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Inhalt archiviert am 2024-04-19

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Eine helfende Hand für die Proteomikforschung

Ein EU-finanziertes Projekt verschafft nun der Proteomikforschung den dringend nötigen Zugang zu hochmodernen Anlagen und Fachwissen, damit der im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens entstehende Bedarf gedeckt werden kann.

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Die Proteomik, die sich der Enträtselung des Proteoms widmet, nimmt eine Schlüsselrolle in der medizinischen Forschung ein. Ziel dabei sind unter anderem die Entdeckung neuer Proteinmarker zur Diagnose von Krankheiten und die Erforschung neuartiger Zielmoleküle, an die effektive Wirkstoffe binden können. Proteine verrichten den größten Teil der Arbeit in den Zellen und übernehmen viele wichtige Funktionen im Körper. Treten in der DNA eines Menschen jedoch Mutationen auf, so sind es die Proteine, die tatsächlich davon betroffen sind. Zur Bekämpfung einer Krankheit verabreichte Medikamente interagieren mit Proteinen, um ihre Wirkung zu entfalten. Damit neue Fortschritte erzielt werden können, muss mit moderner Ausrüstung und in Zusammenarbeit mit Proteomikfachleuten auf diesem Gebiet weitergeforscht werden. Wissenschaftsteams haben jedoch oft gar keinen Zugriff auf Ressourcen dieser Art. Das EU-finanzierte Projekt EPIC-XS verschafft nun den Forschenden Zugang zu den neuesten Proteomiktechnologien und -ressourcen, die ihnen andernfalls nicht zur Verfügung gestanden hätten.

Jetzt neu an den Projektzugangsstellen: hochmoderne Ausstattung, aktuelles Fachwissen

In den ersten eineinhalb Jahren der vierjährigen Projektlaufzeit hat EPIC-XS mehr als 260 Anträge auf die Nutzung seiner Ressourcen angenommen. Eines der genehmigten Projekte wird von Dr. Esteban Gurzov von der Université libre de Bruxelles durchgeführt. Die Gruppe von Dr. Gurzov hat bei der Erforschung der Rolle von Phosphatasen im Stoffwechsel und der Auswirkungen von durch Fettleibigkeit bedingten Komplikationen wie zum Beispiel Krebs vom Zugang zum Hecklab der Universität Utrecht in den Niederlanden profitiert, die das Projekt EPIC-XS koordiniert. „In den letzten Monaten hat meine Forschung enorm von der Initiative EPIC-XS profitiert“, stellt Dr. Gurzov in einem auf „TechnologyNetworks“ veröffentlichten Artikel fest. „Es konnten umfassende Untersuchungen an exprimierten und aktiven Protein-Tyrosin-Phosphatasen aus extrem begrenzten Lebergewebebiopsien des Menschen durchgeführt werden“, erläutert er weiter. Der Forscher untersucht Stoffwechselstörungen und ist dabei auf der Suche nach neuartigen Behandlungszielen. Eine weitere Zugangsstelle zu EPIC-XS, die am Bayerischen Zentrum für Biomolekulare Massenspektrometrie des Projektpartners Technische Universität München (TUM) angesiedelt ist, hat Forschenden wie Dr. Sven Van Bael von der KU Leuven, Belgien, wertvolle Hilfe geleistet. Dr. Van Bael erforscht die Funktion von Neuropeptiden sowie deren entsprechende Verhaltenseffekte. Seine Peptidomikforschung stützte sich bisher meist auf Massenspektrometrie mit datenabhängiger Akquisition, eine Methode, die zwar ideal für Entdeckungen geeignet, aber für genaue Differenzierungsstudien ungeeignet ist, da sie bei wiederholten Experimenten keine konstanten Ergebnisse liefern kann. Die Zugangsstelle an der TUM konnte dank des vorhandenen Fachwissens über verschiedene zielgerichtete Proteomikstrategien wie zum Beispiel die parallele Reaktionsüberwachung und die datenunabhängige Akquisition neue Wege weisen. „EPIC-XS hat mir die Möglichkeit verschafft, mich direkt mit Fachleuten des Gebiets der zielgerichteten Massenspektrometrie austauschen zu können. Ihre Erfahrungen und Hinweise waren für meine aktuelle Forschung extrem hilfreich, und das werde ich auch in meinen zukünftigen Berufsweg mitnehmen“, berichtet Dr. Van Bael. Von der Technologie und dem Erfahrungsschatz der TUM-Zugangsstelle profitiert gleichermaßen Dr. Sylvester Holt von der Université Côte d‘Azur, dessen Forschung sich auf die molekularen Auswirkungen der von menschlichen Krebsmutationen abgeleiteten Störungen innerhalb des Modellsystems Hefe konzentriert. „Ohne EPIC-XS hätte dieses Projekt niemals den aktuellen Stand wissenschaftlicher Exzellenz erreicht. Die Finanzhilfe im Rahmen von EPIC-XS war eine äußerst positive Erfahrung für mich und hat meiner wissenschaftlichen Karriere so richtig Schwung verliehen“, bekräftigt Dr. Holt. Anfragen nach der Nutzung der Zugangsstellen von EPIC-XS (European Proteomics Infrastructure Consortium providing Access) gingen nicht nur aus den europäischen Ländern, sondern auch aus Kanada und den Vereinigten Staaten ein, was ein Zeichen für die weltweite Anerkennung des Projekts sein dürfte. Das Projekt EPIC-XS endet im Dezember 2022. Weitere Informationen: EPIC-XS-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

EPIC-XS, Proteomik, Protein, Massenspektrometrie, Stoffwechselstörungen, Neuropeptide, Krebs

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