EU-Projekt gegen länderübergreifende Ausbreitung von Lebensmittelkeimen
Die EHEC-Krise im Juni 2011 in Deutschland hat gezeigt: Über mehrere Staaten hinweg gehandelte Nahrungsmittel können Überträger gefährlicher Krankheitskeime sein. Zur tatsächlichen Gefährlichkeit von Keimen, die auf mitgebrachten Lebensmitteln in die EU einreisen, gab es allerdings bislang kaum gezielte Untersuchungen. Ein neues EU-finanziertes Projekt befasst sich nun mit unliebsamen Erregern wie EHEC (Enterohämorrhagische E. coli), einem krankheitsauslösenden Stamm des Darmbakteriums Escherichia coli. Von der EU mit knapp drei Mio. Euro unter dem Themenbereich "Lebensmittel, Landwirtschaft und Fischerei sowie Biotechnologie" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) finanziert, läuft PROMISE (Protection of consumers by microbial risk mitigation through segregation of expertise) unter Beteiligung von zwanzig Partnern aus Deutschland, Griechenland, Irland, Kroatien, Österreich, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn und dem Vereinigten Königreich. So werden jetzt an wichtigen europäischen Flug- und Seehäfen sowie auch im kleinen Grenzverkehr Proben von beschlagnahmten Lebensmitteln genommen, um sie auf enthaltene Keime zu untersuchen. In vielen subtropischen und tropischen Ländern sind die Hygienestandards bei der Lebensmittelproduktion nicht mit den Standards in Europa vergleichbar und können daher für Ausbrüche gefährlicher Krankheiten verantwortlich sein. Der Lebensmittelhygieniker Martin Wagner vom Institut für Milchhygiene der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) als koordinierender Einrichtung erklärt zum Sinn des neuen Projekts: "Allein am Flughafen Frankfurt wurden innerhalb von 15 Monaten rund 22 Tonnen Lebensmittel beschlagnahmt, die Passagiere auf 5.000 Flügen mitgebracht hatten, die Dunkelziffer liegt aber vermutlich weit höher. Auch Behörden am Wiener Flughafen finden in Stichproben häufig Lebensmittel tierischen Ursprungs, die illegal mitgebracht werden." Dass das Mitbringen von Lebensmitteln, oft aus unbekannten Quellen und über Staatsgrenzen hinweg, meist verboten ist, wissen die wenigsten. Aber selbst wenn bei Stichprobenkontrollen unerlaubte Lebensmittel gefunden werden, wird selten untersucht, welche Keime in der Probe stecken und wie gefährlich sie gewesen wären. Martin Wagner erklärt die beiden wichtigsten Ziele des Projekts PROMISE: "Zum einen wollen wir eine Bestandsaufnahme der Keime machen, die über mitgebrachte Lebensmittel tatsächlich zu uns kommen, zum anderen werden wir uns ansehen, welche krankmachenden Eigenschaften diese Keime genau haben." Weitere Ziele des Forschungsprojekts sind die europaweite Sicherung gemeinsamer Daten für die Bewertung von Risiken durch Lebensmittel und der Aufbau einer umfangreichen Stammdatenbank der in dem Projekt gewonnenen Isolate. Auch die Stärkung der Kommunikation mit Behörden, die in den neuen EU-Mitgliedstaaten und Beitrittskandidaten für das Risikomanagement verantwortlich sind, gehört zu den Aufgaben des neuen Projekts. Eine einzige Ladung Bockshornklee aus Ägypten hatte damals im Juni 2011 in Deutschland die EHEC-Krise ausgelöst. Allein dort forderte die Epidemie 48 Todesopfer, bevor sie sich in andere Länder Europas wie etwa Frankreich ausbreitete. E. coli-Bakterien sind im Darm aller Menschen und Tiere vorhanden, und normalerweise stellen sie kein Gesundheitsrisiko dar. Bestimmte Stämme produzieren allerdings Toxine, die schwere, blutige Durchfälle verursachen, die wiederum zu akutem Nierenversagen führen und lebensbedrohlich sein können. Um das Risiko von EHEC-Infektionen beim Kochen, Servieren oder Essen kontaminierter Lebensmittel zu minimieren, empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gründliches Händewaschen nach dem Toilettengang oder Wechseln von Babywindeln, nach der Zubereitung von frischem Gemüse, Wurzelgemüse oder Fleisch sowie nach dem Kontakt mit Nutztieren, dem Aufenthalt auf einem Bauernhof oder dem Ausmisten von Haustierkot.Weitere Informationen erhalten Sie hier: Veterinärmedizinische Universität Wien: http://www.vetmeduni.ac.at(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Österreich, Tschechien, Deutschland, Griechenland, Spanien, Kroatien, Ungarn, Irland, Rumänien, Slowenien, Slowakei, Türkei, Vereinigtes Königreich