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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Studie enthüllt wie Schimpansen den Tod verstehen

Bahnbrechende Forschungsergebnisse aus den Niederlanden liefern neue Einblicke in das Verhalten einer Schimpansen-Mutter nach dem Verlust ihres Kindes. Die Studie wurde im American Journal of Primatology veröffentlicht und enthüllt, dass eine Schimpansen-Mutter Verhaltensweise...

Bahnbrechende Forschungsergebnisse aus den Niederlanden liefern neue Einblicke in das Verhalten einer Schimpansen-Mutter nach dem Verlust ihres Kindes. Die Studie wurde im American Journal of Primatology veröffentlicht und enthüllt, dass eine Schimpansen-Mutter Verhaltensweisen zeigt, die gegenüber einem lebendigen Kind in der Regel nicht beobachtet werden. Die Erkenntnisse geben Zoologen neue Informationen darüber, wie unsere nächsten Primatenverwandten den Tod erfahren. Forscher am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik (MPI) fanden heraus, dass wenn ein Schimpansenkind stirbt, seine Mutter es auf den Boden legt und es aus einer gewissen Entfernung beobachtet, oder ihren Finger auf seinen Hals legt. Dr. Katherine Cronin und ihr Team führten ihre Studie am Chimfunshi Wildlife Orphanage Trust in Sambia durch, wo wildgeborene Schimpansen seit ihrer Befreiung von illegalen Händlern leben. Schon seit Längerem haben Wissenschaftler erkannt, dass Schimpansenmütter mehrere Jahre lang einen recht engen Kontakt zu ihren Nachkommen pflegen. Die Kinder werden rund zwei Jahre lang von ihren Müttern herumgetragen und gestillt, bis sie vier bis sechs Jahre alt sind. Nach Ansicht von Experten bleibt die enge Beziehung zwischen Mutter und Kind noch lange Jahre nach dem Abstillen bestehen. Diese Beziehung ist vermutlich eine der Wichtigsten im Leben eines Schimpansen. Dr. Cronin und der Doktorand Edwin Van Leeuwen beobachteten das Verhalten eines weiblichen Schimpansen, die kürzlich ihr 16 Monate altes Kind verloren hat. Die Mutter trug den toten Körper des Kindes mehr als 24 Stunden lang umher und legte ihn dann in einer Lichtung auf den Boden. Sie näherte sich dem toten Kind mehrere Male und hielt ihre Finger sekundenlang auf das Gesicht und den Hals der Leiche. Die Mutter blieb fast eine Stunde lang in der Nähe des toten Kindes und trug es dann zu einer Gruppe von Schimpansen, die den Körper untersuchten. Am nächsten Tag trug die Mutter ihr Kind nicht mehr herum. Den Forschern zufolge gab es bisher kaum Informationen darüber, wie Primaten reagieren, wenn ihnen nahestehende Primaten sterben. Es war auch nicht bekannt, ob Schimpansen trauern. Die Forscher am MPI haben ihrer Ansicht nach nun gezeigt, dass es eine Übergangsperiode gibt, in der die Schimpansenmutter den Tod ihres Kindes erkennt. Zwar möchten die Forscher das Gesehene nicht interpretieren, sie stellen jedoch ihr umfangreiches Videomaterial zur Verfügung, damit der Zuschauer einen direkten Eindruck vom Verhalten der Mutter bekommt und für sich selbst zu dem Schluss kommen kann, wann Schimpansen den Tod begreifen. "Diese Aufzeichnungen sind sehr wertvoll, da sie uns dazu zwingen, innezuhalten und darüber nachzudenken, was in den Köpfen anderer Primaten vorgehen mag", erklärt Dr. Cronin. "Ob der Zuschauer letztendlich entscheidet, dass der Schimpanse trauert oder nur neugierig ist, was mit dem Körper passiert, ist nicht so wichtig wie die Tatsache, dass die Menschen sich die Zeit nehmen und sich darüber Gedanken machen", fügt sie hinzu. "Diese Daten leisten einen Beitrag zu einem kleinen, aber wachsenden Datensatz darüber, wie nicht-menschliche Primaten auf den Tod reagieren. Wir hoffen, dass weitere objektive Aufzeichnungen hinzukommen werden und die Forscher eines Tages einen umfassenden Überblick darüber haben werden, inwiefern nicht-menschliche Primaten den Tod verstehen und wie sie darauf reagieren." Mark Bodamer von der Gonzaga University in den vereinigten Staaten und Co-Autor der Studie erklärt: "Chimfunshi bietet hervorragende Möglichkeiten für Verhaltensstudien an Schimpansen, da sie dort in großen sozialen Gruppen mit Schimpansen jeden Alters unter natürlichen Bedingungen im größten Gehege der Welt zusammenleben, und somit den Schimpansen in freier Wildbahn am nächsten kommen. Es war nur eine Frage der Zeit und der richtigen Bedingungen, dass die Reaktion eines Schimpansen auf den Tod aufgezeichnet und analysiert wurde und wir so die bemerkenswerten Ähnlichkeiten zu den Menschen entdecken konnten." Ihre Forschungsergebnisse passen zu bisherigen Beobachtungen und bilden ein weiteres Teil in dem Puzzle, wie Schimpansen die Sterblichkeit verstehen, so die Forscher.Weitere Informationen unter: Max-Planck-Institut für Psycholinguistik: http://www.mpi.nl/ American Journal of Primatology (AJP): http://onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1002/%28ISSN%291098-2345

Länder

Niederlande, Vereinigte Staaten

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