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Prospects for International Migration Governance

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Wie sich Meinungen auf die Migrationspolitik auswirken

Ein EU-Forschungsteam zeigt, wie die Sicht politischer Entscheidungsträger auf Migration die Optionen und Beschränkungen bei der Regulierung von Migration beeinflusst.

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Egal ob es um Europäer geht, die Anfang des 20. Jahrhunderts den Atlantik überquerten, um Flüchtlinge, die das kriegsgebeutelte Syrien hinter sich lassen, oder um exzellent ausgebildete Fachkräfte, die für die Arbeit gen Westen ziehen – Migration war immer ein wichtiger Teil der menschlichen Geschichte und wird es immer sein. Aktuell sind laut der UNO 214 Millionen Menschen bzw. 3,4 % der Weltbevölkerung Migrantinnen und Migranten. Darum ist Migration auch ein äußerst umstrittenes Thema, mit dem politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt noch immer nicht ganz umzugehen wissen. Die Gründe für Auswanderung und entsprechende politische Reaktionen darauf sind umfassend erforscht, doch erstaunlich wenig ist darüber bekannt, wie politische Entscheidungsträger zu diesen Reaktionen kommen. Um das herauszufinden, untersucht MIGPROSP – ein vom Europäischen Forschungsrat finanziertes Projekt – wie politische Entscheidungsträger die internationale Migration sehen und wie sich diese Perspektive auf die Optionen und Beschränkungen bei der Regulierung von Migration auswirkt. „Wir müssen genauer klären wie Schlüsselpersonen in den Regierungssystemen, Einrichtungen und Organisationen das Thema der internationalen Migration verstehen“, sagt ERC-Stipendiat Andrew Geddes, Leiter des Migration Policy Centre am European University Institute in Italien. „Wir wissen bereits, dass die Frage welche Migranten auf welcher Grundlage und für wie lange in das Land dürfen, letztlich davon abhängt, wie ein politischer Entscheidungsträger Migration als solches versteht.“

Von A nach B

Während sich der Großteil der Migrationsforschung damit befasst, warum Menschen auswandern, hat MIGPROSP untersucht, wie Regierungssysteme Migration verstehen. „Wir wollten zeigen, dass Migration nicht einfach nur irgendeine ‚externe‘ Herausforderung für Regierungssysteme ist“, erklärt Geddes. „Stattdessen ging es uns darum zu zeigen, wie Regierungssysteme durch ihr Handeln und Nichteingreifen, Inklusion und Exklusion, Urteile und Fehlurteile selbst eine Schlüsselrolle bei der Definition der Herausforderungen spielen, vor denen sie als Entscheidungsträger stehen.“ Das Forschungsteam hat mit Hilfe von 400 Befragungen in 27 Ländern die Migrationspolitik in Europa, Nord- und Südamerika sowie in der asiatisch-pazifischen Region untersucht. Dabei wurden unter anderem europäische Reaktionen auf die Flüchtlingskrise von 2015 und die Vertreibung der Rohingya in Südostasien analysiert. Zudem ging es um den Anstieg der Kindermigration entlang der Grenze zwischen den USA und Mexiko sowie die Reaktion der Trump-Regierung auf diese Krise. In Südamerika stand die Wirkung der Vertreibungen in Venezuela im Mittelpunkt. „Wir neigen dazu, solche Krisen als Triebkraft für Veränderungen zu betrachten, aber eigentlich sind Reaktionen auf Krisen immer in ein grundlegendes Verständnis von Ursache und Wirkung von Migration eingebettet“, so Geddes. In Europa wird eine „Normalität“ von Migration zum Beispiel als Ausgangspunkt für eine übergroße und potenziell unkontrollierbare Migration angesehen – ein Verständnis, dem seit dem Ende des Kalten Krieges in der Entwicklung der EU-Politik eine Schlüsselrolle zukam. In Südostasien, wo die formellen Regierungsstrukturen nicht so stark ausgebildet sind wie in der EU, wird Migration als „vorübergehend“ begriffen, im Sinne von „Gastarbeitern“ oder vorübergehendem Schutz für Vertriebene. „Egal ob sie stimmen oder nicht, diese unterschiedlichen Vorstellungen wirken sich stark auf die Migrationspolitik aus“, ergänzt Geddes.

Von der Forschung zum Handeln

Jetzt, nach Abschluss des Projekts, arbeiten die Forschenden daran, ihre Ergebnisse in politische Maßnahmen umzumünzen. „Ich hoffe, dass wir aus unseren Arbeiten eine Forschungsagenda entwickeln können, die sich zentral mit Ursachen und Folgen kognitiver Verzerrung in der Migrationspolitik befasst“, so Geddes. „Da wir nun dank des Projekts wissen, wie politische Entscheidungsträger Migration verstehen, sind wir besser aufgestellt, um unseren Beitrag zur globalen Migrationsdebatte zu leisten.“

Schlüsselbegriffe

MIGPROSP, Migrationspolitik, Migration, Flüchtlinge, Geflüchtete, Migranten, internationale Migration

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