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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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EU will mit mobilen Geräten selbstgemachte Bomben aufspüren

Ein vom schwedischen Institut für Verteidigungsforschung FOI (Swedish Defence Research Agency) angeführtes europäisches Forscherteam entwickelt ein mobiles Erfassungssystem, das Produktionsstätten für Stoffe aufspürt, die für terroristische Anschläge verwendet werden können. D...

Ein vom schwedischen Institut für Verteidigungsforschung FOI (Swedish Defence Research Agency) angeführtes europäisches Forscherteam entwickelt ein mobiles Erfassungssystem, das Produktionsstätten für Stoffe aufspürt, die für terroristische Anschläge verwendet werden können. Den Forschern zufolge könnte das System letztendlich in Polizeifahrzeuge installiert und während regulärer Patrouillen eingesetzt werden, um damit Aktivitäten für die Bombenherstellung in urbanen Gebieten aufzuspüren. Das Gerät ist aus dem Projekt LOTUS ("Localisation of threat substances in urban society") hervorgegangen, das mit 4,3 Mio. EUR aus dem Themenbereich "Sicherheit" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) der EU finanziert wurde, um ein System zum Aufdecken der illegalen Herstellung von Sprengstoffen und Drogen zu entwickeln. Bis zum Abschluss des Projekts im Jahr 2011 werden die Forscher einen Prototyp bereitgestellt haben, mit dem sich hohe Konzentrationen bedrohlicher Stoffe (Bombenvorstufen) in einem Gebiet feststellen lassen. Mithilfe von GPS-Technologie (Global Positioning System) wird es Informationen über die Art der freigesetzten verdächtigen Substanz, die Lage, Menge und Zeit ermitteln, die dann über ein drahtloses Netzwerk zu den Polizeibehörden zur weiteren Untersuchung übermittelt werden. Die LOTUS-Forscher testen derzeit den Sensor für Wasserstoffperoxid, die wichtigste Zutat der Bomben, die bei den Londoner Anschlägen vom 7. Juli vor 5 Jahren verwendet wurden (man nimmt an, dass die Attentäter zwischen April und Juli 2005 443 Liter Wasserstoffperoxid in 1- oder 4-Liter-Behältern gekauft haben). Am 7. Juli 2005 ereignete sich eine Reihe von Selbstmordanschlägen auf Londons öffentliche Verkehrsmittel, bei denen 52 Menschen starben (zusammen mit den 4 Attentätern). Der Ansatz des Teams beruht bei diesem Projekt weitgehend auf den nachfolgenden Erkenntnissen aus den Anhaltspunkten zu dem Londoner Anschlag. Sogar die Küche in Leeds, in der die Attentäter die tödlichen Sprengsätze gebaut hatten, wurde in dem FOI-Labor nachgebaut. Die Forscher glauben, dass es äußerst schwierig ist, einen Terroranschlag zu vermeiden, wenn seine Durchführung bereits begonnen hat. Dr. Henric Östmark vom FOI erklärte, dass Behörden sich meist darauf konzentrieren, Bomben aufzuspüren, wenn sie bereits gebaut und platziert wurden. Obwohl dies bei Sicherheitskontrollen am Flughafen sehr gut funktionieren kann, ist ein Scannen der hohen Zahl von Menschen auf Bahnhöfen während der Hauptverkehrszeit schlicht unmöglich. Selbst wenn dies möglich wäre, könnte ein in einem Bahnhof entdeckter potenzieller Attentäter eine Bombe an einer beliebigen Stelle detonieren lassen, wodurch das Scannen nutzlos wäre. Aber die Vorbereitungen für einen Anschlag wie den der sogenannten Rucksackbomber braucht Zeit. Für die LOTUS-Forscher stellt die Produktionsphase den richtigen Zeitpunkt für ein Eingreifen der Polizeibehörden dar. "Eine Bombe zu bauen braucht seine Zeit", sagt Dr. Östmark. "Unseren Berechnungen zufolge dauert die Herstellung einer Bombe in einer Küche mindestens einen Monat." Die Forschergruppe behauptet, die Warnzeichen lassen sich zeitlich in verschiedene Phasen einteilen: (1) Planung und Finanzierung; (2) Besorgung von Ausrüstung und Materialien; (3) Vorbereitung und Produktion, Transport; und schließlich (4) Durchführung des Anschlags. Um einen Angriff zu stoppen muss die Beobachtung deshalb während der ersten drei Phasen stattfinden; und hier soll das LOTUS-System helfen. Seit Projektbeginn im Jahr 2009 haben sich die Forscher hauptsächlich auf das Testen von drei Arten von Sensoren konzentriert: auf ein "Ionen-Mobilitäts-Spektrometer" (in der Regel für Überprüfungen an Flughäfen eingesetzt) sowie zwei Sensoren basierend auf "differentieller Beweglichkeitsanalyse" und Infraroterfassung. Die beiden wesentlichen Anforderungen an die Sensoren waren Schnelligkeit und eine hohe Empfindlichkeit. Fehlalarme, behaupten die Forscher, sind eher unwahrscheinlich. Der zentrale Server des Gerätes schlägt nur dann Alarm, wenn dieses hohe Werte spezifischer Chemikalien über einen längeren Zeitraum erkennt. Aber was passiert, wenn Terroristen einfach auf Wasserstoffperoxid verzichten und eine neue Substanz benutzen? "Wir betrachten andere Möglichkeiten zur Heimproduktion von Sprengsätzen mit selbstgemachten Chemikalien", bemerkt Dr. Östmark. "Wir stellen außerdem sicher, dass unseren Sensoren auf mögliche neue Bombenherstellungsmethoden der Terroristen angepasst werden können." Sobald der Prototyp fertiggestellt wurde, wird er in der schwedischen Hauptstadt Stockholm und einer anderen europäischen Stadt getestet werden.

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Schweden

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