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The Fall of a Colonial Legacy: A Modern History of Syrian Borders (1920-2015)

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Forschungsbedarf zu den Grenzen des heutigen Syriens

Wenn sich Grenzlinien verändern, wie etwa in Libanon und Palästina zu beobachten war, wird dies in Forschungsstudien untersucht und dokumentiert. Hinsichtlich der syrischen Grenzen war dies allerdings noch nicht der Fall, und so befasste sich ein EU-finanziertes Projekt mit der Thematik.

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Die wissenschaftliche Dokumentation zu Grenzverläufen ist vorwiegend monodisziplinär und begrenzt, die theoretische Forschung ist weltweit fragmentiert und Forschungsmethoden und -techniken sind veraltet. Die Grenzen Syriens bilden hier keine Ausnahme. Dr. Matthieu Cimino, Projektkoordinator von SYRIANBORDERS, erklärt dazu: „Wie ich feststellte, existiert quasi keinerlei Forschung zur Geschichte der syrischen Grenzen.“ Dies betrifft insbesondere die Zeit nach 2011 in einem Land, das von Revolution und dem auf den Bürgerkrieg folgenden Krieg betroffen ist. In Syrien waren und sind nationale und politische Grenzen zentrale Themen. Wie Dr. Cimino weiter ausführt, „muss im syrischen Kontext vor allem die Wahrnehmung der Grenzen Syriens durch die einzelnen nichtstaatlichen Akteure erforscht werden, wie relevant diese Grenzen jetzt sind und wie sie im Lauf der Geschichte verändert wurden.“ Dr. Cimino betont die Bedeutung dieses Forschungsfeldes, da „nationale und politische Grenzen den Staat formen und vor allem eine enorme Symbolik haben.“ Schwerpunkte von SYRIANBORDERS waren zum einen, einen Beitrag zur Geschichte des heutigen Syriens zu leisten, indem das Land im Prisma seiner Grenzen analysiert wird, und zweitens, eine Monografie zu erstellen, die auch die dynamischen Prozesse nach 2011 repräsentiert. Letztlich soll dies Forschern, politischen Akteuren, Verwaltungen und Öffentlichkeit Aufschluss über die Umgestaltung im Nahen Osten nach 2011 und auch die potenziellen Folgen für Europa geben. Neue Erkenntnisse „Vor allem fiel uns auf, dass syrische Akteure die Grenzen – des postkolonialen Syriens von 1920 – tiefgreifend verinnerlicht haben“, erklärt Dr. Cimino. Das Konzept der syrischen Grenzen in ihrer heutigen Form wurde symbolisch und in der Wahrnehmung der Menschen, sowohl der Opposition als auch des syrischen Staates, verinnerlicht. „Zeitgleich mit der Entstehung nicht-staatlicher (z. B. kurdischer Interessengruppen) wurde das Konzept der heutigen syrischen Grenzen jedoch genau ins Gegenteil verkehrt“, fügt der Forschungsleiter hinzu. Zum Beispiel analysierte Dr. Cimino in den letzten Monaten Geografie- und Geschichtsbücher, die sowohl von den Kurden als auch vom Islamischen Staat erstellt, verbreitet und unterrichtet wurden. Er merkt an: „Vor allem war interessant, wie unterschiedlich das Territorium Syriens dargestellt wird.“ Nächste Schritte „Als erstes wollen wir die Bücher im Anschluss an unsere im November 2017 organisierte internationale Konferenz „Exploring Syria's Borders and Boundaries“ (Erkundung der nationalen und politischen Grenzen Syriens) veröffentlichen, berichtet Dr. Cimino. „Am 7. April unterzeichnete ich hierzu einen Vertrag mit Palgrave Macmillan, einem großen Verleger in den Vereinigten Staaten.“ Nun werden noch Beiträge zum Band „Syria: Borders, boundaries, and the state“ (Grenzen, Grenzziehung und Staat) erwartet, der im November 2019 erscheinen soll. Für die akademische Forschung, „liegt mein Schwerpunkt künftig auf nationalistischen Ideologien und nicht-staatlichen Akteuren, und ich werde Lehrbücher und die Art und Weise analysieren, wie dort Geschichte und Geografie vermittelt wird“, bestätigt Dr. Cimino. Abschließend betont Dr. Cimino, dass ihm die Unterstützung durch das Marie-Curie-Programm „Möglichkeiten für Feldstudien und die wissenschaftliche Dokumentation eröffnete, was nicht zuletzt meine Arbeit als Forscher enorm förderte.“

Schlüsselbegriffe

SYRIANBORDERS, Syriens Grenzen, nicht-staatliche Akteure, syrische Grenzen, Post-2011, heutiges Syrien, postkolonial

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