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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Optimales Skiwetter auf Saturnmond

Mit Beginn der Skisaison in Europa steht wie jedes Jahr die Frage, in welchen großen Skigebieten von den Alpen in Mitteleuropa bis nach Osteuropa und Griechenland der beste Pulverschnee zu finden ist. Warum nur kam noch niemand auf die Idee mit dem Saturnmond? Astronomen des...

Mit Beginn der Skisaison in Europa steht wie jedes Jahr die Frage, in welchen großen Skigebieten von den Alpen in Mitteleuropa bis nach Osteuropa und Griechenland der beste Pulverschnee zu finden ist. Warum nur kam noch niemand auf die Idee mit dem Saturnmond? Astronomen des mit 6 Mio. EUR unter der Thematik "Forschungsinfrastrukturen" des RP7-Programms "Kapazitäten" geförderten Projekts EUROPLANET RI (Europlanet Research Infrastructure) sind überzeugt, dass das Wetter auf dem Saturnmond Enceladus optimale Skibedingungen vorhält. Den Forschern gelang es, mithilfe globaler und hochauflösender Analysen von Aufnahmen der Raumsonde Cassini winzige Eiskristalle ausfindig zu machen, die die Oberfläche des Mondes bedecken. Cassini ist ein Gemeinschaftsprojekt von NASA, ESA und ASI, das seit 2004 den Planeten Saturn und seine vielen Monde auskundschaftet. Dickemessungen der Oberflächenschichten zeigten, dass sich die von Enceladus ausgestoßenen Eispartikel in vorhersagbaren Formationen wieder auf der Oberfläche des Mondes ablagern. Untersuchungen dieser Ablagerungen deuten darauf hin, dass die Fontänen bzw. deren warme Geysire relativ langfristige Erscheinungen sind, die Jahrtausende bis Dutzende Millionen von Jahren bestehen bleiben können. Teile der Oberfläche sind mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. "Die derzeit auf Enceladus aktive Fontäne aus Eisstaub und Wasserdampf, die von Cassini entdeckt wurde, hat die Planetenforschung enorm vorangetrieben. Anfang des Jahres beschrieben wir in einer Studie, dass Material aus den Eisgeysiren des Enceladus auf der Oberfläche anderer Saturnmonde landet. Nun gibt es zwei Anhaltspunkte, dass sich auch auf Enceladus selbst diese Schneewehen anhäufen", so Dr. Paul Schenk vom Lunar and Planetary Institute, Houston, Vereinigte Staaten, der die neuen Erkenntnisse diese Woche auf einer gemeinsamen Konferenz des European Planetology Network (Europlanet) und des Instituts für Planetologie (DPS) der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft in Nantes, Frankreich, vorstellen will. In der vorherigen Studie hatten Astronomen vom Max-Planck-Institut und der Universität Potsdam herausgefunden, dass die Eispartikel, die anfänglich durch das Magnetfeld des Saturns mitgerissen und dann von Enceladus wieder eingesammelt werden, sich in bestimmten Strukturen auf der Mondoberfläche ablagern. Die dicksten Ablagerungen würden Modellrechnungen zufolge entlang zweier Längengrade an den beiden Polen des Mondes entstehen. Nachdem der Schneefall bestätigt werden konnte, suchte man nach sichtbaren Anhaltspunkten auf der Oberfläche selbst. Anhand von Cassini-Bildern ermittelte das Team die Topographie der Umgebung und observierte, dass sich viel von dem Auswurfmaterial der Eisgeysire in Schneewehen entlang der vielen Schluchten des Enceladus abgelagert hatte. Wie dick diese Schichten sind, ist jedoch schwer zu sagen. Das Wachstum der Schneedecke, auch dies zeigen Modellrechnungen, geht nach Erdmaßstäben sehr langsam voran, mit weniger als einem Tausendstel Millimeter pro Jahr. Die Bildung einer 100 Meter hohen Schneewehe würde demnach mehrere Millionen Jahre dauern. Dr. Paul Schenk empfiehlt den gespannten zukünftigen Raumskifahrern daher, mit den Erwartungen an ein "außerirdisches Skierlebnis" vorerst noch zurückzustecken, nicht nur wegen der "sperrigen Raumanzüge", sondern auch wegen der außerordentlich geringen Schwerkraft (die auf Enceladus nur rund 1% der Erdanziehung ausmacht). Kein Vergleich also zu den Skibedingungen in Val d'Is ère. Die Konsistenz des Pulverschnees selbst allerdings sei fantastisch, wie er betont: feiner als Talkumpuder wäre er "der Traum jedes Skifahrers". Die Cassini-Mission wurde nun um weitere Missionen verlängert, die für 2012 und 2015 geplant sind, sodass die Forscher auf neue Erkenntnisse über das geheimnisvolle Winterklima auf einem der interessantesten Saturnmonde hoffen können. Die wichtigste Aufgabe von EUROPLANET RI ist es, eine einzigartige Forschungsinfrastruktur für die europäische Planetenforschung zu schaffen, mit Zugang zu hochmodernen Einrichtungen und Förderung der gemeinsamen Entwicklung und Integration im Hinblick auf Forschungskapazität und Ergebnisse. Die Forschungsinfrastruktur wird Zugang zu Labor- und Feldforschungseinrichtungen, hochmodernen Modell- und Simulationsanlagen und Möglichkeiten zur Datenauswertung bereitstellen. Darunter fällt auch die Auswertung der Daten von Raumfahrtmissionen und Teleskopen auf der Erdoberfläche. Ziel dabei ist es, optimalen wissenschaftlichen Nutzen aus europäischen Raumfahrtmissionen und Bodenstationen zu ziehen. Der Zugang zu diesen Forschungskapazitäten soll auf zwei Ebenen erfolgen: Drei koordinierte Maßnahmen für grenzüberschreitenden Zugang zu Forschungskapazitäten (Transnational Access Activities) werden Forschern ermöglichen, die Vielfalt an Labor- und Feldforschungsinstrumenten, die das Projekt bereitstellt, zu nutzen. Gleichzeitig wird ein nutzerfreundlicher Internetzugang zu Daten der Planetenforschung, Informationen und Computerprogrammen geboten. Vier gemeinsame Forschungstätigkeiten sollen den Anwendungsbereich der Infrastruktur erweitern, indem Zugang zu neuen Feldforschungseinrichtungen, Modellen und Datenanalysewerkzeuge geschaffen wird. Auch die Fernverarbeitung von Daten soll erweitert werden, um kontinuierlich an der Entstehung eines virtuellen Planetenobservatoriums mitzuwirken. Aufbauend auf den Synergien von Diensten und gemeinsamen Forschungs- und Netzwerkaktivitäten wird EUROPLANET RI die idealen wissenschaftlich-technischen Voraussetzungen zur Analyse von Daten aus aktuellen und früheren Planetenerkundungsmissionen schaffen und die nächste Generation von Missionen vorbereiten. Auf diese Weise wird das Projekt aktiv dazu beitragen, die führende Rolle der EU bei der Erforschung von Planeten und Raumfahrtmissionen zu stärken. An EUROPLANET RI beteiligen sich Partner aus Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Russland, Spanien, der Schweiz, Ungarn und dem Vereinigten Königreich.Weitere Informationen finden Sie unter: Europlanet-Forschungsinfrastruktur: http://www.europlanet-eu.org/outreach/

Länder

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