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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Europa will gewaltsame Übergriffe aufgrund von Geschlecht und sexueller Orientierung bekämpfen

Asylbewerber, jugendliche Flüchtlinge und illegale Migranten haben ein erhöhtes Risiko, in Auffanglagern oder Asylantenwohnheimen in Europa aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung schikaniert zu werden, so eine neue Studie. Die Forschung wurde teilweise ...

Asylbewerber, jugendliche Flüchtlinge und illegale Migranten haben ein erhöhtes Risiko, in Auffanglagern oder Asylantenwohnheimen in Europa aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung schikaniert zu werden, so eine neue Studie. Die Forschung wurde teilweise durch das SENPERFORTO-Projekt finanziert, das die Europäische Kommission im Rahmen ihres Daphne-Programms unterstützt. Ziel dieses Programms ist die Prävention und Bekämpfung aller Formen von Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Frauen. Darüber hinaus unterstützt es auf diesem Gebiet tätige Organisationen und fördert die Zusammenarbeit zwischen ihnen. Das partizipatorische Projekt "Hidden Violence is a Silent Rape" unter der Leitung des International Centre for Reproductive Health (ICRH) der Universität Ghent in Belgien hat festgestellt, dass die Täter am häufigsten unter den Mitbewohnern und Mitarbeitern in Auffanglagern und Asylantenwohnheimen zu finden sind. Über 90% der Fälle von Schikanen wurden nicht angezeigt. Die Mitarbeiter in Auffanglagern sowie in den Asylantenwohnheimen wiederum beklagen, ihnen fehlen die Kapazitäten, Mittel und Instrumente, um die drei wichtigsten Punkte zu erfüllen: die Einschätzung des Risikos und das Erkennen von Hinweisen auf bevorstehende Gewalt aufgrund des Geschlechts oder der Sexualität (sexual and gender-based violence, SGBV); die kulturell-kompetente und partizipatorische Entwicklung vorbeugender Maßnahmen; sowie die Reaktion im Falle von SGBV. Es fehlen sowohl Informationen, als auch Verordnungen hinsichtlich SGBV gegenüber Asylbewerbern, jungendlichen Flüchtlingen und sogar Kindern ohne Begleitung ihrer Eltern. Ferner gibt es laut Aussage der Projektpartner weder Standardvorgehensweisen noch einen Verhaltenskodex für die Mitarbeiter in Auffanglagern und Asylantenwohnheimen. Die Befragung von 599 Personen (57,3% männlich und 42,7% weiblich), die in Auffanglagern leben oder arbeiten, ergab Berichte über 721 Gewalterfahrungen. 43,4% der Befragten gaben keinen Fall von Gewalt in den letzten 12 Monaten an. 56,6% jedoch berichteten über Fälle von Gewalt, die in den 12 Monaten vor der Befragung stattgefunden hatten. Die meisten Fälle (89,1%) verteilten sich auf vier der acht Partnerländer, nämlich: Malta (158 Fälle oder 26,4% aller berichteten Fälle), Belgien (146, 24,4%), Irland (132, 22%) und Ungarn (102, 17%). Von insgesamt 73 Fällen (12,2%) wurde in Griechenland berichtet, 68 (11,4%) in den Niederlande, 28 (4,7%) in Spanien und 14 in Portugal (2,3%). Ein Europäisches Konsortium aus 14 Partnern hat sich nun dem Kampf gegen dieses Problem verschworen und will entsprechende Lösungen bieten. Das SENPERFORTO-Projekt, das Experten aus Belgien, Spanien, Griechenland, Irland, Ungarn, Malta und den Niederlanden zusammenführt, hat sich die Prävention von SGBV in europäischen Auffanglagern und Asylantenwohnheimen zum Ziel gesetzt. Dabei sollen von innen heraus die Ressourcen der wichtigsten Interessensgruppen in den EU-Mitgliedsstaaten gebündelt werden. SENPERFORTO, was "keine Gewalt mehr, ohne Gewalt" auf Esperanto heißt, konzentriert sich auf die Ermittlung spezifischen Wissens, Verhaltens, der Praxis und der speziellen Bedürfnisse sowohl der Mitarbeiter als auch der Bewohner in europäischen Auffanglagern und Asylantenwohnheimen hinsichtlich SGBV. Nach Ansicht der Experten werden die Antworten dabei helfen, einen "auf Bedürfnissen, Rechten und Beweisen basierenden, partizipatorischen und geschlechtlich ausgewogenen europäischen Referenzrahmen zur Prävention von SGBV" in den Auffanglagern und Asylantenwohnheimen Europas zu schaffen. Ziel dieses Referenzrahmens ist die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden von Mitarbeitern und Bewohnern der Auffanglager und Asylantenwohnheimen in Europa. Um dies zu gewährleisten werden Präventivmaßnahmen eingeführt, die sich auf die partizipatorischen Rechte und Menschenrechte sowie gesunde Beziehungen, Sexualität und Gleichheit und den interkulturellen Dialog konzentrieren. Die Schaffung einer umfassenden SGBV-Prävention sowie von Lösungsstrategien erfordert Diskussionen und Verhandlungen, so die Experten. Darüber hinaus ist es wichtig, die Strategie auf jedes einzelne Auffanglager zuzuschneiden. Alle Lager können mithilfe praxisbezogener Ansätze, die der Referenzrahmen bietet, ihren eigenen Bedarf erfüllen. Zwar ist der Referenzrahmen primär auf Auffanglager und Asylantenwohnheime in Europa ausgerichtet, doch können auch andere Institutionen die SGBV-Prävention und Lösungsstrategien anwenden.

Länder

Belgien, Griechenland, Spanien, Ungarn, Irland, Malta, Niederlande

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