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Inhalt archiviert am 2023-03-20

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Gegen den Gehörverlust angehen

Etwa 16 Prozent der erwachsenen Europäer leiden unter einem derart starken Hörverlust, dass ihr tägliches Leben davon beeinträchtigt wird. Hörverlust erschwert die Kommunikationsfähigkeit - hören, Laute verarbeiten und antworten - was zermürbend sein kann. Unbehandelter Hörver...

Etwa 16 Prozent der erwachsenen Europäer leiden unter einem derart starken Hörverlust, dass ihr tägliches Leben davon beeinträchtigt wird. Hörverlust erschwert die Kommunikationsfähigkeit - hören, Laute verarbeiten und antworten - was zermürbend sein kann. Unbehandelter Hörverlust kann soziale Kontakte verhindern, zu Depressionen, Angstzuständen und Isolation von der Umgebung führen. Die Betroffenen sind außerdem mit Freundschaften, Familienleben, Gesundheit und Finanzen weniger zufrieden. Depressionen treten bei älteren Erwachsenen mit Hörproblemen häufiger auf. In den meisten Fällen ist der Hörverlust eine Folge des Alterns oder einer hohen Lärmbelastung und lässt sich je nach dem beschädigten Teil des Hörapparats einteilen. Es gibt drei Grundtypen des Hörverlusts: Schallleitungsschwerhörigkeit (oder auch Mittelohrschwerhörigkeit), sensorineuraler Hörverlust (oder auch Innenohrschwerhörigkeit) und kombinierter Hörverlust. Sensorineuraler Hörverlust wird mit der progressiven Zerstörung der Haarzellen im Innenohr in Verbindung gebracht. Diese altersbedingte Hörminderung ist ein natürlicher Prozess, der bei manchen Personen aber auch sehr schnell voranschreiten kann. Er beginnt normalerweise etwa im Alter von 35 bis 40 Jahren. Mit 80 leiden mehr als die Hälfte der Menschen an einem deutlichen Hörverlust. Der Hörverlust kann (je nach genetischem Hintergrund) auch vererbt werden oder als Folge einer Krankheit, Arzneimittelanwendung oder Exposition gegenüber chemischen Stoffen auftreten. Wissenschaftler sind jetzt jedoch davon überzeugt, dass der Hörverlust in den kommenden Jahrzehnten besiegt werden kann. Große Fortschritte auf dem Gebiet der Biowissenschaften und der Hörtechnik lassen eine Heilung in absehbarer Zukunft realistisch erscheinen. Dem Projekt NeuEarn ist einer dieser technologischen Fortschritte zu verdanken, die in den letzten Monaten gemacht wurden. Diese im Rahmen des RP7 über drei Jahre finanzierte Projekt ging im September 2012 an den Start und wird von dem dänischen KMU NsGene A/S geleitet, das sich auf die Entwicklung klinischer und EU-konformer Therapiegeräte spezialisiert hat. Am Projekt NeuEar sind Partner aus Industrie und Universitäten aus Dänemark, Schweden, Deutschland, Österreich, dem Vereinigten Königreich und den USA beteiligt. Das Projekt will dieses neue Implantat im Laufe des nächsten Jahres erfolgreich vermarkten, da es deutliches Potenzial für den klinischen Einsatz besitzt. Heute kostet unbehandelter Hörverlust Europa 213 Mrd. EUR pro Jahr. Diese Krankheit hat einen großen weltweiten Markt für Cochlea-Implantate geschaffen, der im Jahr 2008 725 Mio. US-Dollar umfasste und 2013 voraussichtlich auf 1,59 Mrd. US-Dollar anwachsen wird. Wie gesagt, ist vom sensorineuralen Hörverlust ein großer Teil der Bevölkerung betroffen. Sensorineuraler Hörverlust tritt normalerweise in Folge der Beschädigung und des Verlusts von Haarzellen, den Sinneszellen in der Cochlea des Innenohrs, auf, die aus Antwort auf Geräusche mechanische Schwingungen in Nervenimpulse in den primären Hörneuronen umwandeln. Der einzige gegenwärtig mögliche therapeutische Eingriff bei Patienten mit sensorineuralem Hörverlust ist der Einsatz eines Cochlea-Implantats, einer neuralen Prothese, die die Hörneuronen direkt elektrisch stimulieren soll. Mit einem Cochlea-Implantat werden die beschädigten Haarzellen umgangen und der Hörnerv wird direkt angeregt. Das Cochlea-Implantat kann jedoch das Hörvermögen weder wieder herstellen noch heilen. Es ermöglicht jedoch die Wahrnehmung von Geräuschen. Trotz der Fortschritte bei der Cochlea-Implantat-Technologie ist das Hörerlebnis mit diesen Geräten noch weit vom Normalzustand entfernt, was teilweise auf die begrenzte Schnittstelle mit den Hörneuronen und ihre progressive Zerstörung zurückzuführen ist. Das Projekt NeuEar entwickelt einen Implantatprototypen, der die Hörfunktion wieder herstellen und die Regenerierung der Hörneuronen unterstützen kann. Das Implantat wird die primären Hörneuronen vor der Zerstörung bewahren und die Schnittstelle zwischen Neuronen und Elektroden fördern, indem es für die chronische Sekretion neurotropher Faktoren sorgt, die sich mit einem Cochlea-Elektrodenträger verbinden können. Außerdem wird das Projekt den Weg für ein eigenständiges neurotrophes Implantat ebnen, das das Potenzial für eine regenerative Therapie im Innenohr ohne den Einsatz einer Elektrode besitzt. Das Implantat wird nicht nur das Hörvermögen verbessern, sondern auch die Lebensqualität der Menschen deutlich steigern. Bei denjenigen, die von Geburt an taub sind, bietet es kein völlig "normales" Hörvermögen, aber es verbessert Sprache und Verständnis, sodass sich auch bei diesen Personen die Lebensqualität steigern lässt.Weitere Informationen finden Sie unter: NeuEar http://www.neuear.eu/index.html

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