Europäische Forscher entwickeln Toxintest für Meeresfrüchte
Die Gefahr von Lebensmittelvergiftungen durch Toxine in Meeresfrüchten, speziell Schalentieren, könnte künftig gebannt sein. Dank eines neuen, von Wissenschaftlern der Queen's University Belfast, Vereinigtes Königreich, entwickelten Tests soll der Verzehr von Schalentieren nun sicherer werden. Das neue Verfahren ist eines der Ergebnisse des Projekts BIOCOP ("New technologies to screen multiple chemical contaminants in foods"), das mit 9,62 Millionen EUR unter dem Themenbereich "Lebensmittelqualität und -sicherheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU gefördert wurde. Wie das Forscherteam am Institute for Agri-Food and Land Use der Queen's University erläutert, weist der neue Test nicht nur Toxine in Schalentieren nach, bevor sie in die Nahrungsmittelkette gelangen, auch die weltweite Fisch verarbeitende Industrie wird davon enorm profitieren. Mit herkömmlichen Tests dauerte Nahrungsmittelexperten zufolge der Nachweis potenziell gesundheitsschädlicher Toxine in Schalentieren ganze zwei Tage. Die neue Biosensortechnologie verkürzt diesen Prozess auf 30 Minuten - wobei die Vorteile wie Zeitersparnis und zuverlässigere Ergebnisse klar auf der Hand liegen. Der Test weist paralytische Schalentiergifte nach, die stets mit Lähmungserscheinungen einhergehen und für rund ein Viertel aller Betroffenen tödlich enden. "Die von Algen produzierten Toxine reichern sich in den Schalentieren an, gefährden in höchstem Maße die Gesundheit des Verbrauchers und bedrohen Aquakulturen durch enorme wirtschaftliche Verluste", erklärt Professor Chris Elliott, Projektleiter und Direktor des Institute of Agri-Food and Land Use. "Zwar ist die Gefahr, die von diesen Toxinen ausgeht, schon länger bekannt, allerdings existieren noch keine hundertprozentig zuverlässigen Nachweismethoden. Zudem mehren sich die Hinweise, dass der weltweite Klimawandel Kontaminationen dieser Art fördert, sodass viele Schalentiere produzierende Aquakulturen ihren Betrieb aufgeben müssen." Laut Professor Elliott basiert das neue Testverfahren auf dem Einsatz neuartiger "Detektorproteine", mit denen sich geringste Toxinkonzentrationen in verschiedenen Schalentieren wie Kammmuscheln, Austern und Miesmuscheln nachweisen lassen. "Der Test wird nicht nur den Verzehr von Schalentieren sicherer machen, sondern auch die globale Aquakulturindustrie wesentlich unterstützen, für die Toxinkontaminationen im Zuge des Klimawandels ein enormes Problem sind", vermerkt Professor Elliott. Ein Kooperationsvertrag zwischen den Queen's-Forschern und der Unternehmensgruppe Neogen Europe, Vereinigtes Königreich, sieht inzwischen die kommerzielle Nutzung des neuen Tests vor. "Dies ist bereits der dritte von den Queen's-Forschern und Neogen Europe entwickelte Aquakultur-Test, mit dem die Unternehmensgruppe ihr Spektrum an Lebensmittelschnelltests erweitert und die Queen's University ihre internationale Führungsposition auf diesem Gebiet festigt", heißt es im Bericht der Queen's-Forscher. Im Zuge dessen gewährte die US-amerikanische Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit (FDA) der Queen's University einen Zuschuss von 500.000 USD (rund 388.000 EUR), um den Test auf der anderen Seite des Atlantiks weiterzuentwickeln. Zum Einsatz kommt der Test sowohl im Labor, aber auch unmittelbar an Bord der Fangschiffe, wie die Forscher erklären, was den Zeitraum, bis die Meeresfrüchte in den Handel kommen, deutlich verkürzt. An dem im letzten Herbst abgeschlossenen Projekt BIOCOP sind 32 europäische und internationale Forschungsinstitute aus den EU-Mitgliedstaaten Belgien, die Tschechische Republik, Deutschland, Irland, Spanien, Frankreich, Italien, Litauen, die Niederlande, Österreich, Finnland, Schweden und das Vereinigte Königreich beteiligt.Weitere Informationen unter: Queen's University Belfast: http://www.qub.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster) BIOCOP: http://www.biocop.org/(öffnet in neuem Fenster) Lebensmittelqualität und -sicherheit im RP6: http://ec.europa.eu/research/fp6/index_en.cfm?p=5(öffnet in neuem Fenster)
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