CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-07

Article available in the following languages:

Schutz der Vögel vor Gefahren durch Stromleitungen und -masten

Stromschläge und Kollisionen mit Stromleitungen sind die Haupttodesursachen vieler Vogelarten. Nun warfen spanische Wissenschaftler neues Licht auf die Faktoren, die zu diesen Todesfällen beitragen. Ihre Erkenntnisse zeigen, dass die Einführung recht simpler Maßnahmen an besti...

Stromschläge und Kollisionen mit Stromleitungen sind die Haupttodesursachen vieler Vogelarten. Nun warfen spanische Wissenschaftler neues Licht auf die Faktoren, die zu diesen Todesfällen beitragen. Ihre Erkenntnisse zeigen, dass die Einführung recht simpler Maßnahmen an bestimmten Standorten die Anzahl der Vögel, die auf diese Weise sterben müssen, erheblich verringern könnte. Damit trägt diese Forschungsarbeit wesentlich zum Schutz bedrohter Vogelarten bei. Jedes Jahr sterben weltweit Tausende von Vögeln an Stromleitungen und deren Masten, entweder durch einen Stromschlag oder durch eine Kollision. Dies passiert, wenn der Vogel zwei Leitungen berührt oder wenn er sich auf einen leitenden Mast (der z.B. aus Metall besteht) setzt und gleichzeitig eine Leitung berührt. In Europa sind vor allem Greifvögel, Störche, Eulen und Raben betroffen und einige bedrohte Arten wie der Spanische Kaiseradler (Aquila adalberti) oder der Habichtsadler (Aquila fasciata) sind durch Stromschläge besonders gefährdet. Zwar sehen Strommaste auf den ersten Blick alle gleich aus, es gibt jedoch Hunderte unterschiedlicher Mastarten. Das Risiko für die Vögel beruht sowohl auf der Art des Mastes als auch auf dem Standort. Zwar wurden bereits Maßnahmen entwickelt, die das Risiko von Strommasten reduzieren sollen, deren Wirksamkeit hat man bisher aber noch nicht ausgewertet. Wissenschaftler der spanischen Universität Barcelona haben sich mehr als zehn Jahre mit diesem Problem befasst. In einem Artikel in der Fachzeitschrift Journal of Wildlife Management führen sie aus, wie sie das Risiko eines Stromschlags, das von den fast 4.000 Strommasten in der Region rund um Barcelona ausgeht, bewertet haben. Sie fanden heraus, dass weniger als 10% der Maste für über 50% der verunglückten Vögel verantwortlich sind. Was die Art des Mastes angeht, sind die sichersten Strommasten nicht geerdet und haben hängende Stützisolatoren, alternierende Traverse-Konfigurationen und keine Verbindungsdrähte. Auch der Standort ist entscheidend: Strommasten, die die Landschaft dominieren, vor allem im Buschland, stellen eine besondere Gefahrenquelle dar, weil Raubvögel sich gerne auf diesen niederlassen, wenn sie die Umgebung nach Beute absuchen. Entscheidend an der Studie ist, dass die Stromgesellschaften nicht alle ihre Strommasten schützen müssen, um die Mortalität durch Stromschlag zu reduzieren. Stattdessen reichen Maßnahmen an "nur 6% der gefährlichsten Strommasten aus, um die Anzahl der tödlichen Vorfälle mit Vögeln um bis zu 70% zu senken", erklärt Joan Real, einer der Autoren der Abhandlung. Das Fazit der Forscher lautet: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Risiko des Todes durch Stromschlag bei Vögeln in einem bestimmten Gebiet durch eine Kombination aus der sorgfältigen Auswahl der Maste und wohlerprobter Verbesserungsmaßnahmen fast vollständig eliminiert werden kann, wodurch die Mittel der öffentlichen Behörden und Stromversorgungsunternehmen zum Schutz der Vögel optimal genutzt werden können." In einer zweiten, in der Fachzeitschrift Bird Conservation International veröffentlichten Studie, behandeln die Forscher das Problem der Kollisionen. "Das Problem der Kollisionen mit Stromleitungen ist weniger bekannt als das des Stromschlags und auch schwieriger festzumachen, da es überall, wo es Überlandleitungen gibt, auftreten kann", erklärt Professor Real. Das größte Risiko stellt hier die weniger sichtbare Erdungsleitung dar. Die Forscher verwendeten Peilsender, mithilfe derer sie das Schicksal von 18 Habichtsadlern verfolgten; Kollisionen mit Stromleitungen sind die dritthäufigste Todesursache bedrohter Arten. "Die für den Habichtsadler gefährlichsten Bereiche sind etwa Brut- und Rastgebiete (Felsvorsprünge), offene Jagdgebiete (Buschland, Ackerland und Grasland) fern der Städte und ohne störende Menschen sowie entlang der Einflugschneise zwischen Futtersuche und Brut- und Rastgebieten", schreiben die Forscher. Den Wissenschaftlern zufolge könnte die Anzahl der Kollisionen mit Maßnahmen wie dem Markieren der Leitungen in diesen Bereichen reduziert werden.

Länder

Spanien