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Inhalt archiviert am 2024-05-22

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Wissenschaft löst Rätsel des ältesten Computers der Welt

Ein weiteres Teil des Puzzles des antiken Computers wurde gelöst.

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Der 2 000 Jahre alte Antikythera-Mechanismus, der erste Analogcomputer, war ein handbetriebenes Gerät mit komplexen Zahnrädern aus Bronze aus dem antiken Griechenland. Mit ihm wurden die Bewegungen der Planeten und Ereignisse wie eine Mond- oder Sonnenfinsternis vorhergesagt. Die Maschine wurde sogar zur Zeitangabe der Olympischen Spiele eingesetzt. Nur ein Drittel des wissenschaftlichen Rechners war intakt, als er 1901 in einem Schiffswrack in der nähe einer griechischen Insel entdeckt wurde. Doch seitdem versucht die Wissenschaft zu verstehen, wie er funktioniert und wie er ausgesehen haben könnte.

Ein Gesamtbild herstellen

Mithilfe von 3D-Computer-Modellierung und einer mathematischen Methode des antiken Griechenlands hat ein Forschungsteam des University College London den Aufbau komplett nachgestellt und Antworten darüber geliefert, wie das ausgeklügelte Gerät astronomische Phänomene so genau vorhersagen konnte. Die Erkenntnisse des Teams, mit Bildern des Geräts und des Aufbaus, wurden in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht. „Unsere Arbeit zeigt den Antikythera-Mechanismus als wunderschöne,durch ausgezeichnete Ingenieurskunst in ein geniales Gerät übertragene Konzeption. Es stellt all unsere Annahmen über die technologischen Fähigkeiten des antiken Griechenlands infrage.“ Das Gerät war in 82 Teile zersplittert, als es am Meeresboden gefunden wurde. Der vordere Teil, in dem das komplexe System aus Zahnrädern war, fehlte. Die Forschenden erstellen ein komplettes digitales Modell und bildeten die Zahnräder und fast die gesamte Frontplatte nach. „Die Sonne, der Mond und die Planeten werden in einer beeindruckenden Meisterleistung der Brillanz des antiken Griechenlands dargestellt“, meint Tony Freeth, Hauptautor und Professor für Maschinenbau am University College London, gegenüber der „BBC“. „Unseres ist das erste Modell, das zum gesamten physischen Beweis passt und den Beschreibungen in den wissenschaftlichen Inschriften auf dem Mechanismus selbst entspricht.“

Fragen zu antiker, hochtechnischer Vorrichtung noch immer offen

Das Forschungsteam will nun eine Nachbildung in Originalgröße erstellen. Sie bauen ihre eigenen physischen Versionen und prüfen, ob der Entwurf funktioniert. Doch es bleiben noch so manche Fragen unbeantwortet. War der Antikythera-Mechanismus ein Spielzeug, Lehrinstrument oder etwas anderes? Woher hatten die Griechen das Wissen für eine so fortschrittliche Technologie? Nach allgemeiner Einschätzung ist die Technologie ihrer Zeit um 1 000 Jahre voraus. „Es sind keine Anzeichen vorhanden, dass die antiken Griechen so etwas bauen konnten. Das ist wirklich ein Rätsel“, meint Adam Wojcik, Mitautor und Dozent am University College London, gegenüber „Live Science“. „Wir können es nur testen, indem wir es so bauen wie die antiken Griechen es getan hätten. Es wird auch oft diskutiert, für wen es gedacht war und wer es gebaut hat. Viele meinen, dass es Archimedes war. Er lebte ungefähr zu der Zeit, als es geschaffen wurde, und niemand sonst kam seinen technischen Fähigkeiten nah.“ Wojcik hakt in „The Guardian“ weiter nach: „Wenn sie die Technologien hatten, den Antikythera-Mechanismus zu bauen, warum haben sie diese nicht auf andere Maschinen wie Uhren angewendet?“

Schlüsselbegriffe

Antikythera-Mechanismus, Computer, antikes Griechenland, Zahnrad, Gerät