Wissenschaftler finden Gene für Gehörverlust
Viele Millionen Europäer leiden in einem gewissen Grad an Schwerhörigkeit. Dazu gehören ein Kind von 1000, das taub geboren wird, und auch die vielen Menschen, deren Hörvermögen mit dem Alter nachlässt. Das von der EU finanzierte Projekt EUROHEAR ("Advances in hearing science: from functional genomics to therapies") hat sich das Ziel gesetzt, die medizinischen Erkenntnisse hinsichtlich Gehörverlust und seiner Behandlung zu erweitern. Ein Drittel der Menschen über 65 ist von Gehörverlust betroffen, der so schwerwiegend ist, dass ein normales Gespräch behindert wird. Auch wenn es für die meisten Formen der Schwerhörigkeit noch keine Heilung gibt, können Prothesen wie zum Beispiel Hörgeräte und Cochlear-Implantate in vielen Fällen die Hörfähigkeit verbessern. Die Ziele des Forschungsteams umfassten: die Identifizierung der Gene, die an früh und spät einsetzender Schwerhörigkeit beteiligt sind; die Erforschung der Mechanismen bei normalem und gestörtem Hören und die Entwicklung von Hilfsmitteln, um Schwerhörigkeit vorzubeugen und zu heilen. Das Forschungsteam konzentrierte sich unter Leitung des französischen Institut national de la santé et de la recherche médicale (INSRM) hauptsächlich auf die Cochlea, eine schneckenartige Struktur im Innenohr. Die Cochlea enthält Tausende von Sinneshaarzellen, die für die Umwandlung von Tönen in elektrische Signale verantwortlich sind, die dann über die Nervenzellen an das Gehirn übertragen werden. Der Mensch wird mit einer bestimmten Anzahl Haarzellen geboren und diese einmal verloren gegangen sind, können keine neuen mehr gebildet werden. Dank der Arbeit der Wissenschaftler des Projekts EUROHEA wissen wir jetzt mehr darüber, wie diese Haarzellen funktionieren und welche speziellen Mechanismen an der Umwandlung von Tönen in elektrische Signale beteiligt sind. Insgesamt entdeckte das Team 12 neue Gene für Taubheit, von denen sich die Mehrheit auf die Cochlea auswirkt. Eines der Gene verursacht jedoch einen Defekt in den Nervenzellen des zentralen Nerversystems, die für die Verarbeitung der Informationen verantwortlich sind, die von der Cochlea stammen. Die Forscher entwickelten auch ein Diagnoseinstrument, mit dem sich ermitteln lässt, welche Genmutation bei einem Patienten Hörprobleme verursacht. Das ist insofern von Bedeutung, als es Ärzte bei der Entscheidung unterstützen kann, ob einem tauben Kind ein Cochlear-Implantat helfen kann. Damit ein Cochlear-Implantat funktioniert, muss der Hörnerv unbeschädigt sein. Wenn also bei einem Patienten eine Mutation vorliegt, die nur die Cochlea betrifft, könnte ein Cochlear-Implantat von Nutzen sein. Mit dem Abschluss des EUROHEAR-Projekts im November 2009 wurde eine Fülle neuer Informationen zur Genetik hinsichtlich Schwerhörigkeit verfügbar, wodurch der medizinische Kenntnisstand über die Ursachen, die Diagnose und potenzielle Behandlungsmethoden ausgebaut werden konnte. Zum Projektkonsortium gehörten Universitäten und medizinische Forschungslaboratorien in 10 EU-Ländern, Israel und Tunesien. EUROHEAR erhielt von der EU Fördermittel in Höhe von 12,5 Mio. EUR.Weitere Informationen sind abrufbar unter: Projektdatenblatt National Institute of Health and Medical Research http://english.inserm.fr/(öffnet in neuem Fenster)
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