Wissenschaftler warnen: Permafrost taut schnell auf
Wenn Permafrost auftaut, werden Treibhausgase in Teilen der Arktis freigesetzt, wodurch sich die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen. Und jetzt haben detaillierte Satellitenbilder Veränderungen der Landflächen in nördlichen Breitengraden gezeigt, die darauf hinweisen, dass das Auftauen des Permafrostes besorgniserregende Ausmaße annimmt. Die Ergebnisse stammen von Wissenschaftlern der Europäischen Weltraumorganisation (European Space Agency, ESA), die für ihre Untersuchungen verschiedene Satelliten, darunter auch den Umweltsatelliten Envisat, eingesetzt haben. Die Forscher gelang ein Überblick über das Permafrostphänomen von einer lokalen bis hin zu einer allumfassenden Arktis-Dimension. Obwohl Permafrost nicht direkt aus dem Weltraum gemessen werden kann, können Satelliten darauf hinweisende Faktoren erfassen wie Oberflächentemperatur, Bodenbedeckung und Schnee-Parameter, Bodenfeuchte und Landschaftsveränderungen. Unter Permafrost wird Boden verstanden, dessen Temperatur mindestens zwei aufeinander folgende Jahre lang bei oder unter 0 ° C liegt. Er tritt in der Regel in hohen Breitengraden auf wie Alaska, Sibirien und im nördlichen Skandinavien oder in großen Höhen wie den Anden, dem Himalaja und den Alpen. Etwa die Hälfte des unterirdischen organischen Kohlenstoffs der Welt ist in nördlichen Permafrostgebieten zu finden. Der Anteil ist doppelt so hoch wie der Kohlenstoffanteil in der Atmosphäre, der sich in den Treibhausgasen Kohlendioxid und Methan bemerkbar macht. Während in vielen Stadtgebieten weltweit, die Folgen des Klimawandels von den Skeptikern noch unter den Teppich gekehrt werden können, sind diese in der Arktis, der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Weltregion, sehr groß und nicht zu leugnen: er sorgt dafür, dass Permafrost schnell auftaut. Durch das Auftauen werden Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt und im Gegenzug erhöht dies die globalen Auswirkungen des Klimawandels. Dr. Hans-Wolfgang Hubberten, Leiter der Forschungsabteilung des Alfred-Wegner-Instituts in Deutschland und Präsident der internationalen Permafrostvereinigung (International Permafrost Association) kommentiert: "Die Kombination von Feldmessungen mit Fernerkundung und Klimamodellen kann unser Verständnis von den komplexen Prozessen in Permafrostgebieten erweitern und Projektionen des zukünftigen Klimas verbessern." Die ESA wird Permafrostgebiete weiterhin mit ihrem Envisat-Satelliten und den kommenden Sentinel-Satelliten unter dem EU-Programm für Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung (Global Monitoring for Environment and Security, GMES) überwachen. Die ESA entwickelt derzeit fünf Sentinel-Missionen eigens für GMES, von denen die erste 2013 starten wird. Die Sentinel-Satelliten werden eine einzigartige Reihe von Beobachtungen für GMES liefern, angefangen bei Allwetter-, Tag- und Nachtradarbildern von Sentinel-1, die für land- und meergestützte Dienste verwendet werden. Sentinel-2 wird hochauflösende optische Bilder für landgestützte Dienste liefern und Sentinel-3 wird Daten für Dienste liefern, die für Meer und Land relevant sind. Sentinel-4 und Sentinel-5 werden die Daten für die Überwachung der Zusammensetzung der Atmosphäre aus geostationären respektive polaren Umlaufbahnen liefern. GMES besteht aus mehreren Projekten, die zum Teil durch das Siebte Rahmenprogramm (RP7) der EU finanziert werden, und wird in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation, verantwortlich für die Weltraumkomponente, und der Europäischen Umweltagentur (EUA), zuständig für das Sammeln von Daten mithilfe luft- und bodengestützter Sensoren, organisiert. Das Ziel des bis heute ambitioniertesten Erdbeobachtungsprogramm GMES ist es, genaue, zeitgerechte und leicht zugängliche Informationen zu liefern, um das Umweltmanagement zu verbessern, die Folgen des Klimawandels zu verstehen und einzudämmen und die zivile Sicherheit zu gewährleisten. Genaue Informationen, die rechtzeitig geliefert werden, können uns bei der Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und der Biodiversität, bei der Beobachtung des Zustands der Ozeane und der Überwachung der chemischen Zusammensetzung unserer Atmosphäre unterstützen.Weitere Informationen finden Sie unter: Europäische Weltraumorganisation: http://www.esa.int/esaCP/index.html(öffnet in neuem Fenster)