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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Garnelenzucht bekommt Folgen von Viren zu spüren

Das Virus der Weißfleckenkrankheit (white spot syndrome virus, WSSV) hat auf der ganzen Welt verehrende Folgen für die Garnelenzucht und wird im Gegensatz zu anderen Viren wie die der Grippe, die nach und nach schwächer werden, immer aggressiver, je weiter sich die Epidemie au...

Das Virus der Weißfleckenkrankheit (white spot syndrome virus, WSSV) hat auf der ganzen Welt verehrende Folgen für die Garnelenzucht und wird im Gegensatz zu anderen Viren wie die der Grippe, die nach und nach schwächer werden, immer aggressiver, je weiter sich die Epidemie ausbreitet. Wissenschaftler von der Universität Wageningen in den Niederlanden haben nun entdeckt, dass das WSSV dann auftaucht, wenn die Praktiken der Garnelenzucht angepasst werden. Sie hoffen, dass ein umfassenderes Wissen zu einer verbesserten Kontrolle und schließlich zur Eindämmung der Krankheit führt. Die Erkenntnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlicht. Die globale Garnelenproduktion hat sich in der letzten Dekade von 750.000 Tonnen in den 1990er Jahren auf über 3 Millionen Tonnen in den letzten 5 Jahren mehr als verdreifacht und die Ökosysteme an der Küste sowie die Erwerbsquellen der dort lebenden Menschen erheblich beeinflusst. WSSV ist ein für Garnelen tödlicher Krankheitserreger und stellt nach Aussage der Forscher seit zwei Jahrzehnten die größte Bedrohung für die Garnelenzucht dar. Die Krankheit ist für Garnelen sehr schnell tödlich und hoch ansteckend. WSSV-Ausbrüche haben auf der ganzen Welt innerhalb weniger Tage ganze Populationen von Garnelenzuchten ausgelöscht. Mit der Zeit wurde das Virus immer gefährlicher; dokumentierte Ausbrüche in China im Jahre 1992 und in Ecuador im Jahre 1999 zeigten einen Einbruch der lokalen Garnelenzucht um 70% nach den Ausbrüchen. Das Virus hat sich seitdem auf der ganzen Welt ausgebreitet und wurde sogar bei wilden Krustentieren in Europa entdeckt. Um herauszufinden, warum das WSSV sich so völlig anders verhält als andere Viren, untersuchten die Wissenschaftler aus Wageningen den genetischen und geographischen Verlauf des Garnelenvirus seit seinem mutmaßlichen Ursprung. Sie entdeckten, dass die Widerstandskraft des Virus mit der Zeit steigt und das Genom schrumpft, und dies in einem Muster, das dem der theoretischen Vorhersagen aus der evolutionären Biologie sehr ähnlich ist. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Dr. Mark Zwart vom Labor für Virologie der Universität analysierten zunächst Proben des Virus in Garnelen aus fünf asiatischen Ländern und verglichen sie anschließend miteinander, sowie mit veröffentlichter Literatur über WSSV aus China, Taiwan, Thailand und Vietnam. Dies half den Autoren herauszufinden, welche Veränderungen der Genetik sowie der Widerstandskraft in den verschiedenen Viruspopulationen seit der ersten Entdeckung des WSSV aufgetaucht sind. Sie fanden heraus, dass das große Genom des WSSV Regionen vorweist, die von Isolat zu Isolat variabel sind und sich hauptsächlich durch fehlende DNS (Desoxyribonukleinsäure)-Fragmente oder sogenannte Deletionen unterscheiden. Durch Aneinanderreihung der Virusproben entdeckten die Wissenschaftler ein bemerkenswertes Muster: die Mehrzahl dieser variablen Regionen verschwanden anfänglich vom Genom, aber die Deletionsrate nahm mit der Zeit in einem mathematisch nachvollziehbaren Prozess ab. Tests an den Garnelen ergaben, dass die Virulenz des Virus entsprechend anstieg. Beide Veränderungen sind nach Ansicht des Teams augenscheinlich evolutionäre Anpassungen des Virus an die Methoden der Garnelenzucht. Das Virus konnte sich offensichtlich auch innerhalb kurzer Zeit über weite Entfernungen ausbreiten, was vermutlich auf den Transport der infizierten Garnelen zurückzuführen ist. Wird die Ausbreitung des Virus eingedämmt, ist dies ein großer Schritt hin zur Verbesserung des zukünftigen Kampfes gegen Virusausbrüche in der Garnelenzucht, sagen die Forscher und betonen, wie wichtig es ist, dass sich die Interventionsstrategien auf die Langstreckentransporte konzentrieren. So konnten strenge Maßnahmen auf den Philippinen den Import des WSSV und somit die Existenz des Virus im Land bis zum Jahre 1999 verhindern. Die Restriktionsmaßnahmen auf den Philippinen beinhalteten ein Importverbot für alle exotischen Garnelenarten sowie die Regulierung des Transports der Garnelensetzlinge innerhalb des Landes. Die Wissenschaftler hoffen, dass ein umfassenderes Wissen über die Epidemiologie des WSSV zu unterschiedlichen Zeiten und Orten zu einer verbesserten Kontrolle und schließlich zur Eindämmung der Krankheit führt.

Länder

Niederlande