CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-07

Article available in the following languages:

Studie wirft Licht auf Ursprünge einer geheimnisvollen Weltraumschleife

Wissenschaftler aus Polen und den USA haben eine neue Theorie zur Erklärung einer mysteriösen schleifenförmigen Struktur um unser Sonnensystem herum aufgestellt. In ihrem Artikel für die Astrophysical Journal Letters schreiben sie, dass die Schleife die Grenze zwischen der käl...

Wissenschaftler aus Polen und den USA haben eine neue Theorie zur Erklärung einer mysteriösen schleifenförmigen Struktur um unser Sonnensystem herum aufgestellt. In ihrem Artikel für die Astrophysical Journal Letters schreiben sie, dass die Schleife die Grenze zwischen der kälteren lokalen Wolke (oder Flocke) interstellarer Gase und einer anderen Wolke aus extrem heißen Gasen, als lokale Blase bezeichnet, bildet. Sollten die Wissenschaftler Recht behalten, wird die Sonne darüber hinaus in rund 100 Jahren in die lokale Blase eintreten. Die Forscher sind überrascht, nahmen sie doch bisher an, dass die Grenze zwischen der lokalen Wolke und der lokalen Blase weiter entfernt sei. "Wir beobachten die Schleife, weil sich die Sonne einer Grenze zwischen unserer lokalen interstellaren Wolke und einer anderen Wolke mit sehr heißen und turbulenten Gasen nähert", erklärte Professor Stan Grzedzielski vom Weltraumforschungszentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften, der die Forschungsarbeit leitete. Im zufolge ist dies nicht ungewöhnlich, da sich die Sonne immer wieder durch verschiedene Wolken interstellarer Gase bewegt. Wenn die Sonne in eine heißere Wolke eintritt, wird die Heliosphäre höchst wahrscheinlich etwas zusammenschrumpfen, wodurch die kosmische Strahlung leicht zunehmen würde. Die Heliosphäre ist eine Art "Blase", in welcher der Sonnenwind einen Schutz gegen kosmische Strahlen bildet. "Vielleicht müssen zukünftige Generationen lernen, ihre Weltrauminstrumente besser gegen stärkere Strahlung abzuschirmen", meint Professor Grzedzielski dazu. Die in dieser Studie untersuchte merkwürdige Weltraumschleife wurde vom NASA-Satellit IBEX (Interstellar Boundary Explorer) entdeckt. IBEX startete 2008 auf seine Mission zur Erforschung der Grenze zwischen der Heliosphäre und dem interstellaren Raum. Seine erste Aufgabe bestand darin, eine vollständige Karte der Emissionen von energetisch neutralen Atomen (ENA) zu erstellen. Dabei wurde das mysteriöse Band von ENA um unser Sonnensystem herum entdeckt. Seitdem stellten viele Forscher Theorien zum Ursprung von ENA auf, die sich vornehmlich auf die Wechselbeziehungen zwischen der Heliosphäre und dem interstellaren Raum konzentrierten. In der jüngsten Studie wurde dagegen angenommen, dass sich die ENA an der Grenze zwischen der kühlen lokalen Wolke und der heißeren lokalen Blase bilden. Die lokale Blase ist eine extrem heiße und turbulente Region im Weltraum, von der man annimmt, dass es sich dabei um die Überreste von Supernova-Explosionen handelt, die sich vor Millionen von Jahren ereignet haben. Den Forschern zufolge entstehen die ENA, wenn Protonen in der heißen lokalen Blase Elektronen von neutralen Atomen am Rand der kühleren lokalen Wolke greifen. Die ENA stieben dann in alle Richtungen auseinander, einige von ihnen bis zu den IBEX-Sensoren. "Wenn unsere Hypothese stimmt, fangen wir Atome auf, die aus einer interstellaren Wolke stammen, die sich von unserer unterscheidet", erklärte Dr. Maciej Bzowski, Leiter des polnischen IBEX-Teams und einer der Autoren des Artikels. Professor Grzedzielski wiederum erklärt, dass die Schleife eine Art optische Täuschung ist, da ENA tatsächlich in der gesamten Grenzregion zwischen der lokalen Wolke und der lokalen Blase gebildet werden. "Es ist ein rein geometrischer Effekt, den wir beobachten, weil sich die Sonne gerade an der richtigen Stelle befindet, weniger als tausend astronomische Einheiten von der Wolkengrenze entfernt", merkt er an. "Wenn die Grenze zwischen den Wolken flach ist, oder eher leicht zur Sonne hin gedrängt, erscheint sie in Richtung Schleifenmitte dünn und an den Seiten dick, genau da, wo wir den Rand der Schleife sehen. Wären wir weiter von der Grenze entfernt, würden wir keine Schleife sehen, weil alle ENA in dem dazwischen liegenden Gas der lokalen Wolke re-ionisiert und zerstreut werden würden."

Länder

Polen, Vereinigte Staaten

Verwandte Artikel