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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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In der Zeit gefangen: Der prähistorische Ritt der Milbe auf der Spinne

Einem Team aus Wissenschaftlern aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich ist es gelungen, 3-D-Bilder einer prähistorischen Milbe zu schaffen, wie sie Huckepack auf einer 50 Millionen Jahre alten Spinne reitet. Die Milbe, nur 176 Mikrometer lang und für das bloße Auge k...

Einem Team aus Wissenschaftlern aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich ist es gelungen, 3-D-Bilder einer prähistorischen Milbe zu schaffen, wie sie Huckepack auf einer 50 Millionen Jahre alten Spinne reitet. Die Milbe, nur 176 Mikrometer lang und für das bloße Auge kaum sichtbar, war in einem baltischen Bernstein gefangen (fossiler Baumharz) und ist das kleinste Arthrophoden-Fossil, das jemals per Computertomographie (CT) dargestellt wurde. In ihrem Artikel in der Fachzeitschrift Biology Letters erklärt das Team ferner, dass diese Milben für die Entwicklung dieses phoretischen Verhaltens 50 Millionen Jahre benötigt hätten. Dies passiert, wenn sich ein Tier, ohne ein Parasit zu sein, an ein anderes heftet, um sich so von einem Ort zu anderen fortzubewegen - trampen im Tierreich sozusagen. Die Tatsache, dass die Milbe im Bernstein konserviert wurde, war für die Arbeit der Wissenschaftler äußerst hilfreich. Das versteinerte Harz wird häufig für Schmuck verwendet und ist bekannt für seine Fähigkeit, Organismen und ihr Verhalten zum Zeitpunkt ihres Todes mit einer lebensnahen Form zu konservieren. Der Bernstein erstarrt den Organismus quasi mitten in der Bewegung. Dieses besondere Bernsteinfossil hingegen bot dem Team einen einzigartigen Blick in die Vergangenheit. "Die meisten Bernsteinfossilien bestehen aus einzelnen Insekten oder mehrere Insekten zusammen, jedoch ohne einen eindeutigen Beleg für eine direkte Interaktion. Das bemerkenswerte Exemplar, die wir in unserer Abhandlung beschrieben haben, ist eines der Sorte, wie sie nur einmal in sagen wir mal hunderttausend Proben vorkommt", schwärmt einer der Autoren der Studie, Dr. David Penney von der Universität Manchester. "Durch das CT konnten wir die Milbe digital von der Spinne entfernen und so für die Identifikation wichtige Merkmale an der Unterseite der Milbe zu enthüllen. Das Exemplar, in der Geschichte der Fossilien extrem selten, ist vermutlich der älteste Beleg für die heute noch lebende Familie der Histiostomatiden. Ein weiterer Autor der Studie, Dr. Richard Preziosi, auch von der Universität Manchester, über die Funde des Teams: "Phoresie ist, wenn ein Organismus ein anderes Tier einer anderen Spezies für den Transport in eine neue Umgebung benutzt. Ein solches Verhalten kommt heute bei sehr vielen verschiedenen Arten vor. Das Studium von Fossilien wie das eine hier beschriebene kann wichtige Hinweise darauf liefern, vor wie langer geologischer Zeit sich dieses Verhalten entwickelt hat. Die Tatsache, dass wir heute über eine Technologie verfügen, die es vor ein paar Jahren noch nicht gab, bedeutet, dass wir nun einen multidisziplinären Ansatz verwenden können, um so viele Informationen wie möglich aus diesen winzigen und ungünstig positionierten Fossilien zu gewinnen, die vorher nur wenige oder keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Daten geliefert hätten." Milben und ihre engen Verwandten, die Zecken, sind kleine Athropoden, die zur Familie der Spinnentiere Acari und Arachnida gehören. Milben sind dafür bekannt, verschiedene Allergieformen wie Heuschnupfen, Asthma und Ekzeme zu verursachen und atopische Dermatitis zu verschlimmern. Milben mögen warme und feuchte Umgebungen, z. B. Betten. Der Autor der Studie Dr. Jason Dunlop von der Humboldt-Universität Berlin sagt: "Wie jeder weiß, sind Milben in der Regel sehr kleine Tiere, und selbst mit lebenden Exemplaren lässt sich schwer arbeiten. Versteinerte Milben sind ausgesprochen selten und die spezielle Gruppe, zu der dieses bemerkenswerte Exemplar im Bernstein gehört, gab es in der Geschichte der Fossilien und ein paar wenige Male. Dank dieser neuen Techniken jedoch konnten wir mehrere wichtige Merkmale identifizieren, als ob wir ein Tier aus der heutigen Zeit unter einem Rasterelektronenmikroskop betrachten würden." Dr. Jason Dunlop ist auch sehr erfreut darüber, dass diese Arbeit der Wissenschaftler dazu beitragen konnte, "die Grenzen zwischen Paläontologie und Zoologie weiter zu verwischen."Weitere Informationen finden Sie unter: Manchester University: http://www.manchester.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster)

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