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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Studie über Gefahren sexueller Belästigungen soll Internet sicherer machen

Wenn junger Menschen im Internet sexuell unterlegte Benutzernamen wählen oder zu vertrauensselig Freundschaften online schließen, ist das Risiko einer sexuellen Belästigung wesentlich höher, so das Ergebnis einer neuen EU-finanzierten Studie. Vergangene Untersuchungen zu sex...

Wenn junger Menschen im Internet sexuell unterlegte Benutzernamen wählen oder zu vertrauensselig Freundschaften online schließen, ist das Risiko einer sexuellen Belästigung wesentlich höher, so das Ergebnis einer neuen EU-finanzierten Studie. Vergangene Untersuchungen zu sexueller Belästigung von Kindern verfolgten das Ziel, missbräuchliche Strategien aufzudecken. Missbrauch an Kindern beginnt häufig damit, dass der Täter über Monate hinweg sich das Vertrauen des Opfers erschleicht und mitunter sogar Familienmitglieder kontaktiert. Mit dem Internet sind solche Gefahren allgegenwärtig geworden. Aus einer großen Gruppe Heranwachsender können sich die Täter gezielt ihre Opfer aussuchen. Das europäische, unter dem Programm Safer Internet Plus der Europäischen Kommission finanzierte Projekt Online Grooming soll die Gefahren des sogenannten Cyber-Grooming (missbräuchliche Anfreundung) aufdecken und die Nutzung des Internets für Kinder und Jugendliche sicherer machen. Hierfür wurden die sogenannten "Groomer" in drei Kategorien eingeteilt, der nun europaweite Rechtsvorschriften folgen sollen, um europäische Bürger vor derartigen Straftaten zu schützen. "Im Internet existieren keine geographischen Grenzen", wie die Partner verdeutlichen. Die Studie beruht auf einer Befragung von Straftätern, die in Belgien, Italien, Norwegen und dem Vereinigten Königreich wegen Internetmissbrauch verurteilt worden waren. Anfängliches Fazit des vom National Centre for Social Research (NatCen), Vereinigtes Königreich, geleiteten Projekts ist, dass Täter nicht nach einheitlichem Muster vorgehen, vielmehr können sie in mindestens drei recht unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden: "distorted attachment", "adaptable offender" und "Hyper-sexual", was in etwa "verzerrte Zuneigung", "Wandlungsfähigkeit" und "sexuelle Hyperaktivität" bedeutet. "Die neue Studie drängt mit Nachdruck darauf, mehr zu tun, um junge Internetnutzer vor den Gefahren im Netz zu schützen", betont Stephen Webster von NatCen. "Auf vielen Webseiten von Social Networks wurde inzwischen ein Alarmbutton eingerichtet, und auch die vorliegende Forschungsarbeit trägt viel dazu bei, jungen Nutzern Hinweise zur Gefahrenvermeidung an die Hand zu geben. Die Studie verdeutlicht aber auch, dass ein allgemeingültiger Ansatz hier nicht mehr ausreicht. Die Studie läutet den Auftakt zu einer neuen Phase im Kampf gegen die missbräuchliche Nutzung des Internets ein." "Distorted Attachment" trifft auf Täter zu, die davon ausgehen, dass das kindliche Opfer für eine sexuelle Beziehung willig und bereit ist. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Annahme offenbart ein solcher Täter dem Opfer durchaus seine Identität, präsentiert aber keine kinderpornographischen Darstellungen. Hauptsächlich ist er darauf aus, langfristig das Vertrauen des Opfers zu gewinnen, bevor er ein persönliches Treffen plant. "Adaptable Offender" verwenden meist mehre Identitäten in der Online-Kommunikation und setzen, um an ihr Ziel zu gelangen, zum Teil Bilder mit pornographischen Inhalten ein. Ansonsten wird das Opfer wie ein volljähriger potenzieller Geschlechtspartner behandelt. Nicht in jedem Fall steht hier das persönliche Treffen im Vordergrund. "Hypersexuelle" Täter haben vor allem das Ziel, Kinderpornographie im Internet zu verbreiten und Bilder mit derartigen Inhalten zu tauschen. Meist handelt es sich um Mitglieder von Online-Netzwerken, bei denen aber selten oder nie der Wunsch nach persönlichem Kontakt zum Opfer besteht. Den Forschern zufolge benutzen auch solche Täter mehrere Identitäten, sexuell explizite Benutzernamen und ein Foto, um zügig mit Kindern Kontakte zu knüpfen. Eine Lösung für das Problem sehen die Projektpartner darin, der durch die Online-Kommunikation geförderten Enthemmung von Tätern und jungen Opfern gegenzusteuern. "Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass die Online-Umgebung sowohl auf junge Menschen als auch auf Erwachsene enthemmend wirkt, und dass Kinder und Jugendliche weit vor ihrer tatsächlichen sexuellen Reife sexuell agieren", erklärt Stephen Webster, der auch Vorsitzender der Abteilung für Kriminalität und Rechtspflege von NatCen ist. "Die Studienergebnisse legen nahe, dass sexuelle Nachstellungen im Netz teilweise von den Heranwachsenden selbst unwissentlich provoziert werden, indem sie sexuell anzügliche Benutzernamen oder Verhaltensweisen mit Menschen an den Tag legen, die sie über das Internet kennen lernen." Prof. Antonia Bifulco von der Kingston University London, Vereinigtes Königreich, die ebenfalls am Projekt teilnahm, erklärt hierzu: "Junge Menschen müssen dazu erzogen werden, sich im Internet korrekt zu verhalten. Hierfür können wir die Erfahrungen des Zentrums für Missbrauch und Schutz von Kindern im Internet (Child Exploitation and Online Protection Centre) und des Netzwerks Childnet nutzen. Hingewiesen sei hier vor allem auf die häufig gewählten anzüglichen Benutzernamen oder Fotos von sich selbst. Oft wissen junge Nutzer nicht, dass sie sich mit diesen im gesamten Netz lange zugänglichen Informationen in die Schusslinie potenzieller Täter rücken."Weitere Informationen unter: European Online Grooming Project http://www.europeanonlinegroomingproject.com/ Programm Safer Internet Plus: http://ec.europa.eu/information_society/activities/sip/index_en.htm National Centre for Social Research: http://www.natcen.ac.uk/ Kingston University London: http://www.kingston.ac.uk/

Länder

Belgien, Italien, Norwegen, Vereinigtes Königreich

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