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Inhalt archiviert am 2023-03-20

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Kosten und Risiko von Mittelohrimplantationen reduzieren

Wer nicht gut hört, gerät nicht nur schnell ins soziale Abseits sondern auch in gefährliche Situationen: etwa beim Autofahren oder beim Überqueren einer Straße. Eine Hörhilfe ist deshalb für die Betroffenen - unter den über 65-Jährigen in Europa ist das jeder Zweite - unverz...

Wer nicht gut hört, gerät nicht nur schnell ins soziale Abseits sondern auch in gefährliche Situationen: etwa beim Autofahren oder beim Überqueren einer Straße. Eine Hörhilfe ist deshalb für die Betroffenen - unter den über 65-Jährigen in Europa ist das jeder Zweite - unverzichtbar. Mit diesen Hilfen bleiben sie nicht nur mit ihrer Umwelt in Kontakt sondern nehmen auch Gefahren war. Doch bei vielen Betroffenen ist das Gehör so schwer geschädigt, dass eine normale Hörhilfe nicht ausreicht. Ihnen kann nur mit einem Implantat geholfen werden, das den Klang mehr verstärkt als klassische Systeme und das sich durch eine bessere Tonqualität auszeichnet. Das Problem: Diese Mittelohrimplantate lassen sich nur in mehrstündigen Operationen einsetzen. Die aufwändigen Eingriffe sind risikoreich und teuer - sie werden daher nur selten durchgeführt. Doch jetzt gibt es Abhilfe. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart arbeiten an einem neuen Hörgerät, das sich ambulant implantieren lässt und damit einen Krankenhausaufenthält unnötig macht. Das Gerät besteht aus drei Teilen: Einem externen Gehäuse mit Mikrofon und Batterie, einer drahtlosen, optischen Signal- und Energieübertragung zwischen Außen- und Mittelohr sowie einem Schallwandler - Herzstück und Lautsprecher des Implantats. Der runde Schallwandler ist nur 1,2 Millimeter groß. "Unser Ziel ist es, die bessere Klangqualität implantierbarer Hörgeräte mit einer stark vereinfachten Operation zu kombinieren", sagt Dominik Kaltenbacher, Ingenieur am IPA. "Um unser System einsetzen zu können, muss lediglich das Trommelfell seitlich gelöst und aufgeklappt werden. Dies ist in einem ambulanten Eingriff möglich." Der Schallwandler lässt sich direkt an der Verbindung zwischen Mittel- und Innenohr - "rundes Fenster" genannt - platzieren. Dort überträgt er das Hörsignal in Form von verstärkten mechanischen Schwingungen an das Innenohr und steigert so das Hörvermögen. Obwohl das Rundfensterimplantat nicht größer als ein Stecknadelkopf ist, erzielt es eine rechnerische Leistung von bis zu 120 Dezibel. "Vor allem bei hohen Tönen ist diese große Leistung für ein sehr gutes Sprachverstehen notwendig, denn insbesondere die Höhen nehmen stark Schwerhörige nicht mehr wahr", sagt der Forscher vom IPA. Derzeit testen die Experten ein erstes Funktionsmuster im Labor mit positiven Ergebnissen. Im Juni dieses Jahres sollen die optimierten Einzelkomponenten vorliegen, der Test des Gesamtsystems ist für 2014 geplant.Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen.html

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Deutschland

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