Die EU verbessert Sicherheit auf dem Meer
Das Leben auf hoher See soll in Zukunft sicherer werden. Zu verdanken ist dies den Ergebnissen eines EU-finanzierten Forschungsprojekts zur Verbesserung von Schiffsevakuierungen sowie der Sicherheitsverfahren auf Passagierbooten, die Maßstäbe für das Seerecht setzen könnten. Die Arbeit ist das Ergebnis des SAFEGUARD-Projekts ("Ship evacuation data and scenarios"), das im Themenbereich "Technologien für die Informationsgesellschaft" des sechsten Rahmenprogramms (RP6) etwas über 2 Mio. EUR erhalten hat. Das Team aus Wissenschaftlern, technischen Beratern und Schifffahrtsunternehmen führte ein beispielloses Forschungsprojekt an Bord des Kreuzfahrtschiffs Jewel of the Seas von Royal Caribbean International durch, bei dem mehr als 2.300 Passagiere "live" an einer Rettungsübung auf See teilnahmen. Ziel war es, den Evakuierungsablauf des Schiffes zu analysieren - insbesondere die Frage, wie lange es dauert, bis die Passagiere auf den Alarm reagieren - und die gegenwärtigen Evakuierungsanalysepraktiken zu verbessern. Mit Hilfe von rund 100 Videokameras einschließlich Überwachungskameras, Türspionen, digitalen und analogen Kameras maßen die Forscher die Reaktionszeit aller Passagiere, nachdem der Evakuationsalarm losgegangen war. Die Passagiere trugen während der halbstündigen Übung Infrarotschilder, mit denen die Forscher die exakten Bewegungen einer jeder Person lokalisieren und die Wege rekonstruieren konnten, auf denen die Personen durch das Schiff zu den verschiedenen Sammelpunkten an Bord gingen. Nach Aussage des Forschungsleiters Professor Ed Galea von der Greenwich University, Fire Engineering Group, im Vereinigten Königreich stellte dieses Experiment an Bord der Jewel of the Seas ein historisches Ereignis dar. "Diese Rettungsübung war in vielerlei Hinsicht einzigartig, da wir Daten auf einem großen Kreuzfahrtschiff während einer praktisch unangekündigten Rettungsübung und während wir tatsächlich auf hoher See waren sammeln konnten", betont er. "Die Forscher konnten die realistische Reaktionszeit auf den Alarm messen, als 2.300 Passagiere über 12 Decks verteilt waren", fügt Professor Galea hinzu. "Obwohl die Passagiere am Vortag über die Übung informiert wurden, waren sie weitgehend unvorbereitet und befanden sich überall auf dem Schiff, in ihren Kabinen, in den Bars, im Fitnessraum, in den Läden, Restaurants usw., als der Alarm ausgelöst wurde. " Professor Galea fügt hinzu, dass "all das einen erheblichen Unterschied zu einer typischen Rettungsübung darstellt, die im Vorfeld konkret angekündigt wird und stattfindet, bevor das Schiff ablegt, und bei der sich viele Passagiere bereits an den Sammelpunkten befinden und dort auf den Beginn der Übung warten." Diese Übung an Bord der Jewel of the Seas letzten Sommer war so aufwändig, dass die Planung neun Monate dauerte. Laut Professor Galea wird die Analyse der Bilder aus den Videokameras zur Messung der Reaktionszeit der Passagiere bis zu ihrem Eintreffen am Sammelpunkt mindestens sechs Monate in Anspruch nehmen. Darüber hinaus müssen die Forscher auch die Fragebögen auswerten, die die Passagiere an Bord während der Übung ausgefüllt haben. Die intensive Vorbereitung des Teams zahlte sich aus, denn nahezu alle Passagiere nahmen an der Rettungsübung teil und trugen während der gesamten Zeit die Infrarotschilder. "Die Organisation dieses Projekts auf der Jewel of the Seas war anstrengend und aufregend zugleich, und die Ergebnisse werden weitreichend sein", sagt Professor Galea und fügt hinzu, dass "vermutlich nichts annähernd so Großes jemals wieder durchgeführt werden wird. " Er sei zuversichtlich, dass die "Forschungen des SAFEGUARD-Teams zum neuen Seerecht beitragen werden und durch den Entwurf besserer und sichererer Schiffe letztendlich Leben gerettet werden können." Tracy Murell, Direktorin für maritime Sicherheit bei Royal Caribbean Cruses, sagt, ihr "Unternehmen freut sich darauf, von den Projektergebnissen zu lernen."