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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Babys und Sprache? Alles beginnt im Mutterleib

Der Mutterleib ist für das Baby der ideale Ort, um die ersten Elemente der Muttersprache in sich aufzunehmen. Zu diesem Schluss kam jetzt eine neuere Forschungsarbeit, die in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht wurde. Die Forscher aus Deutschland und Frankreich ...

Der Mutterleib ist für das Baby der ideale Ort, um die ersten Elemente der Muttersprache in sich aufzunehmen. Zu diesem Schluss kam jetzt eine neuere Forschungsarbeit, die in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht wurde. Die Forscher aus Deutschland und Frankreich legen dar, dass Schreie von Neugeborenen bereits der für ihre Muttersprache typischen Schreimelodie folgen. "Das Besondere an dem Ergebnis der Studie ist nicht nur, dass menschliche Neugeborene unterschiedliche Schreimelodien produzieren, sondern, dass sie jene Melodiemuster bevorzugen, die für die Sprache typisch sind, die sie während der letzten drei Schwangerschaftsmonate im Mutterleib gehört haben", erklärte Dr. Kathleen Wermke von der Universität Würzburg in Deutschland. "Im Gegensatz zu herkömmlichen Interpretationen zeigen diese Daten, wie wichtig das Schreien für die Sprachentwicklung des Menschen ist." Studien der Vergangenheit hatten bereits gezeigt, dass Föten im letzten Schwangerschaftsdrittel die Fähigkeit besitzen, sich Töne zu merken, wobei sie besonders empfindlich auf musikalische und sprachliche Melodien reagieren. Neugeborene ziehen auch die Stimme ihrer Mutter anderen Stimmen vor. Die Babys nehmen außerdem den emotionalen Inhalt der Mitteilungen war, die durch Intonationsmuster in der Muttersprache übertragen werden. Diese sogenannte Babysprache ist eine nicht standardisierte Form der Sprache, die Erwachsene sprechen, wenn sie sich mit Babys unterhalten. Die Melodie spielt eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung der Umgebungssprache und für die Fähigkeit des Babys, zwischen verschiedenen Sprachen und Tonlagen zu unterscheiden. Forscher sind lange davon ausgegangen, dass sich die Umgebungssprache erst zu einem späteren Zeitpunkt auf die Lautproduktion im Leben des Kindes auswirkt und nicht bereits vor der Geburt. Doch die jüngste Studie zeigte genau das Gegenteil. Die Forscher nahmen die Schreie von 60 gesunden drei bis fünf Tage alten (30 deutschsprachigen und 30 französischsprachigen) Babys auf und bewerteten diese. Dabei entdeckten sie deutliche Unterschiede in den Schreimelodien der Neugeborenen, je nachdem welche Muttersprache sie hatten. Die Forscher fanden heraus, dass der Melodiebogen deutscher Neugeborenen am Ende abfällt, wohingegen französische Säuglinge in ansteigenden Melodien schreien und damit das Ende stärker betonen. Dr. Wermke erläuterte, dass sie damit genau diejenigen Intonationsmuster reproduzieren, die für ihre jeweilige Muttersprache typisch sind. Die neuen Erkenntnisse weisen auf den sehr frühen Einfluss der Muttersprache hin. In vergangenen Studien zur lautlichen Imitation wurde demonstriert, dass Babys Vokalklänge, die ihnen von Erwachsenen vorgesprochen wurden, erst ab einem Alter von zwölf Wochen zuordnen konnten. Diese Fähigkeit entspricht auch der Kontrolle über die Stimme, die erst nach dem dritten Lebensmonat erreicht wird. "Die Imitation der Sprachmelodie geht dagegen auf eine gute Koordination der Atem-Kehlkopfmechanismen zurück und unterliegt nicht den Zwängen einen artikulatorischen Unreife. Neugeborene sind sehr darauf bedacht, das Verhalten der Mutter zu imitieren, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten und damit auch die Mutter-Kind-Bindung zu stärken", schreiben die Autoren. "Weil die Melodie vielleicht das einzige Element der Muttersprache ist, das Neugeborene schon nachmachen können, ist das eventuell der Grund dafür, dass die Imitation der Sprachmelodie bereits so früh zu beobachten ist." An der Studie beteiligten sich Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Deutschland und der École Normale Supérieure/Centre National de la recherche scientifique (CNRS) in Frankreich.

Länder

Deutschland, Frankreich

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