CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2024-04-19

Article available in the following languages:

Immunalter und chronische Erkrankung: Für wen tickt die Uhr?

Forschende haben ein Instrument entwickelt, mit dem Ärztinnen und Ärzte Jahre im Voraus vorhersagen können, wer mit zunehmendem Alter wahrscheinlich an chronischen Krankheiten leiden wird.

Gesundheit icon Gesundheit

Viele altersbedingte Krankheiten hängen mit dem Immunsystem zusammen. Wenn wir älter werden, hat unser Körper weniger Immunzellen zur Heilung. Unser Immunsystem ist auch weniger in der Lage, Defekte in unseren Körperzellen zu korrigieren, was die Entwicklung verschiedener chronischer Krankheiten auslöst. Ein internationales Forschungsteam stellte sich die Vorteile eines Systems vor, das Personen identifizieren könnte, die am ehesten altersbedingte Krankheiten entwickeln, und entwickelte es dann. Unter Verwendung des Blutimmunoms (der Gene und Proteine, aus denen das Immunsystem besteht) von 1 001 Personen im Alter von 8 bis 96 Jahren erstellten sie eine Methode des tiefen Lernen, die auf Mustern systemischer altersbedingter Entzündungen basiert. Das Ergebnis ihrer Arbeit, eine Entzündungsuhr des Alterns (iAge), wird in der Fachzeitschrift „Nature Aging“ beschrieben. Die Forschung wurde durch das EU-finanzierte Projekt PROPAG-AGEING unterstützt und erhielt auch Unterstützung von ADAGE, einem Projekt, das im Rahmen der ERA-NET-Maßnahme JPco-fuND der EU finanziert wird.

Was iAge tun kann

iAge misst die Entzündungslast oder die Anzahl der Entzündungsmarker im Blut oder Gewebe. Es sagt Gebrechlichkeit, kardiovaskuläre Alterung, die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung mehrerer chronischer Krankheiten und die allmähliche Verschlechterung des körpereigenen Immunsystems als Folge des natürlichen Alterns voraus. Die Entzündungsuhr wird auch bei Hundertjährigen mit einer außergewöhnlichen Langlebigkeit in Verbindung gebracht. „Standard-Immunmetriken, die verwendet werden können, um Personen mit dem höchsten Risiko für die Entwicklung einzelner oder sogar mehrerer chronischer Alterskrankheiten zu identifizieren, haben erheblich gefehlt“, bemerkt der leitende Autor der Studie, Dr. David Furman von der Stanford University School of Medicine, USA, in einer Pressemitteilung im „EurekAlert!“. „Durch die Einbeziehung der Biologie in unseren völlig unvoreingenommenen Ansatz konnten wir eine Reihe von Metriken identifizieren, darunter ein kleines Immunprotein, das an altersbedingten systemischen chronischen Entzündungen und Herzalterung beteiligt ist. Wir haben jetzt Mittel zur Erkennung von Dysfunktionen und einen Weg zur Intervention, bevor eine ausgewachsene Pathologie auftritt.“ Das „kleine Immunprotein“ von Dr. Furman ist nichts anderes als das lösliche Chemokin CXCL9, das in der Studie als stärkster Beitrag zu iAge identifiziert wurde. „Wir haben gezeigt, dass CXCL9 mehrere an Entzündungen beteiligte Gene hochreguliert und an der zellulären Seneszenz, der Gefäßalterung und dem nachteiligen kardialen Umbau beteiligt ist“, erklärt Dr. Furman. Die Stilllegung von CXCL9 kehrt den Funktionsverlust, die Unfähigkeit zur Proliferation und die charakteristischen Phänotypen der arteriellen Steifheit um, welche in alternden Endothelzellen sowohl bei Menschen als auch Mäusen beobachtet werden. Die Ergebnisse der ersten Analyse wurden in einer unabhängigen Kohorte von Hundertjährigen in der Framingham Heart Study validiert. Wie in der Pressemitteilung berichtet, glaubt Dr. Furman, dass das „Alter“ des Immunsystems einer Person in Bezug auf Gesundheit und Langlebigkeit weitaus wichtiger ist als das chronologische Alter. „Im Durchschnitt haben Hundertjährige ein Immunalter, das 40 Jahre jünger ist als das, was als ‚normal‘ gilt, und wir haben einen Ausreißer, einen supergesunden in Italien lebenden 105-jährigen Mann, der das Immunsystem eines 25-Jährigen hat“, bemerkt er. Durch die Bewertung der kumulativen physiologischen Schädigung des Immunsystems einer Person kann iAge verwendet werden, um ihr Risiko für die Entwicklung mehrerer chronischer Krankheiten zu bestimmen. „Mit iAge kann man sieben Jahre im Voraus vorhersagen, wer anfällig wird“, merkt Dr. Furman an. „Das lässt uns viel Raum für Interventionen.“ Das Projekt PROPAG-AGEING (The continuum between healthy ageing and idiopathic Parkinson Disease within a propagation perspective of inflammation and damage: the search for new diagnostic, prognostic and therapeutic targets) endete 2019. Weitere Informationen: PROPAG-AGEING-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

PROPAG-AGEING, Altern, Immunsystem, chronische Krankheiten, Entzündung, iAge

Verwandte Artikel