Grenzübergreifende Studie in drei Städten stärkt Wohnungspolitik
Wohnen ist ein grundlegendes Menschenrecht(öffnet in neuem Fenster) und eines der elementarsten menschlichen Bedürfnisse. Es kann sein, dass ein eklatant großer Teil des Haushaltseinkommens dafür aufgewendet werden muss, was sich auf Ernährungsentscheidungen, medizinische Versorgung und Bildungsaussichten auswirkt. „Wohnen betrifft nicht nur das Wohlbefinden von Personen, sondern gestaltet auch die Qualität der bebauten Umwelt mit“, sagt Sónia Alves, die Projektkoordinatorin von PLANAFFHO und aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Lissabon(öffnet in neuem Fenster) in Portugal. „In vielen Ländern sind übermäßig hohe Wohnkosten eine Hürde bei der Versorgung von Arbeitskräften, die nur ein geringes Einkommen haben, und das sorgt verstärkt für schlechte Wohnverhältnisse im Sinne von Überbelegung, unklarem Wohnrecht oder in manchen Fällen sogar Obdachlosigkeit.“ Für Entscheidungen Verantwortliche können über durchdachte Regulierung der Flächennutzung versuchen, die Ungleichheit im Wohnen auszugleichen, um ein für alle positiveres Ergebnis zu erzielen und Ressourcen effizienter zu nutzen. Doch wie groß der Einfluss von Regierungen auf die Wohnplanung sein kann, hängt stark vom nationalen bzw. sogar lokalen Kontext ab.
Wohnungspolitik im Vergleich
„Wie politische Maßnahmen gefasst und umgesetzt werden, muss unbedingt vergleichend betrachtet werden“, meint Alves. „Dies kann eine Quelle für politisches Lernen sein und in Form von Rückmeldungen in zukünftige Prozesse der politischen Entscheidungsfindung einfließen.“ Eine vergleichende grenzübergreifende Forschung kann zum einen für die Entscheidungsfindung dabei helfen, Herausforderungen auszumachen, die allen Städten gemeinsam sind, wie beispielsweise bezahlbares Wohnen, aber auch Trends in der Politikgestaltung zu erkennen. Genau das hatte das Projekt PLANAFFHO zum Ziel, das vom Wohnforschungsinstitut Cambridge Centre for Housing and Planning Research(öffnet in neuem Fenster) an der Universität Cambridge(öffnet in neuem Fenster) im Vereinigten Königreich koordiniert wurde. Diese Forschung wurde im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen gefördert. Als Testfall wurden drei Hauptstädte betrachtet: Kopenhagen, Lissabon und London. Sie wurden einerseits ausgewählt, weil sich ihre jeweiligen Länder im Hinblick auf Wohlfahrtsstaatlichkeit, Sozialwohnungen und Verwaltungsorganisation unterscheiden. Gleichzeitig zeigen die drei Städte allerdings ähnliche Trends bei einem verstärkten Nachfragedruck, steigenden Immobilienpreisen und einer sinkenden Bezahlbarkeit auf dem Wohnungsmarkt. „Ich wollte herausfinden, inwiefern Planungssysteme bezahlbares Wohnen und eine Mischung verschiedener Wohnrechte im Rahmen der neuen Entwicklungen einbeziehen können“, erklärt Alves. „Haben zum Beispiel die Planungsbehörden die Wohnbaugesellschaften dazu angeregt, angesichts der marktgesteuerten Entwicklungen einen Teil ihrer Immobilien als bezahlbare Wohnungen zurückzubehalten?“
Von der Politik zur Praxis
Amtliche Dokumente wurden also analysiert, politische Entscheidungsträger, lokale Akteure, Interessengruppen und beratende Stellen befragt, sowie Planungsabteilungen und nicht gewinnorientierte Wohnungsgenossenschaften in den drei Städten besucht. „Zwischen Januar und Juli 2019 habe ich in Kopenhagen, Lissabon und London 62 Befragungen durchgeführt“, hebt Alves hervor. Ausgehend von diesen Analysen und Feldstudien wollte das Projekt einen relevanten Beitrag zur Forschung im Bereich Wohnen und Flächennutzungsplanung leisten. Alves hat durch ihre Arbeit aufzeigen können, in welchem Maß sich Planungspolitik und ihre praktische Umsetzung auf Umfang, Art, Ort und Bezahlbarkeit neuer Wohnmöglichkeiten auswirken, wenn es um die Schaffung inklusiver gestalteter Städte geht. Zudem konnten Trends in der Politikgestaltung geprüft werden, wobei einige Konzepte allgemein besser angenommen zu werden scheinen als andere. Das Kaufrecht hat sich zum Beispiel wesentlich schneller verbreitet als progressivere Konzepte für ein integratives Wohnen. „In diesem Projekt sollten praktische Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Wohnen durch das Planungssystem gestaltet wird“, betont Alves. „Es wird nun hoffentlich auch einen neuen fachübergreifenden und internationalen Dialog zwischen Forschung und Praxis anregen können.“ Die Universität Cambridge hat Alves‘ Abschlussbericht(öffnet in neuem Fenster) mit dem Titel „Planning for Affordable Housing: A comparative analysis of Portugal, England and Denmark“ (etwa: Planung für bezahlbares Wohnen: Eine vergleichende Analyse für Portugal, England und Dänemark) veröffentlicht. Darin werden die wichtigsten Ergebnisse sowie Ideen für die bestmögliche praktische Umsetzung politischer Konzepte in anderen Ländern dargestellt.