CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2024-04-19

Article available in the following languages:

Wie gut wirken Kreuzimpfungen gegen COVID-19?

In einer neuen Studie wurde die Immunantwort von Personen untersucht, die nach einer Erstimpfung mit Oxford-AstraZeneca eine Zweitimpfung mit dem Wirkstoff von BioNTech-Pfizer erhalten hatten. Die Ergebnisse sind vielversprechend.

Gesundheit icon Gesundheit

Die größte Chance, um der Gesundheitskrise rund um COVID-19 Einhalt zu gebieten, liegt in Impfungen und dank der schnellen Entwicklung von Impfstoffen – aufbauend auf jahrzehntelanger Forschung an Coronaviren – steht uns dieses Werkzeug auch zur Verfügung. Verschiedene Impfstoffe kommen auf den Markt, um die Pandemie einzudämmen, und parallel protokolliert die Wissenschaft bereits deren jeweiligen Nebenwirkungen. Eine seltene, aber in Einzelfällen tödliche Blutgerinnungsreaktion, die als impfstoffinduzierte immune thrombotische Thrombozytopenie bezeichnet wird, soll von den COVID-19-Impfstoffen von Oxford-AstraZeneca und Johnson & Johnson ausgelöst werden. Junge Frauen sind die Gruppe mit dem höchsten Risiko. Doch warum entstehen diese Blutgerinnsel? In der Wissenschaft gibt es die These, dass das Problem in den Antikörpern liegen könnte, die die Adenovirusimpfstoffe von Oxford-AstraZeneca und Johnson & Johnson gegen das zelluläre Signalprotein Plättchenfaktor 4 produzieren. Möglicherweise werden diese Antikörper verstärkt, wenn eine Auffrischungsimpfung verabreicht wird. Da es bei mRNA-Impfstoffen nicht zu diesem Problem kam, wurde empfohlen, Personen mit einer Erstimpfung mit einem Adenovirusimpfstoff als Zweitimpfung dann einen mRNA-Impfstoff zu geben. In Deutschland hat die Ständige Impfkommission die Aufgabe, nationale Empfehlungen für den Einsatz zugelassener Impfstoffe auszugeben. Auch sie hat empfohlen, Menschen unter 60 Jahren, die mit Oxford-AstraZeneca geimpft worden waren, zwölf Wochen später einen mRNA-Impfstoff zu geben. Angesichts dieser Entwicklungen wurde in einer vom EU-finanzierten Projekt VACCELERATE unterstützten Studie die Immunantwort von Personen mit Kreuzimpfung untersucht. Im Rahmen dieser Studie nahmen die Forschenden Blutproben von 500 Personen, die neun Wochen nach ihrer Erstimpfung mit Oxford-AstraZeneca eine Zweitimpfung mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech-Pfizer erhalten hatten.

Kreuzimpfung zeigt starke Immunantwort

Die Ergebnisse waren recht ermutigend. Im Vergleich zu Personen, die beide Male mit demselben der beiden Impfstoffe geimpft worden waren, lagen die Werte der neutralisierenden Antikörper – also der Antikörper, die Zellen vor Bakterien und Viren schützen – deutlich höher. „Diese Impfkombination ist dort eine gut Option, wo das Thromboserisiko durch Adenovirusimpfstoffe ein ernstes Problem darstellt, und sie ermöglicht im Falle von Impfstoffknappheit mehr Flexibilität“, heißt es in der Studie. „Doch müssen in weiteren Studien noch Sicherheit und klinische Wirksamkeit der heterologen Impfstrategien geprüft werden.“ Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht. „Die Ergebnisse dieser Studie haben direkte Auswirkungen auf unsere Impfstrategie“, betont Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst in einer Meldung auf der Homepage der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die als eine der leitenden Universitäten an der Studie beteiligt war. „Sie helfen uns, die Impfstoffe möglichst effizient einzusetzen und dienen so als wichtige Grundlage für politische Entscheidungen über die zukünftige Impfstrategie. Die Arbeit unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den medizinischen Fakultäten und den Universitätsklinika ist unverzichtbar, um einen Weg aus der COVID-19-Pandemie zu finden.“ Über VACCELERATE (VACCELERATE - European Corona Vaccine Trial Accelerator Platform) sollen alle europäischen Beteiligten der Impfstoffentwicklung zu einem Netzwerk verbunden werden, um so eine europaweite Plattform für das Design und die Durchführung klinischer Studien zu schaffen. Koordiniert wird das planmäßig im Januar 2024 auslaufende Projekt von der Uniklinik Köln. Weitere Informationen: VACCELERATE-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

VACCELERATE, Coronavirus, COVID-19, Impfstoff, Impfung, Immunantwort, Antikörper, BioNTech-Pfizer, Oxford-AstraZeneca, mRNA

Verwandte Artikel