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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Praxisnah: Ergebnisse eines EU-Projekts sorgen für Berücksichtigung menschlicher Faktoren bei Schulungen für Flughafensicherheit

Flughäfen sind Drehscheiben im Mittelpunkt des modernen Lebens: Infrastrukturen für den Transport von Menschen und Waren rund um die Uhr. Und da sich Regierungen verstärkt über die Möglichkeit terroristischer Angriffe auf ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet Sorgen machen, sind die ...

Flughäfen sind Drehscheiben im Mittelpunkt des modernen Lebens: Infrastrukturen für den Transport von Menschen und Waren rund um die Uhr. Und da sich Regierungen verstärkt über die Möglichkeit terroristischer Angriffe auf ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet Sorgen machen, sind die Investitionen in Flughafensicherheitssysteme in der heutigen Post-9/11-Ära deutlich gestiegen. Wer aber bedient diese Systeme und wie wirken sich ihre Entscheidungen auf den Flughafenbetrieb aus? Das waren die zentralen Fragen des EU-finanzierten Projekts BEMOSA (Behavioural Modelling for Security in Airports), dessen Zwischenergebnisse auf einem Sonderworkshop der Europäischen Kommission am 19. März in Brüssel vorgestellt wurden. Seit dem Beginn des Projekts im Jahr 2009 hat BEMOSA, das mit 3.399.934 EUR unter dem Themenbereich "Verkehr" im Rahmen des Siebten Rahmenprogramms (RP7) finanziert wird, gezeigt, dass trotz anhaltend hoher Investitionen in Flughafensicherheit nicht genug in die Schulung für die Mitarbeiter investiert wird, die diese Technologie bedienen. Die Projektpartner aus der Tschechischen Republik, Griechenland, Italien, Israel, den Niederlanden, der Slowakei, Spanien und dem Vereinigten Königreich führten eine breit angelegte ethnographische Studie durch, bei der das Verhalten von Sicherheits- und anderen Mitarbeitern auf vier europäischen Flughäfen beobachtet und Transkriptionen der beobachteten Tätigkeiten angefertigt wurden. Das Ziel bestand darin, herauszufinden, wie die Mitarbeiter Entscheidungen treffen und wie sich ihre Entscheidungen auf die Sicherheit des gesamten Flughafens auswirken. Das Projekt untersuchte sämtliche Teile der Flughafenumgebung bis ins kleinste Detail und nicht nur die Sicherheitskontrollen, wie Projektleiter Professor Alan Kirschenbaum vom Technion - Israel Institute of Technology in Haifa erklärt: "Ob es die Reinigungskraft ist, die eine zurückgelassene Tasche auf dem Gepäckband findet, oder der Polizist, der auf dem Flughafen Streife läuft, alle Mitarbeiter müssen eine Entscheidung darüber treffen, was als Nächstes zu tun ist." Die Ergebnisse zeigen, dass die Flughafenmitarbeiter in der Regel keine eigenen Entscheidungen treffen und dass sie selten allein sind. Trotz dieser Gruppenmuster werden Schulungen für Sicherheitspersonal und für Mitarbeiter, die nicht mit Sicherheitsaufgaben betraut sind, jedoch weiterhin individuell durchgeführt. Außerdem fand das Team heraus, dass Mitarbeiter bei einer individuellen Entscheidung meistens nicht die Regeln und Vorschriften befolgen, sich in der Gruppe jedoch häufiger daran halten. Daher kann das tatsächliche Sicherheitsverhalten von den Regeln und Vorschriften abweichen, um an die speziellen Situationen angepasst zu werden. Professor Kirschenbaum hebt jedoch auch hervor, dass das nicht immer schlecht ist. Ihm zufolge müssen die Mitarbeiter häufig "Initiative und Kreativität an den Tag legen, um mit Situationen fertig zu werden", für welche die "gängigen Vorschriften nicht ausreichen oder nicht relevant sind". Professor Kirschenbaum bemerkt, dass es sich den Ergebnissen zufolge als positiv erweist, wenn Teams bestehend aus zwei Mitarbeitern in Engpässen und stark belastenden Situationen eingesetzt und häufig ausgetauscht werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, wenn sie in Zweiergruppen arbeiten, einmal der "tätige" und einmal der "untätige" Bestandteil sind. Der "untätige" Mitarbeiter fungiert als zweites Paar Augen, die die Umgebung beobachten, während der "tätige" Mitarbeiter die Hauptfunktion durchführt. Tiefeninterviews mit Mitarbeitern zeigten außerdem, eine starke negative Interaktion mit der Hierarchie und dass Kollegen mit gleichem Status effektiver untereinander interagieren. Der Forscher Simon van Dam, ebenfalls von Technion, hob hervor, dass BEMOSA in der Konzeptionsphase des Projekts großen Wert auf angewandte Aktivitäten legte. Wodurch sich den Flughäfen die Vorteile der Teilnahme an dem Projekt besser darstellen ließen. Die Bedeutung der angewandten Forschung in Sicherheits- und Transportprojekten bestätigte auch David Ryder vom Airports Council International (ACI), dem Handelsbeauftragten der Flughäfen der ganzen Welt. Er sagte, dass sich viele Flughäfen häufig nur zögerlich an Projekten beteiligen, die zu akademisch seien, da sie dem Wert der Ergebnisse skeptisch gegenüberständen. Er begrüßte, dass BEMOSA den Schwerpunkt auf angewandte praktische Ergebnisse legt: "Je mehr Projekte die Endbenutzer, in diesem Fall die Flughäfen einbeziehen, desto besser. Bereits die Tatsache, dass bei BEMOSA der Schwerpunkt auf angewandten Ergebnissen liegt, hat die Akzeptanz und das Interesse an dem Projekt deutlich erhöht." Simon van Dam fügt hinzu: "David vom ACI hat großartige Arbeit bei der Werbung für das Projekt bei seinen Mitgliedsflughäfen geleistet, sodass sich 8 Flughäfen in der anfänglichen Scoping-Phase beteiligt haben." Jetzt werden die BEMOSA-Projektpartner anhand der Ergebnisse ihrer umfangreichen Flughafenbeobachtungen ein innovatives und kostengünstiges Schulungsprogramm entwickeln, dass ein vorhersagbares Modell für das Verhalten in realen Krisensituationen nutzt. Ziel ist die Entwicklung eines Schulungssystems, dass die gegenwärtigen Verfahren mit dem tatsächlichen Sicherheitsverhalten verbindet.Weitere Informationen finden Sie unter: BEMOSA: http://www.bemosa.eu/

Länder

Tschechien, Griechenland, Spanien, Israel, Italien, Niederlande, Slowakei, Vereinigtes Königreich

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