Trotz weltweiter Zunahme bei Harnwegserkrankungen liegt Europa weit hinten
Bis 2018 werden schätzungsweise 2,3 Milliarden Erwachsene mindestens einmal von einer Harnwegserkrankung betroffen sein, so das Ergebnis einer neuen Studie, veröffentlicht in der Oktober-Ausgabe des Fachblatts British Journal of Urology International (BJUI). Sie zeigt, dass es bei Menschen über 20 Jahren im vergangenen Jahrzehnt zu einem 18%igen Anstieg bei Harnwegs- und Blasenentzündungen kam. In Europa ist diese Zunahme im internationalen Vergleich jedoch eher milde ausgefallen. Forscher in Schweden, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten hatten eine weltweite Zunahme von Harnwegs- und Blasenerkrankungen festgestellt. "Unsere Studie zeigt, dass Harnwegs- und Blasenerkrankungen weltweit bereits ein großes Problem darstellen, das sich noch verschärfen wird, je älter die Bevölkerung wird", erklärt Studienleiterin Dr. Debra E. Irwin vom Institut für Epidemiologie der Universität North Carolina, Vereinigte Staaten. "Dies wirft eine Reihe wichtiger Fragen auf, die Mediziner und Gesundheitsbehörden auf internationaler Ebene zügig lösen müssen, um solche Erkrankungen zu verhindern und behandeln." Die Studie beruft sich auf neueste Zahlen der US-amerikanischen Census Bureau International Database und der EPIC-Studie, einer Bevölkerungsbefragung, an der sich mehr als 19.000 Männern und Frauen aus 5 Ländern beteiligt hatten. Untersucht werden sollte, ob Harnwegs- und verwandte Erkrankungen wie Inkontinenz in den kommenden Jahren zunehmen werden. Entsprechend der aktuellen Nomenklatur der International Continence Society konzentrierten sich die Prognosen des Forscherteams für Symptomatiken der unteren Harnwege (LUTS), überaktive Blase (OAB), Harninkontinenz (UI) und LUTS in Kombination mit Blasenauslassobstruktion (LUTS/BOO) speziell auf die Jahre 2013 und 2018: "Bekanntermaßen geht man nicht immer zum Arzt, wenn Harnwegsprobleme auftreten, eine Bevölkerungsbefragung ist daher eine effektive Methode, um die weltweite Prävalenz zu ermitteln", so Dr. Irwin. Erste Ergebnisse zeigen, dass die weltweite Prävalenz von LUTS bis 2018 auf fast 46% ansteigen und 47% der Frauen und 45% der Männer betreffen wird. Den Schätzungen zufolge wird sich für den Zeitraum von 2008 bis 2018 die Zahl derer, die mindestens einmal an LUTS erkranken, um 18% erhöhen, wobei der größte Anstieg mit 30% in Afrika zu verzeichnen ist, gefolgt von Südamerika (20,5%), Asien (20%), Nordamerika (16%) und Europa (2,5%). OAB wird zwischen 2008 und 2018 um voraussichtliche 20% zunehmen und 546 Millionen Menschen betreffen. Dort ist die Prävalenz in Afrika (31%), Südamerika (22%) und Asia (22%) am höchsten, Nordamerika und Europa liegen mit 18% bzw. 4% an 4. und 5. Stelle. UI wird im gleichen Zeitraum um 22% zunehmen und rund 423 Millionen Menschen betreffen, wobei die Zunahme der Zahl der Erkrankungen in Afrika am höchsten sein wird (31%) und in Europa am niedrigsten (5%). LUTS/BOO soll in diesen 10 Jahren um 18,5% ansteigen, mit Afrika an der Spitze (30%) und Europa (3%) an 5. Stelle. "Unserer Meinung nach illustriert die Studie recht gut, dass dringend Fortschritte in Bewusstsein, Prävention, Diagnose und Management dieser Erkrankungen gemacht werden müssen", so Dr. Irwin. "Programme auf internationaler und Länderebene, die auf die Problematik aufmerksam machen und der Weiterbildung von Medizinern dienen, sowie öffentliche Gesundheitskampagnen, die sich mit dem gesellschaftlichen Stigma von LUTS auseinandersetzen, werden ein wesentlicher Schritt in Richtung dieses wichtigen Ziels sein. Diese öffentlichen Gesundheitsprogramme müssen allerdings auf regionaler Ebene umgesetzt werden, da Länder oft inhomogen im Hinblick auf die gesundheitlich-finanzielle Versorgung, Therapierichtlinien und gesellschaftlicher Wahrnehmung sind."Weitere Informationen finden Sie unter: BJUI: http://www.bjui.org/default.aspx University of North Carolina: http://www.northcarolina.edu/
Länder
Schweden, Vereinigtes Königreich