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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Managementpläne sollen Robben und Dorsche in der Ostsee mehren

Kegelrobben (Halichaerus grypus balticus) und Dorsche mögen sich vor zehn Jahren noch miteinander in der Ostsee getummelt haben, doch dem ist heute nicht mehr so. Der erhebliche Rückgang ihrer Populationen hat sie auseinander getrieben; die verbleibenden Kegelrobben bevölkern ...

Kegelrobben (Halichaerus grypus balticus) und Dorsche mögen sich vor zehn Jahren noch miteinander in der Ostsee getummelt haben, doch dem ist heute nicht mehr so. Der erhebliche Rückgang ihrer Populationen hat sie auseinander getrieben; die verbleibenden Kegelrobben bevölkern den nördlichen Teil der Ostsee, während Dorsche sich in den südlichen Teil zurückgezogen haben. Neue Forschungen, die teilweise von der EU über eine gemeinsame Förderung in Höhe von über 23 Mio. EUR finanziert wurden, zeigen nun, wie Managementpläne zur Vermehrung dieser Populationen in der Ostsee beitragen können, damit sich Dorsche wieder im Norden und Kegelrobben wieder im Süden ansiedeln und so die Mischung wieder hergestellt wird. Diese Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlicht und besagen, dass Fischerei und Klimaveränderung größere Auswirkungen auf den Bestand der Dorsche, als auf den der Kegelrobben haben werden. "Da sich die Populationen der Kegelrobben und die der Dorsche in der Zukunft überlagern könnten, haben wir untersucht, ob die Managementpläne zur Wiederherstellung der Populationen von Kegelrobben und Dorschen kontradiktorisch sein könnten, da die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Kegelrobben den Dorschbeständen schaden könnten, wie in den [1920ern und 1930ern] passiert", erklärt Professor Brian MacKenzie vom Nationalen Institut für aquatische Ressourcen (DTU Aqua) in Dänemark. "Wobei die Kegelrobbenpopulation damals viel größer war als heute", fügt der leitende Autor dieser Studie hinzu, der mit Margit Eero zusammenarbeitet, ebenfalls von der DTU Aqua, sowie Henn Ojaveer vom Estnischen Meeresinstitut. Der Dorschbestand in der Ostsee ging vor 10 Jahren aufgrund des verminderten Salz- und Sauerstoffgehalts sowie Überfischung stark zurück. Seit rund fünf Jahren jedoch verzeichnen Wissenschaftler und die Fischereiindustrie als Ergebnis mehrerer Jahre der Dorschvermehrung und eines Fischerei-Managementplans, der den Dorschfang wirksam regulierte, wieder einen Anstieg der Dorschzahlen. "Die Umweltbedingungen in der Ostsee sind nach wie vor alles andere als perfekt", sagt Professor MacKenzie, "doch im Moment ist das Fischfangniveau niedrig und somit hat der Dorsch eine Chance, die Population wieder aufzubauen. Dadurch ist die Anzahl der Dorsche in den letzten vier bis fünf Jahren gestiegen." Das gegenwärtige Niveau der Dorschfischerei ist nachhaltig. Die Experten merken jedoch an, dass andere Ökosystemprobleme angegangen werden müssen, die in Zukunft Auswirkungen auf die Dorschpopulation haben könnten. Deshalb konzentrieren sich die Forscher nun auf die Kegelrobbe. "Robben haben seit jeher den Dorschbestand beeinflusst und es besteht der Verdacht, dass sie der Grund dafür sind, weshalb sich die Dorschbestände in einigen Gebieten nur verspätet erholt haben", führt Professor MacKenzie aus. "Deshalb war es so wichtig herauszufinden, ob die Kegelrobben für die Dorsche in der Ostsee eine Gefahr darstellen könnten." Neben der Kegelrobbe beeinträchtigt nach Ansicht der Experten auch die Klimaveränderung mit der daraus möglicherweise resultierenden Verringerung des Salzgehalts der Ostsee die Fortpflanzungsfähigkeit der Dorsche - die Eier und Larven sind einer erhöhten Sterblichkeit ausgesetzt. Auch die Fischerei hat Einfluss auf die Anzahl der Dorsche, diese Aktivität jedoch kann basierend auf der Größe der Dorschpopulation reguliert werden. Bei der Klimaveränderung und dem Verhalten der Robben ist dies nicht möglich. Insofern ist die Anpassung des Fischfangniveaus an andere Faktoren, die den Dorschbestand beeinflussen, essentiell; dies jedoch kann nur passieren, wenn diese anderen Faktoren bekannt sind. "Wenn der Salzgehalt in der Ostsee aufgrund der Klimaveränderung abnimmt, werden die Dorschbestände aller Wahrscheinlichkeit nach darunter leiden, da sie Schwierigkeiten bei der Fortpflanzung haben werden", erklärt Professor MacKenzie. "Darüber hinaus werden sie von Kegelrobbe gefressen werden. Diese zwei Ökosystemprobleme können wesentlichen Einfluss auf die Dorschbestände haben und deshalb wollten wir herausfinden, wie groß dieser Einfluss sein kann, um das Fischfangniveau entsprechend anzupassen", fügt er hinzu. Das Team führte mehrere Simulationen zukünftiger Szenarien durch und beobachtete, dass Fischerei- und Umweltfaktoren wie die Abnahme des Sauerstoff- und Salzgehalts in der Zukunft mehr Einfluss auf den Dorsch haben werden als die Kegelrobben. Dies sind die ersten Simulationen der Dorschpopulation in der Ostsee, die sowohl die wachsenden Bestände der Kegelrobbe, als auch die Möglichkeit, dass die Klimaveränderung zu einem verminderten Salzgehalt der Ostsee führen könnte, einkalkulieren, so die Forscher. Kegelrobben werden weiterhin bei Bedarf Dorsche jagen können, sie werden der Dorschpopulation dabei jedoch keinen Schaden zufügen. Die Studie wurde teilweise durch drei EU-Projekte finanziert: UNCOVER, BONUS+ und VECTORS. UNCOVER ("Understanding the mechanisms of stock recovery") wurde unter den politikübergreifenden Tätigkeiten des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU mit Mitteln in Höhe von 3,7 Mio. EUR gefördert. BONUS+ und VECTORS werden beide unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) unterstützt. BONUS+ ("Multilateral call for research projects within the Joint Baltic Sea Research Programme") hat ein ERA-NET-Stipendium in Höhe von 7,27 Mio. EUR erhalten und VECTORS ("Vectors of change in oceans and seas marine life, impact on sectors") 12,48 Mi. EUR unter dem Themenbereich Umwelt. Weitere Informationen unter: DTU Aqua: http://www.aqua.dtu.dk/English.aspx PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action

Länder

Dänemark, Estland

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