressourcen. Frauen sind weiterhin in vielen Bereichen der Wissenschaft unterrepräsentiert, während sich viele intelligente junge Leute gegen eine Forscherlaufbahn entscheiden. "Die Wertschätzung der Vielfalt und die Schaffung von Raum für die Einbeziehung von sozialem Kontext können zur Stärkung der Potenziale beitragen", heißt es im Bericht. Eine positive Bilanz wird im Abschnitt über die Wissenschaftskommunikation gezogen. Obgleich die traditionellen Massenmedien weiterhin die wichtigste Option für die Sensibilisierung für Wissenschaft sind, bietet das Internet immer einfacher Zugang zu wissenschaftlichen Informationen. Im Vorwort des Berichts schreibt der für Wissenschaft und Forschung zuständige EU-Kommissar Janez Potocnik: "Ich bin zuversichtlich, dass die Denkanstöße in diesem Bericht die Grundlage für Überlegungen und innovative Ideen dazu darstellen, wie die europäischen Gesellschaften interagieren und die Wissenschaft im Kontext eines wahren Europäischen Forschungsraums gestalten."