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A decision support system for self-management of low back pain

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Therapieunterstützung für Menschen mit Schmerzen im unteren Rückenbereich

Den Ratschlägen einer Fachkraft für Physiotherapie zu Hause zu folgen, kann sehr mühsam sein. Jetzt hilft eine neue App, Menschen mit Schmerzen im unteren Rückenbereich zu motivieren, indem sie ihnen Anregungen und maßgeschneiderte, kontextbezogene Ratschläge gibt.

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Die jüngste Studie Global Burden of Disease zeigt, dass Schmerzen im unteren Rückenbereich den größten Anteil an Behinderungen in Europa haben. Nach Infekten der oberen Atemwege, Bluthochdruck und Husten sind Rückenschmerzen die häufigste Diagnose, die in der medizinischen Grundversorgung gestellt wird. Mehr als 85 % der Betroffenen leiden unter Schmerzen im unteren Rückenbereich, die nicht eindeutig auf eine bestimmte Krankheit oder Pathologie zurückgeführt werden können. Da die meisten Fälle unspezifisch sind, ist die Selbstbehandlung durch körperliche Aktivität sowie Kraft- und Dehnungsübungen die wichtigste Methode zur Bewältigung dieser Art von Rückenschmerzen. Aber wie viele von uns wissen, kann es schwierig sein, Bewegungs- und Dehnungsprogramme einzuhalten, weil es an positiver Rückmeldung und Bestärkung fehlt. Hier kommt das EU-Projekt selfBACK ins Spiel. Das Team hat sich zum Ziel gesetzt, ein System zur Entscheidungshilfe zu entwerfen und zu entwickeln, das eine App und ein tragbares Gerät verwendet. Der Erfolg des Projekts lässt sich an der positiven Resonanz der Teilnehmenden messen. „Das sehr hohe Maß an Zufriedenheit und Beteiligung der Nutzungsgruppe an der selfBACK-App während des Versuchs übertraf unsere größten Hoffnungen und war eine angenehme Überraschung. Bei der dreimonatigen Nachuntersuchung hatten mehr als 70 % der Teilnehmenden in der Interventionsgruppe die App mehr als die Hälfte der Wochen genutzt, und nicht wenige Nutzerinnen und Nutzer haben die App auch nach Abschluss der Studie nach 9 Monaten weiter verwendet“, sagt Paul Jarle Mork, Projektkoordinator an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegen in Trondheim.

Motivation durch positives Feedback

Die App selfBACK bietet wöchentliche, individuell zugeschnittene Empfehlungen zum Selbstmanagement für drei Hauptkomponenten, die in den aktuellen klinischen Richtlinien befürwortet werden: körperliche Aktivität, Kraft- und Dehnungsübungen sowie tägliche informative Mitteilungen. Die App bietet auch allgemeine Informationen über Schmerzen im unteren Rückenbereich sowie Zugang zu verschiedenen Instrumenten wie Zielvorgaben, Achtsamkeitsaudios, schmerzlindernde Übungen und Schlaferinnerungen, die die Nutzenden nach eigenem Ermessen zur Selbstmotivation verwenden können. Die App nutzt insbesondere KI in Form von fallbasiertem Schließen, um wöchentliche, personalisierte Pläne für das Selbstmanagement zu erstellen. „Um diese Pläne zu erstellen, vergleichen wir die Antworten auf Fragebögen zu Schmerzen, Funktion, Lebensstil und so weiter, um ähnliche Pläne von anderen Nutzenden zu finden und sie dann auf die Präferenzen des neuen Nutzenden zuzuschneiden“, erklärt Kerstin Bach, ebenfalls von der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegen, die als Projektmanagerin und technische Leiterin tätig war. Das System berücksichtigt auch die jüngsten Übungen und körperlichen Aktivitäten der Teilnehmenden in Form von Schrittzählungen. Jeder Plan wird auf der mobilen App mit den Zielen und Erfolgen sowie klaren Anweisungen für die Durchführung der Übungen dargestellt. „Und wenn ein motivierendes Schulterklopfen nötig ist, verwendet die App Benachrichtigungen, um die Nutzenden die ganze Woche über an die verfügbaren Inhalte zu erinnern und zu motivieren“, sagt Mork und fügt hinzu: „Durch die Einhaltung der wöchentlichen Selbstmanagement-Pläne können die Teilnehmenden Plaketten und Auszeichnungen sammeln, die in der App angezeigt werden.“ Das selfBACK-System speichert die Antworten jedes Trainierenden auf den Fragebögen, die Erfolge, die Barrieren sowie die bevorzugten Übungen. Bevorzugt ein Nutzender zum Beispiel eine bestimmte Art von Bewegung, so wählt das System diese aus einer ähnlichen Nutzungsgruppe aus. „Während jeder wöchentlichen Sitzung stellt die App ein bis fünf Fragen zu Schmerzen, Barrieren für den Fortschritt oder anderen Faktoren, und die Antworten werden verwendet, um den potenziellen Pool von Inhalten zu aktualisieren, die dem jeweiligen Nutzenden angeboten werden. Im Vergleich zu anderen Ansätzen geht das selfBACK-System also immer von einem konkreten Einzelfall aus und passt es an den jeweiligen Nutzenden an.“

Die Technik auf dem Prüfstand

Die Wirksamkeit des Systems wurde in einer randomisierten kontrollierten Studie in Dänemark und Norwegen untersucht, wobei die Reduzierung der schmerzbedingten Behinderung nach drei Monaten als primäres Ergebnis herangezogen wurde. Die Teilnehmenden waren über 18 Jahre alt, litten an unspezifischen Schmerzen im unteren Rückenbereich und verfügten über ein Smartphone und Zugang zu E-Mail. Teilnahmeberechtigte Personen, die sich wegen Schmerzen im Bereich des unteren Rückenbereichs in der Hausarztpraxis oder in einer Rückenambulanz behandeln ließen, wurden zwischen dem 8. März und dem 14. Dezember 2019 in die Studie eingeschlossen. Insgesamt wurden 461 Teilnehmende in die randomisierte Studie aufgenommen. Eine Kontrollgruppe folgte traditionellen Behandlungsmethoden. Die andere nutzte das selfBACK-System neben der Standardtherapie, einschließlich der Beratung oder Behandlung, die den Teilnehmenden von ihrem behandelnden Klinikpersonal angeboten wurde. Bei einer dreimonatigen Nachuntersuchung hatten 52 % der Teilnehmenden, die die selfBACK-App zusammen mit der Standardbehandlung nutzten, eine signifikante Verringerung der schmerzbedingten Behinderung erreicht, gegenüber nur 39 % in der Kontrollgruppe.

Breites Spektrum an Fachwissen hinter der Technologie

Das selfBACK-Projekt brachte Fachleute aus verschiedenen Disziplinen zusammen, darunter Computerfachleute, App-Entwicklerinnen und -Entwickler, Medizinerinnen und Mediziner, Fachleute für öffentliche Gesundheit, Sportphysiologinnen und -physiologen sowie Psychologinnen und Psychologen. Bei der Entwicklung und Gestaltung des selfBACK-Systems verwendete das Team den Ansatz des Intervention Mapping, der einen systematischen Ansatz für die Entwicklung einer Intervention bietet. Eine gute Nachricht für die Millionen Betroffenen in Europa: Ein dänisches Unternehmen wird das selfBACK-System vermarkten. „Wir hoffen, dass die selfBACK-App bis Ende 2022 in mehreren europäischen Ländern verfügbar sein wird“, so Mork weiter.

Schlüsselbegriffe

selfBACK, Schmerzen im unteren Rücken, Rückenschmerzen, App, Selbstmotivation, Therapie, maßgeschneiderte, kontextbezogene Beratung

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