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Inhalt archiviert am 2023-03-20

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Management der Krisenkommunikation

Moderne Gesellschaften werden ständig mit Katastrophen konfrontiert. Extreme Ereignisse bedrohen die Werte bzw. lebenserhaltenden Funktionen der Gesellschaften und erfordern schnelle Reaktionen in großer Ungewissheit. Unter derartigen Bedingungen sind die Behörden dafür verant...

Moderne Gesellschaften werden ständig mit Katastrophen konfrontiert. Extreme Ereignisse bedrohen die Werte bzw. lebenserhaltenden Funktionen der Gesellschaften und erfordern schnelle Reaktionen in großer Ungewissheit. Unter derartigen Bedingungen sind die Behörden dafür verantwortlich, die Reaktionsoperationen zu verwalten, um Leben zu retten und die Ordnung wieder herzustellen. In den ersten Jahren dieses Jahrtausends zeigte eine Reihe extremer Ereignisse, wie schwer diese Herausforderungen zu bewältigen sind. Beispiele sind u. a. die Anschläge am 11. September 2001 in New York und Washington, die Bombenattentate in Madrid und London sowie die Bedrohung durch die Vogelgrippe und SARS. Untersuchungen zeigten, dass bei den Terroranschlägen auf die Londoner U-Bahn und dem Hurrikan Katrina im Jahr 2006 wertvolle Zeit durch einen nicht aufeinander abgestimmten Informationsfluss und den fehlenden Austausch aktueller Informationen zwischen verschiedenen Behörden verlorenging. Ein Projekt mit dem Titel "Emergency Support System" (ESS), das von der Generaldirektion Unternehmen der Europäischen Kommission unter dem Siebten Rahmenprogramm gefördert wird, will ein innovatives Instrument entwickeln, mit dem das anhaltende Problem der Krisenkommunikation unter extremen Bedingungen gelöst werden kann. Das ESS besteht aus einer Reihe datenzentrischer Echtzeittechnologien, die Krisenmanager in Katastrophenfällen mit handlungsrelevanten Informationen versorgen. Diese Informationen werden eine bessere Kontrolle sowie ein besseres Management ermöglichen, sodass eine Echtzeit-Synchronisierung zwischen den Einsatzkräften vor Ort (Polizei, Rettungskräfte, Feuerwehr) und den Kommando- und Kontrollzentren gewährleistet werden kann. Eines der Probleme, auf das die Behörden bei der Verwaltung von Netzwerken zur Gefahrenabwehr ständig stoßen, sind fehlende handlungsrelevante Informationen, d. h. Informationen, die notwendig sind, um unter Druck qualifizierte Entscheidungen zu treffen. Während der Anfangsphase einer Krise ist die Situation häufig unklar: Was ist die Ursache? Wie reagieren die Menschen? Wie viele Opfer gibt es? Welche Schäden liegen vor? Ist die Bedrohung vorbei oder entwickelt sie sich weiter? Ohne genaue Informationen fällt es Krisenmanagern schwer, schnelle und richtige Entscheidungen zu treffen. Das Fehlen verlässlicher Informationen (in Verbindung mit einer Flut unbewiesener Berichte und Gerüchte) hat in Krisensituationen häufig einen lähmenden Einfluss auf Entscheidungsträger. Die Gefahr, eine Entscheidung aufgrund ungeprüfter Informationen zu treffen, kann unerwartete Auswirkungen haben, welche die Krise eher verstärken können anstatt sie abzuschwächen. Das ESS-Projekt will hier Abhilfe schaffen, in dem es ein "revolutionäres" Krisenkommunikationssystem entwickelt, das gefilterte und vororganisierte Informationen an das Krisenkommandosystem weiterleitet, das wiederum die relevanten Informationen bereitstellt, die tatsächlich für wichtige Entscheidungen benötigt werden. Eine ungewöhnliches Ereignis lässt sich eventuell an einer plötzlichen Veränderung oder kumulierten Veränderungen in einem oder mehren Medien erkennen, auf die es einwirkt(Telekommunikation, Luft, Raum, Akustik, Sicht usw.). Bei einer Explosion können beispielsweise folgende Medien betroffen sein: akustisch (Knall), visuell (plötzliche Explosion) und Telekommunikation (plötzlicher Anstieg des Kommunikationsaufkommens). Daher ist eine wirksame Kontrolle eines ungewöhnliche Ereignisse mit folgenden Maßnahmen verbunden: Überwachung der einzelnen Medien unabhängig von einander und in Echtzeit, Aktivierung eines Alarms bei plötzlichen Veränderungen in einem oder mehreren Medien und ggf. Kontaktaufnahme mit der betroffenen Bevölkerung und Bereitstellung von Massenevakuierungsmöglichkeiten. ESS wird alle diese Maßnahmen in einem zentralen System zusammenführen, das es den Krisenmanagern ermöglicht, besser auf diese Probleme zu reagieren. Das Projekt wird mehrere vorhandene Technologien zur Front-End-Datenerfassung in eine einzigartige Plattform integrieren. Hierzu gehört die Entwicklung von Sensoren und dem erforderlichen Zubehör für jeden Sensor. Alle ESS-Sensoren wird die Normen IP/IEC 529 und die Spezifikationen für den Einsatz im Außenbereich erfüllen. Damit der tragbare Sensor mit dem Back-Office kommunizieren kann, wird die Portierungsplattform eine Kommunikationskomponente in Form eines Funkmodems basierend auf WLAN, Wi-MAX oder GPRS enthalten. Bei dem Data Fusion Mediation System (DFMS) wird es sich um ein zentralisiertes System handeln, das über die ESS-Datenbank betrieben und mit allen im System aktivierten Front-End-Sensoren verbunden ist. Wie in Ziel 1 festgelegt, wird sich ESS auf verschiedene Sensortypen (Temperatur, Video usw.) konzentrieren. Das DFMS wird die folgenden Aufgaben zu bewältigen haben: Kommunikation zwischen Sensoren und Datenbank; Harmonisierung der Daten verschiedener Sensorprodukte eines Typs; Zusammenführung der Daten verschiedener Sensortypen; und Lokalisierung der Geodaten. Das ESS wird außerdem eine offene Programmierschnittstelle (API) bereitstellen, damit jede Behörde ggf. weitere Anwendungen hinzufügen kann, die auf ihre bestimmten Anforderungen zugeschnitten sind. Die Daten, Funktionen und der Datenfluss des ESS werden auf ISO-Normen oder internationalen Normen basieren. Jede kommerzielle Anwendung, die diese Normen anwendet oder anwenden wird, kann eine Verbindung zum ESS herstellen. Dem ESS-Portal liegt die Idee zugrunde, einen wirksamen Synchronisierungsrahmen zu schaffen, in dem die Daten und der Informationsfluss zwischen verschiedenen an den Notfallbewältigungsmaßnahmen beteiligten Behörden und den Krisenmanagern (Rettungskräfte, Polizei, Feuerwehr usw.) verwaltet werden. Das ESS-Portal wird den beteiligten Akteuren eine einheitliche und universelle Plattform für Erfassung, Analyse und Austausch von Echtzeitdaten zur Verüfgung stellen, damit Managemententscheidungen leichter gefällt werden können. Daher wird ESS einen modernen Rahmen liefern, in den eine mehrschichtige Architektur der Informationsverarbeitung integriert wird, sodass alle beteiligten Akteure global über das ESS-Portal auf das Ergebnis zugreifen können. Der Zugang zum Portal wird mit Hilfe von SSL/VPN-Verschlüsselung sowie anderen Sicherheitstechnologien wie Firewall und Authentifizierungsverfahren gesichert. Die Leistungsfähigkeit des Systems wird in drei verschiedenen Szenarien getestet und validiert: einem Waldbrand, einem außergewöhnlichen Ereignis in einem vollen Stadion und einem Giftmüllunfall. Der Betrieb des ESS in verschiedenen Szenarien ist notwendig, um die Fähigkeiten des Systems in verschiedenen Krisensituationen und mit einer Vielzahl von Erfassungsinstrumenten zu testen. Die letzte Phase der Demonstration des ESS-Projekts findet am 11. April 2013 in dem französischen Dorf Sospel statt. Bei der Demonstration wird ein Flugzeugabsturz simuliert, der einen sich Richtung Italien ausbreitenden Waldbrand verursacht. Hieran werden sowohl französische als auch italienische Behörden teilnehmen. Zu den Szenarien gehört auch die Bergung von Opfern. An dem Projekt sind fünf Forschungsinstitute (IGSI, CEREN, IMEGO, KEMEA und IAIS), sieben Industriepartner (ALI, VRNT, WIND, AERO, GMV, ING und CS), drei spezialisierte KMU (ALGO, APD und IT IS ), ein professioneller Projektmanager (Ernst & Young) sowie ein Anbieter ärztlicher Notfalldienste (MDA) beteiligt. Jeder Partner bringt wichtige und komplementäre Fachkenntnisse in das Projekt ein. Drei Partner vertreten die Endbenutzer der Technologien, Lösungen und Perspektive von ESS. CEREN ist die Agentur, die Notfalldienste in Südfrankreich koordiniert, und KEMEA hat eine ähnliche Rolle in Griechenland. MDA ist der israelische Anbieter nationaler ärztlicher Notfalldienste mit umfangreicher Erfahrung in Notfallsituationen.Weitere Informationen sind abrufbar unter: ESS-Projekt http://www.ess-project.eu/