Skip to main content
European Commission logo print header

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-04-17

Article available in the following languages:

WISSENSCHAFT IM TREND: Noch nie wurde die Sonne so nahe aufgenommen – erste Bilder zeigen neue Phänomene

Die gemeinsame Mission der EU und der Vereinigten Staaten sendet Bilder und Videos, die der Sonne so nahekommen, wie nie zuvor.

Grundlagenforschung icon Grundlagenforschung

Seit Urzeiten wird die Sonne verehrt und gefürchtet. In den letzten Jahren haben wir viel Neues über sie erfahren und mittlerweile wissen wir viel mehr über sie, als dass sie unseren Planeten mit Licht und Wärme versorgt. Im Februar 2020 startete die Raumsonde Solar Orbiter, um unseren nächsten Stern zwei Jahre lang aus der Nähe zu untersuchen und einige Geheimnisse der Sonne und des Sonnensystems zu entschlüsseln. Die Sonde, die mit Unterstützung der NASA von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gebaut wurde, flog kürzlich mit einer Entfernung von 77 Millionen km an der Sonnenoberfläche vorbei und sendete die ersten Fotos und Videos an die Erde, auf denen viele Miniatur-Sonneneruptionen zu sehen sind. Kein anderes Raumfahrzeug hat je zuvor Bilder der Sonnenoberfläche aus einer geringeren Entfernung aufgenommen.

Was steckt hinter den winzigen Sonneneruptionen auf der Sonne?

Diese Eruptionen oder Flares, von den Forschenden „Lagerfeuer“ genannt, könnten eventuell erklären, warum die Sonnenkorona (die äußere Atmosphäre) so viel heißer ist als die inneren Schichten. „Obwohl dies nur die ersten Bilder sind, können wir bereits interessante neue Phänomene sehen“, merkte Daniel Müller, Projektwissenschaftler bei Solar Orbit, in einer Pressemitteilung der ESA an. „Wir hatten nicht mit so großartigen Ergebnissen gleich zu Beginn gerechnet. Wir können auch sehen, wie sich unsere zehn wissenschaftlichen Instrumente ergänzen und ein ganzheitliches Bild von der Sonne und ihrer Umgebung liefern.“ „Die ‚Lagerfeuer‘ sind die kleinen Geschwister der Sonneneruptionen, oder Flares, die wir von Satelliten nahe der Erde aus beobachten können, nur millionen- oder milliardenfach kleiner“, erläuterte David Berghmans vom Königlichen Observatorium in Belgien, leitender Wissenschaftler des Extreme Ultraviolet Imager-Instruments, das hochaufgelöste Bilder der unteren Schichten der Sonnenatmosphäre aufnimmt. „Die Sonne mag auf den ersten Blick ruhig erscheinen, wenn man jedoch genauer hinsieht, erkennen wir überall diese Miniatur-Flares.“ Diese „Lagerfeuer“ könnten zu dem geheimnisvollen Aufheizungsvorgang beitragen, durch den die Sonnenkorona so viel heißer ist als ihre Oberfläche, die sich über Millionen Kilometer in den Weltraum erstreckt. Die physikalischen Mechanismen, die die Korona aufheizen, sind immer noch nicht vollständig bekannt.

So nah und doch so fern

„Wir freuen uns alle sehr über diese ersten Aufnahmen – aber sie sind erst der Anfang“, fügt Müller hinzu. „Solar Orbiter befindet sich auf einer großen Reise durch das innere Sonnensystem und wird der Sonne in weniger als zwei Jahren noch sehr viel näherkommen. Sein kleinster Sonnenabstand wird 42 Millionen Kilometer betragen, was nur gut einem Viertel der Entfernung zwischen Sonne und Erde entspricht.“ „Die ersten Daten zeigen bereits die Stärke einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den Raumfahrtbehörden und den Nutzen eines vielfältigen Datensatzes bei der Entschlüsselung der Geheimnisse der Sonne“, meint Holly Gilbert, Direktorin der Abteilung Heliophysik am NASA Goddard Space Flight Center und NASA-Projektwissenschaftlerin für Solar Orbiter. Gilbert sagte gegenüber der BBC, dass sie sich sehr auf das freut, was die Zukunft bringt: „Schon mit den allerersten Aufnahmen haben wir Neues entdeckt – stellen Sie sich nur vor, was wir herausfinden werden, wenn wir der Sonne näher kommen und die Ekliptik verlassen. Es ist sehr aufregend.“

Schlüsselbegriffe

Sonne, Solar Orbiter, Europäische Weltraumorganisation, Korona, Lagerfeuer