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Einzigartige Studie untersucht Prognosen zur Weltbevölkerung bis 2100

Bei der wissenschaftlichen Erforschung des Klimawandels stehen meistens seine Auswirkungen in der Zukunft im Vordergrund und wie er das physikalische System der Erde beeinflussen wird. Nur sehr wenige Studien befassten sich jedoch bisher damit, wie sich der Klimawandel auf zuk...

Bei der wissenschaftlichen Erforschung des Klimawandels stehen meistens seine Auswirkungen in der Zukunft im Vordergrund und wie er das physikalische System der Erde beeinflussen wird. Nur sehr wenige Studien befassten sich jedoch bisher damit, wie sich der Klimawandel auf zukünftige Gesellschaften auswirken wird. Diese Forschungslücke soll eine Studie füllen, welche die ersten wissenschaftlich begründeten Prognosen der Bevölkerung nach Alter, Geschlecht und Bildungsniveau bis 2100 erarbeiten will. Diese wird die Grundlage für die Studie der Auswirkungen des Klimawandels auf das menschliche Wohlbefinden bilden. Dieses ehrgeizige Forschungsprojekt FUTURESOC (Forecasting Societies Adaptive Capacities to Climate Change) wird von der EU mit Finanzmitteln in Höhe von 2,4 Mio. EUR des Europäischen Forschungsrates (ERC) gefördert. Der Koordinator des Projekts, Professor Wolfgang Lutz vom Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital (IIASA, VID/™AW, WU) in Österreich, hat verschiedene analytische Szenarien entwickelt, um künftige Klimabedingungen abzugleichen. Er wird außerdem die künftigen gesellschaftlichen Fähigkeiten verschiedener Länder zu vergleichbaren Zeitpunkten bewerten. Zu den untersuchten historischen Ereignissen gehören u. a. die große Dürre in der Sahelzone in Nordafrika, Hurrikan Mitch in Zentralamerika und der Tsunami in Asien. Außerdem wurden zukunftsbezogene Fallstudien der Anpassungsfähigkeit in der thailändischen Region PhangNga/Phuket und auf der Insel Mauritius im südwestlichen Indischen Ozean durchgeführt. Professor Lutz glaubt, dass die Vorhersage zukünftiger Humankapitaltendenzen für alle Länder mit einer multidimensionalen demographischen Prognose ein leistungsstarkes Analysetool für die Vorhersage der Anpassungsfähigkeit der Gesellschaften darstellen kann. Anhand der Analyse der heutigen Bevölkerung nach Alter und Bildungsniveau lassen sich Prognosen für die nächsten Jahrzehnte aufstellen. Die ungebildeten 15-Jährigen von heute sind die ungebildeten 65-Jährigen im Jahr 2060. Es wurden Annahmen zur künftigen Fruchtbarkeit, Sterblichkeit und Migration anhand einer globalen Expertenbefragung mit über 500 Teilnehmern ermittelt. Lutz sagt: "Bei dem Versuch zu verstehen, wie gefährlich der Klimawandel für das Wohlergehen der Menschen in der Zukunft sein wird, wird häufig der Fehler gemacht, die vorhergesagten Klimabedingungen (z. B. 2060) mit den gesellschaftlichen Bedingungen und Anpassungsfähigkeiten von heute in Bezug zu setzen. Das macht wenig Sinn, da wir wissen, dass die Gesellschaften in der Zukunft ganz anders sein werden." Er fügt hinzu: "Wenn wir zurückblicken, stellen wir fest, dass sich in den meisten Gesellschaften derartige Fähigkeiten in den 1960er Jahren stark von den heutigen unterschieden und daher haben wir Grund zur Annahme, dass sie 2060 auch ganz anders sein werden. Die Aufgabe besteht daher darin, ein aussagekräftiges wissenschaftliches Modell zu finden, mit dem sich Szenarien langfristiger Veränderungen der gesellschaftlichen Fähigkeiten beim Umgang mit sich wandelnden klimatischen Bedingungen erarbeiten lassen." Das größte Problem bestand jedoch darin, Daten basierend auf den verschiedenen Bildungsniveaus der Menschen zu finden, die von Naturkatastrophen betroffen waren. "In Umfragen nach Katastrophen wurden alle möglichen Arten von Dingen gemessen und erfragt, aber nicht das Bildungsniveau", bemerkt Prof. Lutz. Die Hypothese, dass Bildung eine Rolle spielen könnte, stand nicht auf der Tagesordnung, sagt er, und daher dachte keiner daran, die Frage zu stellen. "Auf diese Weise werden die wichtigsten Aspekte meistens nicht berücksichtigt und wenn keine Daten erfasst werden, erscheint dieser Faktor nicht in der Analyse." Die neuen FUTURESOC-Bevölkerungsszenarien nach Alter, Geschlecht und Bildungsniveau wurden kürzlich als "menschlicher Kern" der neuen sozioökonomischen Szenarien (Shared Socioeconomic Pathways, SSPs) ausgewählt, die als gemeinsamer Bezugspunkt für Modellierungsgruppen auf dem Gebiet der integrierten Bewertung (Integrated Assessment, IA) sowie bei Vulnerabilität, Risiko und Anpassung (Vulnerability, Risk and Adaptation, VRA) in der ganzen Welt dienen. Die Vorhersage des Marktpotenzials ist das Thema eines anderen vom ERC finanzierten Projekts (Finanzmittel in Höhe von 150.000 EUR) mit dem Titel FUTURE MARKETS (Demography-Based Market Forecasting Tools). Das auch von Prof. Lutz geleitete Machbarkeitsprojekt FUTURE MARKETS soll das wirtschaftliche Potenzial mit einem neuen quantitativen wissenschaftlich begründeten Instrument für die Vorhersage künftiger Verbraucherpräferenzen und Nachfragen testen, das durch die methodischen Fortschritte des FUTURESOC-Projekt entwickelt wurde. Das Projekt FUTURE MARKETS verbindet auf neuartige Weise empirisch geschätzte Alters- und Kohorteneffekte mit fachkundig bewerteten künftigen Tendenzen. Es könnte ein leistungsstarkes Instrument für die soziale und wirtschaftliche Vorhersage im Allgemeinen und speziell die Vorhersage von Marktpotenzial für bestimmte Güter und Dienstleistungen bieten. Die Erkennung künftiger Veränderungen der Kundenpräferenzen, d. h. dem Trend einen Schritt voraus zu sein, ist ein wichtiger Punkt im Marketing und könnte dieses Marktvorhersageinstrument zum Erfolg führen. Die Ergebnisse beider Projekte werden 2014 veröffentlicht.Weitere Informationen sind abrufbar unter: International Institute for Applied Systems Analysis http://www.iiasa.ac.at/ Datenblatt des Projekts FUTURE SOC Datenblatt des Projekts FUTURE MARKETS http://cordis.europa.eu/projects/rcn/106413_de.html Europäischer Forschungsrat (EFR) http://erc.europa.eu/

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