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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Das Spiel der Gorillas verstehen

Eine neue europäische Studie zeigt, dass Gorillas genau wie Menschenkinder auch "Fangen" spielen, indem sie einen Spielgefährten berühren und dann weglaufen. Darüber hinaus laufen sie aus dem gleichen Grund weg wie die Menschen: um ihren Wettbewerbsvorteil zu erhalten. Die im ...

Eine neue europäische Studie zeigt, dass Gorillas genau wie Menschenkinder auch "Fangen" spielen, indem sie einen Spielgefährten berühren und dann weglaufen. Darüber hinaus laufen sie aus dem gleichen Grund weg wie die Menschen: um ihren Wettbewerbsvorteil zu erhalten. Die im Fachmagazin Biology Letters veröffentlichte Studie befasste sich erstmals mit der Frage, ob die Tiere auf fehlende Fairness in natürlichen sozialen Situationen reagieren. Die Forschungsarbeit wurde zum Teil mit Mitteln aus der Leonardo da Vinci-Initiative unter dem EU-Programm für Lebenslanges Lernen finanziert. In vorangegangenen Forschungen wurde untersucht, wie verschiedene nicht-menschliche Spezies auf Ungerechtigkeiten reagieren, aber diese Versuche wurden in Labors durchgeführt und haben sich eher auf das benachteiligte Individuum konzentriert. Diese Studie untersuchte Videos von Spielkämpfen in sechs sozialen Gruppen in fünf Zoos in Deutschland und der Schweiz, die auf natürliche Weise entstanden. Das Team wollte das Verhalten der Angreifer (d.h. der Tiere mit dem sozialen Vorteil) mit dem ihrer Spielgefährten (die mit dem Nachteil) beim Fangenspielen vergleichen. "Diese Studie zeigt eine neue opportunistische Seite bei Affen", kommentierte Dr. Marina Davila Ross von der Abteilung für Psychologie an der Universität Portsmouth im Vereinigten Königreich, eine der Autorinnen des Artikels. "Das Verhalten der Gorillas ähnelt stark jenem von Kindern. Sie schlagen nicht nur ihre Spielkameraden und laufen dann vor ihnen davon, sondern sie tauschen auch ihre Rollen. Der Gejagte wird dann zum Jäger und umgekehrt." "Experimentelle Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass sich im Nachteil befindliche Tiere in einer ungerechten Situation gegen die Ungerechtigkeit auflehnen. Mit diesem Wissen und unserer eigene Studie können wir darauf schließen, dass wir Menschen nicht die einzigen sind, die ihr Verhalten davon abhängig machen, ob wir in einer unfairen Situation im Vor- oder Nachteil sind", fügte Dr. Davila Ross hinzu. Interessanterweise rannten die Gorillas weniger wahrscheinlich sofort weg, wenn sie ihren Spielkameraden nur sanft berührten. Dem Team zufolge bedeutet dies, dass "Menschenaffen die Rauheit ihres eigenen Verhaltens gegenüber anderen und das Ausmaß, in dem sie gegen soziales Verhalten verstoßen, wahrnehmen und ihr Verhalten entsprechend anpassen können." All dies wirft die Frage auf, warum Tiere sich überhaupt auf gespielte Konflikte einlassen. Diese Spiele können einen Kontext bieten, in dem Tiere Reaktionen auf natürlich auftretende Ungerechtigkeiten testen können. Sie bieten den Einzelnen außerdem die Möglichkeit, mit anderen Mitgliedern der Gruppe auf eher ungezwungen Weise zu interagieren. Dr. Davila Ross zufolge können die Erfahrungen der Gorillas aus dem Spiel ihnen beim Umgang mit realen Konflikten helfen. Durch den Rollentausch zwischen Jäger und Gejagtem im Laufe eines Spiels könnten die Tiere feinere und bessere Kommunikationsfähigkeiten entwickeln. "Unsere Erkenntnisse, dass Gorillas während gespielter Konflikte auf Ungerechtigkeiten reagieren, liefern unseres Wissens erste empirische Beweise dafür, dass Tiere die Folgen von Ungerechtigkeiten spielerisch erkunden", schlussfolgern die Forscher. "Weitere Forschung ist notwendig, um Ungerechtigkeiten in natürlichen sozialen Interaktionen bei nicht-menschlichen Spezies zu untersuchen, Forschung, die wahrscheinlich unsere Kenntnisse über die Entwicklung der sozialen Konkurrenz, Fairness und Moral beim Menschen verbessern wird." An der Studie nahmen außerdem Edwin van Leeuwen von der Freien Universität Amsterdam, Niederlande, und der Universität Portsmouth sowie Elke Zimmermann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Deutschland teil.

Länder

Deutschland, Niederlande, Vereinigtes Königreich

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