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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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War die Venus einmal bewohnbar?

Heutzutage entspricht die Venus unserer Vorstellung von der Hölle: Temperaturen, die 2- oder 3-mal höher sind als in einem Küchenofen, eine giftige Atmosphäre und ein rund 100-mal höherer Oberflächendruck als auf der Erde - und somit nur sehr wenig Wasser. Doch in der Vergange...

Heutzutage entspricht die Venus unserer Vorstellung von der Hölle: Temperaturen, die 2- oder 3-mal höher sind als in einem Küchenofen, eine giftige Atmosphäre und ein rund 100-mal höherer Oberflächendruck als auf der Erde - und somit nur sehr wenig Wasser. Doch in der Vergangenheit ähnelte der Planet möglicherweise viel mehr unserer Erde und verfügte vielleicht sogar über Ozeane. Vier Jahre nach Beginn der europäischen Mission Venus Express enthüllen führende Weltraumforscher das Geheimnis dieses Planeten. Die Venus ist der zur Erde nächstgelegene Nachbarplanet und ihre Größe und Masse sind vergleichbar mit der Erde. Sie wurde zu einer ähnlichen Zeit gebildet und besteht aus ähnlichen Materialien. Dennoch sieht die Venus völlig anders aus. "Das Verständnis der Evolution der Venus sollte uns nicht nur Erkenntnisse zur Entwicklung der Erde, sondern vielleicht sogar auch zu Planetensystemen (außerhalb unseres Sonnensystems) liefern", sagte Dr. Colin Wilson von der Oxford University im Vereinigten Königreich. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) startete Venus Express im November 2005, um die Geheimnisse des kleinen Planeten zu enträtseln, und seit ihrer Ankunft vor vier Jahren im April 2006 hat die Sonde die Venus erforscht. "Venus Express liefert weiterhin wertvolle Daten und Informationen" und die diesjährige Konferenz (Juni 2010 in Aussois, Frankreich) trug zur Enthüllung einiger der bisher interessantesten Ergebnisse bei, erklärte Håkan Svedhem, der als Wissenschaftler am Projekt Venus Express Projekt beteiligt ist. Venus Express lieferte den Forschern ein vollständiges Bild von Struktur, Zusammensetzung und Dynamik des Planeten sowie nie zuvor gesehene Bilder von der Beobachtungskamera VMC (Venus Monitoring Camera). "Die grundsätzliche Zusammensetzung von Venus und Erde ist ziemlich ähnlich", erklärte Dr. Svedhem, außer dass es auf der Erde reichlich Wasser gibt, das auf der Venus praktisch nicht vorhanden ist. Doch vor Milliarden von Jahren gab es auf der Venus wahrscheinlich viel mehr Wasser und Daten von Venus Express bestätigten, dass der Planet durch UV-Strahlung von der Sonne eine große Menge Wasser an den Weltraum verlor. "Alles deutet darauf hin, dass es in der Vergangenheit große Mengen Wasser auf der Venus gegeben hat", so Dr. Wilson. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es auf der Venus Ozeane gab. Dr. Eric Chassefière, Planetenwissenschaftler an der Université Paris-Sud in Frankreich, hat ein Computermodell entwickelt, das darauf schließen lässt, dass sich das Wasser größtenteils in der Atmosphäre des Planeten befand, nicht auf seiner Oberfläche, und dass es nur in den frühesten Zeiten der Venus existierte. Die Überprüfung dieser Hypothese ist sehr schwierig. Dr. Chassefière glaubt, dass weitere Modelle in Kombination mit zukünftigen Daten von Venus Express Planetenwissenschaftlern dabei helfen werden, die Evolution des Planeten zu verstehen. In der Vergangenheit haben sowohl Russland als auch die USA Raumsonden zu unserem nächsten Nachbarplaneten geschickt; daraufhin legten Weltraumwissenschaftler die Venus für etwa ein Jahrzehnt auf Eis, bis zum Start neuer Forschungsmissionen. Die nächsten Missionen werden mehr Daten liefern und dazu beitragen, die Geheimnisse der Venus aufzudecken. Die japanische Sonde Akatsuki sollte im Dezember 2010 die Venus erreichen. Sie wird den Planeten aus einer anderen Umlaufbahn heraus beobachten und somit die Informationen von Venus Express durch eigene Daten ergänzen.

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