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Innovative Therapien für Epilepsiepatienten in Sicht

Epilepsie ist eine verheerende neurologische Erkrankung, an der 50 Millionen Menschen weltweit leiden; sechs Millionen Erkrankte leben in Europa. Nun gibt es neuartige Ansätze für die Behandlung, die Hoffnung keimen lassen. Dieses auf Epilepsie abzielende Forschungsvorhaben zä...

Epilepsie ist eine verheerende neurologische Erkrankung, an der 50 Millionen Menschen weltweit leiden; sechs Millionen Erkrankte leben in Europa. Nun gibt es neuartige Ansätze für die Behandlung, die Hoffnung keimen lassen. Dieses auf Epilepsie abzielende Forschungsvorhaben zählt auf den Einsatz von Viren, welche Gehirnzellen infizieren und Zellen in das Gehirn transplantieren sollen. Das Projekt, in dem die Pionierarbeit für diese alternative Behandlung geleistet wird, trägt den Titel EPIXCHANGE ("Innovative gene therapies for epilepsy treatment"). Die Forschungsarbeiten werden an der Universität Lund, Schweden, in Zusammenarbeit mit italienischen, dänischen und französischen Forschern aus akademischen Einrichtungen wie auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) durchgeführt. Das Gesamtbudget für das Projekt beträgt nahezu eine Million Euro und wird von der Europäischen Union finanziert. Epilepsie, ein fortschreitendes Krampfleiden, wird normalerweise diagnostiziert, nachdem eine Person zwei Anfälle erlitten hat, die durch keinen bekannten Erkrankungszustand und nicht durch extrem niedrigen Blutzucker verursacht wurden. Die Anfälle werden von plötzlichen, zumeist kurzen, unverhältnismäßig starken elektrische Entladungen in einer Gruppe von Gehirnzellen (Neuronen) ausgelöst. Ein einzelner Anfall bedeutet jedoch nicht zwangsläufig Epilepsie. Bis zu 10 % aller Menschen weltweit erleiden im Laufe ihres Lebens einen Anfall. Epilepsie ist eine der ältesten bekannten Krankheiten unserer Welt, aber nur rund 70 % der Fälle kann man mit anti-epileptischen Behandlungen beikommen. Ein erheblicher Teil der durch neurologische Erkrankungen verursachten Kosten hat mit Epilepsie zu tun. In Schweden, wo man an EPIXCHANGE arbeitet, leiden 60 000 Patienten an Epilepsie. Ungefähr 30 % bis 40 % dieser Erkrankten sind jedoch resistent gegen pharmakologische Behandlungen, die zum Großteil symptomatisch sind und allzu oft Nebenwirkungen haben. Hauptziel von EPIXCHANGE ist daher die Erforschung innovativer Gentherapien zur Epilepsiebehandlung. Das Projekt wird der Entwicklung verkapselter menschlicher Zelllinien, die den Neurotransmitter Galanin und das Neuropeptid Y (NPY) produzieren, und deren Auswirkungen auf epileptische Anfälle nachgehen. Man wird virale Vektoren einsetzen, um Neuropeptide und weitere Proteine - neurotrophe Faktoren - in das Gehirn zu übermitteln und auf diese Weise Krampfanfälle zu unterdrücken. Diese neuartigen Ansätze werden die Grundlage zur Entwicklung alternativer Behandlungsstrategien für Epilepsie bilden. Auf das Konto der Epilepsie entfallen 0,5 % der globalen Krankheitslast. Wie eine Zeitbombe kostet sie den Patienten Lebenszeit, in der er nicht völlig gesund ist, und möglicherweise Jahre seines Lebens aufgrund vorzeitigen Ablebens. Epilepsie hat erhebliche Auswirkungen auf die Volkswirtschaft: steigende Anforderungen an das Gesundheitswesen, vorzeitiger Tod und verlorengegangene Arbeitsproduktivität hinterlassen ihre Spuren. Obgleich die sozialen Auswirkungen von Land zu Land verschieden sind, sind die diese Krankheit weltweit begleitende Diskriminierung und soziale Stigmatisierung oft schwieriger zu überwinden als die Anfälle an sich. Menschen mit Epilepsie haben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. Beispielsweise wurde im Vereinigten Königreich ein Gesetz, dass es Menschen mit Epilepsie untersagte zu heiraten, erst 1970 aufgehoben. Bis in die 1970er Jahre war es in den Vereinigten Staaten legal, Menschen mit diesem Krankheitsbild den Zutritt zu Restaurants, Theatern und Freizeitzentren zu verweigern. Das mit der Erkrankung verbundene Stigma hält oft Menschen davon ab, die Symptome behandeln zu lassen. Sie wollen auf gar keinen Fall mit der Krankheit in Verbindung gebracht werden. Hier sind allerdings Veränderungen abzusehen. Ein Ansatz über virale Vektoren zur Übertragung betreffender Gene in das Gehirn ist bereits Realität. In den Vereinigten Staaten sind im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit mehrere Studien im klinischen Umfeld durchgeführt worden. Nach Aussage von Professor Merab Kokaia von der Universität Lund besteht der Plan darin, derartige klinische Studien in Lund an Patienten mit schwerer Epilepsie durchzuführen, die nicht auf medikamentöse Therapien ansprechen.Weitere Informationen unter: Universität Lund: http://www.lunduniversity.lu.se/ EPIXCHANGE: http://www.epixchange.eu Weltgesundheitsorganisation (WHO): http://www.who.int/topics/epilepsy/en/

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