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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Kopieren ist die beste Strategie von allen

Kann Nachahmung eine gute Strategie sein? Eine neue EU-finanzierte Forschung zeigt, weshalb Nachahmen nicht nur natürlich ist, sondern sich auch lohnt. Die Arbeit ist Teil des Projekts CULTAPTATION ("Dynamics and adaptation in human cumulative culture"), das mit 2 Mio. EUR aus...

Kann Nachahmung eine gute Strategie sein? Eine neue EU-finanzierte Forschung zeigt, weshalb Nachahmen nicht nur natürlich ist, sondern sich auch lohnt. Die Arbeit ist Teil des Projekts CULTAPTATION ("Dynamics and adaptation in human cumulative culture"), das mit 2 Mio. EUR aus dem Programm "Neue und aufkommende wissenschaftliche und technologische Entwicklungen" (NEST) ausgestattet wurde. Mit ihm soll untersucht werden, wie menschliche Kultur entsteht, indem etwa erforscht wird, wie Menschen neue Verhaltensweisen entwickeln. Die Forscher hinter der neuesten in der Fachzeitschrift Science präsentierten Studie fanden heraus, dass Menschen mehr davon haben, wenn sie sich für soziales Lernen entscheiden anstatt als Individualist vorzugehen. Kultur hat sich entwickelt und durchgesetzt, eben weil der Mensch die Fähigkeit besitzt, von Seinesgleichen zu lernen. Die Frage ist jedoch, wie Menschen im sozialen Gefüge lernen. Manche lernen durch Nachahmung des Verhaltens ihres Gegenübers, während bei anderen die Entscheidung für oder gegen ein Kopieren auf dem Status des Individuums beruht. Die Forscher unter der Leitung der Universität St. Andrews organisierten einen Computerwettbewerb, bei dem die Teilnehmer Strategien zum sozialen Lernen und den individualistischen Alternativen einreichen sollten, etwa Lernen durch Versuch und Irrtum, um ein angepasstes Verhalten in einer komplexen Umwelt zu erreichen. 104 Teams schrieben Computerprogramme, mit denen das Verhalten von Avataren gesteuert wurde, die in einer ihnen völlig unbekannten Welt lebten. Das Ziel war, die beste Überlebensstrategie zu entwickeln und in ein Computerprogramm zu übertragen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer, die hauptsächlich soziale Lernmethoden verwendeten, erfolgreicher waren als diejenigen, die einen individualistischen Weg einschlugen. Anders gesagt, Teilnehmer mit einer sozialen Strategie hatten bessere Ergebnisse. Die erfolgreichste Strategie konzentrierte sich fast ausschließlich auf soziales Lernen und wog Informationen auf der Grundlage der Zeit seit Informationserwerb ab. Die Gewinner, zwei Absolventen der Queen's University in Kanada, erhielten ein Preisgeld von 10.000 EUR. "Wir stellen fest, dass in vielen Situationen soziales Lernen das individuelle Lernen nicht nur schlägt sondern es völlig in den Schatten stellt", erklärt Professor Kevin Laland vom Centre for Social Learning and Cognitive Evolution an der Universität St. Andrews. "Es gibt kein Gleichgewicht, keine Mischung aus individuellem und sozialem Lernverhalten. In gewisser Weise ist es, als ob man auf einer einsamen Insel ausgesetzt wird, über deren Umwelt man absolut nichts weiß", fügte er hinzu. "Man weiß nicht, was essbar ist. Man könnte fischen, Krabben fangen, Antilopen jagen, Wurzeln ausgraben, das entscheidet man selber. Manche dieser Aktionen können sich als fruchtbar erweisen, andere nicht." Professor Luc-Alain Giraldeau von der Universität von Quebec, Montreal, in Kanada zu dieser Forschungsstudie: "Die Analyse des Wettbewerbs geht auf völlig neue Weise einige der Fragen an, die seit mehr als zwei Jahrzehnten den Bereich des evolutionären sozialen Lernens beschäftigen." Im Hinblick auf die Zukunft schrieben die Forscher: "Ein wichtiger nächster Schritt wird die experimentelle Bewertung der Frage sein, inwiefern das menschliche Verhalten jenes der im Wettbewerb vorgeschlagenen Strategien widerspiegelt. Indem die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der adaptiven Filterung durch das nachgeahmte Individuum und auf das zeitweilige Ignorieren durch das nachahmende Individuum gelenkt wird, hilft der Wettbewerb bei der Erklärung der Frage, weshalb soziales Lernen in der Natur verbreitet ist und der Mensch darin besonders gut ist." Zu dieser Studie trugen auch Forscher der Queen's University, der Universität Bologna in Italien, der Universität Stockholm und der Universität Mälardalen (beide in Schweden) sowie der University of California, Los Angeles (US) bei.

Länder

Kanada, Italien, Schweden, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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