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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Auf den Spuren der Invasion der Miniermotte

Die Miniermotte, Cameraria ohridella, war bis vor drei Jahrzehnten noch unbekannt, inzwischen hat sie sich aber in ganz Mitteleuropa verbreitet. Auf allen möglichen Wegen ist das Insekt nach Norden, Westen und Osten vorgedrungen und es scheint nicht aufzuhalten zu sein. Nun ho...

Die Miniermotte, Cameraria ohridella, war bis vor drei Jahrzehnten noch unbekannt, inzwischen hat sie sich aber in ganz Mitteleuropa verbreitet. Auf allen möglichen Wegen ist das Insekt nach Norden, Westen und Osten vorgedrungen und es scheint nicht aufzuhalten zu sein. Nun hoffen die Experten allerdings, dass sie durch die Entdeckung der geographischen Herkunft dieser Motte zu Erkenntnissen über ihre natürlichen Feinde gelangen, mit denen sich diese invasive Art bekämpfen lässt. Ein internationales Forscherteam unter Leitung von Dr. David Lees vom Institut National de la Recherche Agronomique (INRA) in Frankreich und H. Walter Lack an der Freien Universität Berlin in Deutschland weisen in der Fachzeitschrift Frontiers in Ecology and the Environment nach, dass die in Europa zu findenden Populationen der Kastanienminiermotte von der Balkanhalbinsel stammen. Die Suche nach der Herkunft der Miniermotte gestaltete sich schwierig. Von mehr als 1.500 wirbellosen Tierarten, die ursprünglich nicht aus Europa stammen (nicht-native Spezies), heißt es bei 220 Arten: Herkunft unbekannt. Und aufgrund des wachsenden internationalen Handels und Reiseverkehrs auf der ganzen Welt nimmt die Zahl der in Europa eingeführten nicht-heimischen Arten weiter zu. Nur ein kleiner Teil schafft es, sich langfristig in neuen Regionen anzusiedeln und sich dann zu vermehren. Biologische Invasionen beginnen in der Regel mit wenigen "Pionieren". Diese Gründertiere repräsentieren nur einen kleinen Bruchteil des gesamten genetischen Pools der Ursprungspopulation. Die Forscher sammelten Proben der Cameraria ohridella aus Parks und Gärten in Europa, führten Genanalysen durch und verglichen sie mit Proben von Populationen aus den Wäldern des Balkangebirges. Es zeigte sich, dass die genetische Vielfalt der Populationen in diesen natürlichen Wäldern wesentlich höher war. Dieser Befund und die nahe Verwandtschaft der Populationen lassen darauf schließen, dass die Kastanienminiermotte aus dem südlichen Balkan stammt. Darüber hinaus konnte die Geschichte ihrer Verbreitung in Europa anhand einer Kombination von Kern- und Mitochondrien-DNA aus Larven, die in Blattproben aus Herbarien aus dem Jahr 1879 gefunden wurden, bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Zu ihrer Überraschung fanden die Forscher außerdem heraus, dass die Cameraria ohridella bereits 1961 in Zentralgriechenland und Albanien gewütet hat, lange vor ihrer wissenschaftlichen Entdeckung. In Mitteleuropa wurden die ersten Funde 1989 in Österreich gemacht. In den folgenden Jahren griff die Invasion schnell auf die umliegenden Länder über. Heute ist Cameraria ohridella in ganz Europa weit verbreitet. Sie legt ihre Eier auf den Blättern der Rosskastanie, wo die Larven sich in das Blattgewebe fressen und Millimeter lange "Tunnel" hinterlassen. Das klingt wie eine sehr kleine Gefahr für die hoch aufragenden und majestätischen Bäume, die dann allerdings nicht mit der Entwicklung der bekannten Rosskastanien beginnen. Cameraria ohridella ist vielleicht winzig, leise und unauffällig, aber sie hinterlässt im Frühsommer eine Spur der Verwüstung. Von den winzigen Eiern, die im Frühjahr von den Weibchen auf den Blättern abgelegt werden, fressen sich die Larven ihren Weg unermüdlich durch die Blätter der Kastanie. Die Bäume in den Parks und Gärten fangen dann an ihre Blätter abzuwerfen - es ist Herbst mitten im Sommer. Die Blätter werden buchstäblich aufgefressen. Die Larven häuten sich mehrmals und verpuppen sich in einem Kokon, aus der später die Motte schlüpft und eine neue Generation aufzieht. In einem Sommer werden bis zu vier Generationen gezeugt; die Larven der letzten Generation überwintern dann in den Blättern. Das Laub wird trocken und fällt lange vor seiner Zeit von Baum.Weitere Informationen unter: Freie Universität Berlin: http://www.fu-berlin.de/ Frontiers in Ecology and the Environment: http://www.esajournals.org/loi/fron

Länder

Deutschland, Griechenland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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