Keine Entwarnung trotz rückläufiger Nitratverschmutzung
In einem neuen Bericht der Europäischen Kommission wird festgestellt, dass die Nitratwerte in den Gewässern der EU sinken. Das ist eine gute Nachricht für die Umwelt und es zeigt, dass die Rechtsvorschriften der letzten Jahre zur Eindämmung der Nitratwerte greifen. Der Bericht meldet allerdings auch, dass in einigen Regionen die Nitratkonzentrationen noch immer zu hoch und damit über den Wasserqualitätsnormen der EU liegen. Landwirte in diesen Regionen müssen noch mehr auf nachhaltigere Praktiken umstellen. Der Bericht basiert auf der Umsetzung der Nitratrichtlinie, mit der die Nitratverschmutzung kontrolliert und die Wasserqualität in der EU verbessert werden sollen. Die Richtlinie zeigt auf, dass die Nitratkonzentration in verschiedenen Regionen der EU entweder stabil bleibt oder zurückgeht; die in 2004 und 2007 festgestellte Nitratkonzentration in Flüssen, Seen und Kanälen blieb entweder stabil oder ging an den Kontrollstellen um 70 % zurück. In seinem Kommentar zum Bericht sagte EU-Umweltkommissar Janez Potocnik: "Der Schutz der Wasserqualität zählt zu den obersten Prioritäten der europäischen Umweltpolitik. Die Landwirte haben sich sehr um ein besseres Düngemanagement bemüht, das nun Ergebnisse zeigt und zur Verbesserung der Wasserqualität beiträgt. In einigen Regionen stellt die Einhaltung der Wasserqualitätsnormen der EU jedoch weiterhin ein ernsthaftes und bleibendes Problem dar." Der Einsatz von Nitraten in der Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten erheblich zur Wasserverschmutzung in der EU beigetragen. Nitratbasierte Düngemittel sorgen für gesteigerte Ernteerträge, aber in hohen Konzentrationen können sie in Lebensmitteln und Trinkwasser auf Menschen toxisch wirken. Die Nitratverschmutzung von Flüssen, resultierend aus dem Abfließen von mit Nitratdüngemitteln gedüngtem Land, kann Gewässer vergiften, Fische töten und schließlich in der Nahrungskette landen. Doch trotz der guten Neuigkeiten stellt der Bericht fest, dass die Nitratwerte in bestimmten Regionen noch immer zu hoch sind. Erhöhte Werte wurden im Grundwasser in England, im Vereinigten Königreich, Teilen Estlands, im Südosten der Niederlande, im flämischen Teil Belgiens, der Bretagne in Frankreich, im Nordosten Spaniens, im Südosten der Slowakei, in Südrumänien und Teilen Maltas und Zyperns gefunden. In der EU werden momentan über 300 Aktionsprogramme durchgeführt, um die Nitratkonzentrationen zu überwachen und die Wasserqualität zu verbessern. Hierzu zählen auch 31.000 Grundwasserüberwachungsstationen und 27.000 Oberflächenstationen in der gesamten EU, Maßnahmen für ein zeitweiliges Düngeverbot, Mindestlagerkapazitäten für Dung und Vorschriften zur Kontrolle der Nährstoffausbringung in der Nähe von Gewässern oder an Hängen, um das Abfließen in Gewässer zu vermeiden. Diese Maßnahmen sind zudem für die Verbesserung der Luftqualität und die Reduktion von Treibhausgasen wie Stickoxid und Methan wichtig. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Ausweisung besonders gefährdeter Bereiche für die Durchführung spezieller Aktionsprogramme in bestimmten Mitgliedsstaaten. Für Landwirte wurden Informations- und Schulungsprogramme für besseres Düngemanagement durchgeführt und ungeachtet ihres bisher großen Erfolgs muss die Arbeit weitergehen. Der Bericht stellt fest, dass viele Mitgliedsstaaten ihre Anstrengungen auf zahlreichen Gebieten intensivieren müssen, z. B. bei der Identifizierung und Überwachung von Belastungsschwerpunkten sowie bei der Entwicklung strikterer Aktionsprogramme. Ein weiterer festgestellter positiver Trend ist das wachsende Interesse der Landwirte an neuen Fütterungsmethoden und Techniken für die Verarbeitung von Tierdung. Oftmals sind diese an Techniken der Energierückgewinnung gekoppelt. Gruppen von EU-Landwirten, vor allem in Belgien, Spanien und den Niederlanden, haben in gemeinsame Projekte in diese Techniken investiert. Der komplette Bericht zur Nitratrichtlinie ist über WISE (Wasserinformationssystem für Europa) erhältlich.