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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Schon Babys können logisch Denken

Babys sind einzigartige Wesen. Trotz ihres sehr jungen Alters verstehen sie die physikalischen Grundregeln ihrer Umwelt, z.B. dass sich ein Objekt nicht von einem Ort zum anderen "beamen" lässt. Ein internationales Forscherteam hat nun dieser Einzigartigkeit weiteres Gewicht v...

Babys sind einzigartige Wesen. Trotz ihres sehr jungen Alters verstehen sie die physikalischen Grundregeln ihrer Umwelt, z.B. dass sich ein Objekt nicht von einem Ort zum anderen "beamen" lässt. Ein internationales Forscherteam hat nun dieser Einzigartigkeit weiteres Gewicht verliehen, indem es belegen konnte, dass Babys die Fähigkeit besitzen, komplexe Vermutungen darüber zu bilden, wie sich eine neue Situation entwickeln wird. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht und teilweise durch das Marie-Curie-Ausbildungsnetzwerk DISCOS (Disorders and Coherence of the Embodied Self) unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) der EU finanziert. Die Forscher entwickelten ein Computermodell der kindlichen Wahrnehmung, mit dem sie die Überraschung der Kinder auf Ereignisse voraussagen können, die ihrem Verständnis dessen, wie die physikalische Welt funktioniert, widersprechen. Mithilfe dieses Modells wird eine Art von Intelligenz simuliert, die Experten als reines logisches Denken definieren und den Forschern ermöglicht, anhand von Informationen über das Verhalten von Objekten die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses zu berechnen. Laut Joshua B. Tenenbaum von der Fakultät für Neuro- und Kognitionswissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den Vereinigten Staaten, einem der Autoren der Studie, hat das Team einen direkten Zusammenhang zwischen den Vorhersagen des Modells und den tatsächlichen Reaktionen der Kinder auf ein solches Ereignis entdeckt. Insofern denken Kleinkinder ähnlich logisch. "Echte Intelligenz hat damit zu tun, sich in einer Situation zurechtzufinden, in der man nie zuvor war, die aber einige abstrakte Prinzipien mit der eigenen Erfahrung gemeinsam hat. Sie hilft, diese Prinzipien zu nutzen, um in einer neuen Situation zu sinnvollen Schlussfolgerungen zu kommen", so Professor Tenenbaum. Die Ergebnisse dieser Studie belegen jüngste Forschungsbemühungen, anhand von Untersuchungen von Babys im Alter von 3, 6 und 12 Monaten die kindliche Wahrnehmung "zurückzuentwickeln", um so herauszufinden, was sie über die physikalische und soziale Welt wissen. Das in dieser Studie verwendete Computermodel stellt das Modell des "idealen -Beobachters Modell" (ideal observer) dar. Die Forscher berechnen die Dauer, die ein Kleinkind eine animierte Szene beobachtet, voraus; diese Animationen zeigten ein ihnen bekanntes Verhalten von Objekten. So wurden 12-Monate alten Babys beispielsweise farbige Objekte gezeigt: drei blaue und ein rotes. Diese Objekte hüpften in einem Behälter herum. Nach einer Weile deckte das Team den Behälter ab, und eines der Objekte verließ den Behälter durch eine Öffnung. Wurde die Szene für nur 0,04 Sekunden lang verhüllt, waren die Kinder überrascht, wenn das Objekt, das sich am weitesten vom Ausgang befunden hatte, den Behälter verließ. Wurde der Behälter 2 Sekunden lang verhüllt, verlor die Szene etwas von ihrem Reiz und die Babys waren nur noch überrascht, wenn das seltene (rote) Objekt den Behälter zuerst verließ. Insgesamt waren nach Ablauf der Hälfte der verhüllten Zeit der Ausgang, die Anzahl der den Behälter verlassenden Objekte und die Entfernung für die Babys relevant. Das Model ermöglicht somit eine präzise Vorhersage dessen, wie lange Babys bei verschiedenen Szenarien, Objektmengen, unterschiedlichen räumlichen Verteilungen und zeitlichen Verzögerung zusehen. "Wir haben noch keine einheitliche Theorie zu der Frage, wie Kognition funktioniert, sind aber jetzt dabei, zentrale Aspekte zu beschreiben, die Forscher bisher nur gefühlsmäßig erklärt hatten", sagt Professor Tenenbaum. "Nun beschreiben wir sie mathematisch." Beiträge zu der Studie kamen außerdem von Forschern von der Akademie der Wissenschaften in Ungarn, der Universität IUAV in Venedig, Italien, des Centre National de la Recherche Scientifique, des Institució Catalana de Recerca i Estudis Avançats (ICREA) und der Universitat Pompeu Fabra in Spanien sowie der Universität Kalifornien in San Diego in den Vereinigten Staaten.Weitere Informationen unter: Science: http://www.sciencemag.org/ Marie-Curie-Maßnahmen auf CORDIS: http://cordis.europa.eu/fp7/mariecurieactions/home_en.html Massachusetts Institute of Technology (MIT): http://web.mit.edu/

Länder

Spanien, Ungarn, Italien, Vereinigte Staaten

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