Führen sie selber Regie

Sind Sie beim Gucken von Sport- oder Konzertveranstaltungen im Fernsehen manchmal frustriert? Wollen Sie manchmal die Kameraperspektive oder den Zoomfaktor auf einen bestimmten Spieler selber bestimmen? Ein Netzwerk europäischer Forscher arbeitet daran, diese Science-Fiction-F...

Sind Sie beim Gucken von Sport- oder Konzertveranstaltungen im Fernsehen manchmal frustriert? Wollen Sie manchmal die Kameraperspektive oder den Zoomfaktor auf einen bestimmten Spieler selber bestimmen? Ein Netzwerk europäischer Forscher arbeitet daran, diese Science-Fiction-Fantasie Wirklichkeit werden zu lassen - egal ob auf einem Panorama-LCD-Bildschirm (Liquid Crystal Display) mit Surround-Sound oder auf einem Mobiltelefon. FASCINATE ("Format-agnostic script-based interactive experience") erhielt 9,35 Mio. EUR aus dem Themenbereich "Informations- und Kommunikationstechnologien" (IKT) des Siebten Rahmenprogramms (RP7) der EU, um ein hochentwickeltes technologisches System für künftige immersive und interaktive Fernsehdienste zu schaffen.

Die Schaffung eines wirklich interaktiven, personalisierten Fernseherlebnisses, das den Betrachter in die Handlung auf dem Bildschirm eintauchen lässt, stellt eine Herausforderung dar. Auf der Produktionsseite bedeutet dies einen echten technologischen Wandel. Heutzutage wählen Regisseure und Kameraleute für ein bestimmtes Bildschirmformat die Bilder aus, die die Zuschauer ihrer Meinung nach interessieren. In Zukunft könnte eine ganze Szene mithilfe mehrerer Mikrofone und verschiedener Kameraarten gleichzeitig einfangen werden. Zusammen würden diese Videosignale eine Szene mehrschichtig und in hoher Qualität darstellen, für deren Betrachtung der Zuschauer nach Belieben von einer Ebene zur nächsten navigieren können sollte. Der Begriff "formatagnostisch" bedeutet, dass die Technologie hinsichtlich Auflösung, Blickfeld, Farbe usw. auf jeder Art von Bildschirm funktionieren würde.

Die 11 Partner aus 8 europäischen Ländern umfassende FASCINATE-Konsortium deckt eine Reihe von technischen Fragen ab: Video, Audio, Übertragungsinfrastruktur und vieles mehr. Zum Beispiel befassen sich die Forscher an der Universität Salford im Vereinigten Königreich mit der Untersuchung der Klangaspekte des Projekts, zeichnen dafür Panoramaklang auf und passen die Richtung der Tonwiedergabe an wechselnde Blickwinkel an. Auch die Zuschauervorlieben werden untersucht, da Zuschauer verschiedenen Alters und aus verschiedenen kulturellen Hintergründen von ihrem TV-Erlebnis vielleicht verschiedene Dinge erwarten könnten.

Schließlich sollt es durch den technologischen Wandel möglich werden, wirklich reale Erlebnisse aus Vergnügungsparks und IMAX-Kinos auf die alltägliche Unterhaltungselektronik zu Hause zu übertragen. Zum Beispiel geht das FASCINATE-Team davon aus, dass die Technologie innerhalb der nächsten drei bis vier Jahren eine Konzertübertragung auf verschiedene Arten verbessern wird. Mithilfe eines Mobiltelefons könnte sich ein Rockmusikfan in einem Stadion mit einer Reihe hochauflösender Kameras, die das Ereignis in Echtzeit erfassen, verbinden, um auf die Finger des Bassisten zu zoomen. Nach dem Konzert könnten die Zuschauer das ganze Konzertvideo abrufen und zu ihrer Lieblingsstelle navigieren, sowohl zeitlich als auch räumlich. Zu Hause könnte ein Fußballfan auch einen bestimmten Spieler betrachten oder sich das Spiel aus der Torwartperspektive anschauen.

FASCINATE wird das Fernsehen aufregender machen, neue Standards schaffen und europäische Unternehmen im Wettbewerb in diesem Bereich unterstützen. Darüber hinaus erforschen verschiedene andere EU-finanzierte Projekte die Zukunft der Fernsehtechnologien und die Infrastrukturen, die für die Übertragung dieser großen Datenmengen via Satellit, Breitband oder Rundfunk erforderlich sind. Insbesondere befassen sich einige Projekte mit 3D- (dreidimensionalen) und anderen interaktiven Technologien, mit denen die Fernseherfahrung reicher, leichter und persönlich anpassbar wird.