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Wissenschaft sagt voraus, wie lange wir zu leben haben: EU-finanzierte Forschung zur Lebenserwartung

Auch wenn das Wissen, wie lange man noch zu leben hat, für die meisten Menschen Fragen beinhaltet, die sie lieber nicht beantwortet haben möchten - für die Medizinwissenschaft könnte es durchaus positive Auswirkungen haben. Forscher von der Universität Glasgow und der Universi...

Auch wenn das Wissen, wie lange man noch zu leben hat, für die meisten Menschen Fragen beinhaltet, die sie lieber nicht beantwortet haben möchten - für die Medizinwissenschaft könnte es durchaus positive Auswirkungen haben. Forscher von der Universität Glasgow und der Universität Exeter im Vereinigten Königreich haben nun womöglich eine neue Methode entwickelt, wie sie anhand einer DNS-Analyse herausfinden können, wie lange ein Mensch leben wird. Die Erkenntnisse des Teams wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America veröffentlicht und zeigen, dass Wissenschaftler aus der Länge bestimmter Teile der DNS, die sogenannten Telomere, schon sehr früh im Leben eine recht genaue Vorhersage der Lebenserwartung treffen können. Telomere befinden sich an den Enden der Chromosome, die unseren kompletten genetischen Code enthalten. Sie funktionieren ähnlich wie die Plastikenden von Schnürsenkeln - sie markieren die Chromosomenenden und schützen sie vor verschiedenen Prozessen, die sonst zur Folge hätten, dass die Enden nach und nach abgenutzt werden. Wenn Telemore abgenutzt werden, kann das zu einer Fehlfunktion der Zellen führen. Von den gesammelten Messungen konnten die Forscher ableiten, dass die Länge des Telomers im frühen Leben eng mit der Lebenserwartung zusammenhängt. Da diese DNS-schützenden Kappen sowohl bei Tieren, als auch bei Pflanzen vorkommen, untersuchte das Team die Längen der Telomere in kleinen Blutzellproben, die einer Gruppe von Zebrafinken zu unterschiedlichen Altersstufen entnommen wurde. Die Lebenserwartung eines Zebrafinks liegt zwischen 210 Tagen und fast neun Jahren. Sie besahen die Telomerlänge im Nestalter sowie zu verschiedenen Zeitpunkten danach. Anhand dieser Ergebnisse können sie auch Mutmaßungen über die Lebenserwartung von Menschen treffen. Der beste Prädiktor für ein langes Leben war die Telomerlänge im Alter von nur 25 Tagen. Bei der Methode ist es wichtig, die Telomerlänge bei derselben Person sehr früh im Leben zu messen und diese Messung dann mehrmals im Laufe des Lebens zu wiederholen. Dr. Britt Heidinger von der Universität Glasgow erklärt: "Zwar variierten die Telomerlängen zwischen den Individuen erheblich, die Vögel jedoch, die am längsten lebten, hatten zu jedem Zeitpunkt der Messung auch die längsten Telomere." Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Obwohl die unterschiedliche Länge der Telomere teilweise vererbt sein dürfte, kann sie auch aufgrund von Umweltfaktoren wie Stress schwanken, erklärt ein weiterer Professor aus Glasgow, Pat Monaghan: "Unsere Studie belegt die immense Wichtigkeit der Prozesse, die sehr früh im Leben ablaufen. Jetzt müssen wir mehr darüber wissen, wie frühe Lebensumstände das Muster des Telomerverlusts beeinflussen, sowie über das Verhältnis von Erb- und Umweltfaktoren. Darauf konzentriert sich unsere gegenwärtige Forschung." Die Studie wurde mit Mitteln des Europäischen Forschungsrats (ERC) finanziert. Hauptziel des ERC ist die Förderung qualitativ hochwertiger Forschungen in Europa durch wettbewerbsorientierte Finanzierung sowie die Unterstützung von Forscher-initiierter Forschung in allen Forschungsbereichen auf Grundlage von wissenschaftlicher Exzellenz. Der ERC ergänzt andere Finanzierungsaktivitäten in Europa wie jene der nationalen Forschungsförderstellen und ist eine wichtige Komponente des Themenbereichs "Ideen" des Siebten Rahmenprogramms (RP7).Weitere Informationen erhalten Sie hier: Universität Glasgow: http://www.gla.ac.uk/

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