Skip to main content
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Inside the Mind of Ancient People: the tangible and constructed landscape of the western Delta in the Late Period (664-332BC)

Article Category

Article available in the following languages:

Im Kopf der alten Ägypter

Ein experimentelles Projekt versuchte zu verstehen, wie Landschaften im Alten Ägypten die Verflechtung von religiösen, sozialen und materiellen Kräften prägten.

Gesellschaft icon Gesellschaft

Wie nahmen die alten Ägypter die Welt wahr? Dieser faszinierenden Frage ging das experimentelle Projekt MAP nach, das mithilfe von alten Schriften erfahren wollte, wie die natürliche Umwelt die Gedankenwelt ihrer Bewohnerinnen und Bewohner formte. „MAP war ein Pionier-Forschungsvorhaben, das sich mit der Definition der Konstitution von Raum im Alten Ägypten befasste“, so Elena Tiribilli, Hauptforscherin im Projektteam von MAP. Das Projekt bemühte sich, spezifische Kontaktpunkte zu ermitteln, an denen Landschaften tiefgreifende Auswirkungen auf Individuen sowie die gesamte ägyptische Gesellschaft hatten, deren religiöse Glaubensvorstellungen eng mit der materiellen Welt verknüpft waren. „Die religiösen Eliten im Alten Ägypten erfassten ihre äußere Umgebung durch mythische und symbolische Deutungen, bei denen die Grenzen zwischen Religion und Topografie weitaus weniger klar umrissen waren als in der modernen Wahrnehmung“, erläutert Tiribilli. Im Projekt MAP wurde die kritische Theorie der „Raumsoziologie“ mit archäologischen Zeugnissen kombiniert, um die grundlegenden Verbindungen zwischen Denken und Raum hinsichtlich der Geografie des Alten Ägyptens zu erforschen. Im Mittelpunkt des Projekts standen Texte und die Priester, die diese geschrieben hatten, aus der Spätzeit der ägyptischen Geschichte (664-332 vor Christus) aus dem westlichen Delta Ägyptens. In dieser Epoche begannen Schreiber im Alten Ägypten, die heilige Regionalgeografie zu dokumentieren, kanonisieren und kodifizieren. „Wenn man alle gesammelten Dokumente, die mit diesen Priestern in Verbindung stehen, zusammennimmt, entsteht ein sehr dichtes und komplexes Bild, das sich aus vielen Individuen und ihren Familien zusammensetzt. Die Ergebnisse brachten ein komplexes soziales Gewebe zum Vorschein, das aus einem komplizierten Netz von Beziehungen zwischen Menschen, der religiösen Landschaft, der Politik und dem Gebiet des ersten Jahrtausends vor Christus bestand“, erklärt Tiribilli.

Klassifizierung des Göttlichen

In der Spätzeit kamen neue religiöse offizielle Funktionen auf, die als „regionalspezifische priesterliche Amtsträger“ bekannt waren. Diese Personen waren vor dem Projekt MAP nie ausführlich erforscht worden. „Vor unserer Forschung hatte die Untersuchung dieser Amtsträger nicht die Aufmerksamkeit der Ägyptologie auf sich gezogen. Sicherlich spielten sie aber eine entscheidende Rolle in der Darstellung und der ‚Verwaltung‘ des konzeptuellen Raums in den Vorstellungen der alten ägyptischen Gesellschaft, da sie durch ihre Titel mit den mythologischen und theologischen Geografien verknüpft waren“, meint Tiribilli. „Altägyptische Tempelbibliotheken enthielten zahlreiche geschriebene Texte, sogenannte ‚kulttopografische Handbücher‘, in denen Listen von geografischen Orten und religiösen Einheiten verzeichnet waren, die eine materielle geografische Umwelt durch mythische und symbolische Deutungen in einen imaginären Raum umwandelten“, so Tiribilli.

Ins Feld

Im Rahmen des Projekts MAP wurde eine umfassende Studie durchgeführt, die sich mit sechs altägyptischen Gauen befasste. In diesen Gauen – vom zweiten bis zum siebten Gau in Unterägypten – befanden sich die wichtigsten religiösen Zentren wie die riesige Stadt Chasuu und die alte Siedlung Kom el-Hisn. Dank der Förderung durch Horizont 2020 und die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen konnte im Rahmen des Projekts MAP umfassende Museums- und Archivforschung betrieben und ein ausführlicheres Datenset über die Priester erstellt werden. Tiribilli führte im westlichen Delta eine Untersuchung mit dem Ziel durch, archäologisches, topografisches und religiöses Wissen zu bündeln. „Das Stipendium ermöglichte mir, ein viel zu wenig erforschtes Thema zu untersuchen und neue Erkenntnisse über die Beziehungen zwischen Menschen und Landschaft im ersten Jahrtausend vor Christus zu liefern. Ich bin auch stolz, dass ich an der Fakultät für Archäologie der Universität Durham viele verschiedene Kenntnisse erlangen konnte – dank des inspirierenden und kollegialen Teams und eines förderlichen Umfelds“, so Tiribilli.

Schlüsselbegriffe

MAP, Altes Ägypten, Soziologie, Raum, Theorie, Gedankenwelt, Priester, Landschaft, Religion

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich