CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Social Observatory for Disinformation and Social Media Analysis

Article Category

Article available in the following languages:

Bekämpfung von Falschmeldungen in sozialen Medien

Über soziale Medien gelangen Informationen weltweit und schneller an die Öffentlichkeit denn je. Da soziale Medien aber auch Falschmeldungen verbreiten, steht immer wieder deren Vertrauenswürdigkeit auf dem Prüfstand. Um dem gegenzusteuern, wurde mit SOMA ein Forschungsprojekt initiiert, das Vertrauen wiederherstellen und entsprechende Werkzeuge entwickeln sollte.

Gesellschaft icon Gesellschaft

Seit etwa zehn Jahren erleben soziale Medien weltweit enormen Zulauf. Gleichzeitig aber kursieren Unmengen an irreführenden, sachlich falschen und sogar gefälschten Informationen im Netz. Da diese sich immer schneller verbreiten und Inhalte kostenfrei erstellt und veröffentlicht werden können, ist das Schadenspotenzial enorm. Wie Studien zeigen, nehmen die Geschwindigkeit und Reichweite sogar noch zu, wenn die Meldungen aus unseriösen statt aus zuverlässigen Quellen stammen. Die Schäden reichen von persönlicher und markenrechtlicher Diffamierung bis hin zu politischer Einflussnahme – etwa auf Wahlen –, was demokratische Prozesse ins Wanken bringen kann und zu einem gesamtgesellschaftlichen Vertrauensverlust führt. Das EU-finanzierte Projekt SOMA sollte diese Problematik mit Schwerpunkt auf Social-Media-Trends und hochaktuellen Themen für wichtige Interessengruppen aufbereiten und gleichzeitig Instrumente entwickeln, um Falschmeldungen gegenzusteuern. „SOMA ist ein Kooperationsverbund aus mehr als 100 Organisationen in über 20 Ländern, die sich gemeinsam aktiv gegen Falschmeldungen im Netz engagieren“, sagt Projektkoordinator Nikos Sarris vom Athens Technology Center (ATC). „In Dänemark, Griechenland und Italien wurden zudem drei Exzellenzzentren eingerichtet.“

Gemeinsame Forschung

Um über die Folgen von Falschmeldungen für die Meinungsbildung, Kultur, Politik und Unternehmensführung aufzuklären, richtete der Forschungsverbund SOMA eine europäische Beobachtungsstelle gegen die Verbreitung von Falschmeldungen ein und schuf damit eine kollaborative Verifikationsplattform für die gemeinsame Zusammenarbeit. Schwerpunkte dieser Forschungen sind Analysen konkreter Falschmeldungen und Faktenprüfungen durch Projektpartner. Im Rahmen des Projekts wurden bereits etwa 50 Fallbeispiele untersucht und veröffentlicht. Einer der jüngsten Prüffälle befasste sich mit Behauptungen, die dubiose Quellen im Netz über den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca in Umlauf gebracht hatten. Obwohl die vorläufige sicherheitsbedingte Aussetzung des Impfstoffs seitens mehrerer europäischer Regierungen bereits revidiert worden war, „betreiben viele Nachrichtenmedien noch immer reißerische Stimmungsmache, wenn sie über das Thema berichten und bereiten damit Lügen und Falschmeldungen den Weg“, wie die Untersuchung zeigt. Dieser Trend hielt an, auch als der Impfstoff sowohl von der Europäischen Arzneimittel-Agentur als auch der Weltgesundheitsorganisation wieder freigegeben war. Die von ATC und der Deutschen Welle ins Leben gerufene kollaborative Verifikationsplattform Truly Media verlinkt zudem weitere Verifikationstools wie TruthNest. Nutzende haben somit schnellen Zugriff auf öffentliche Stellungnahmen des Europäischen Parlaments, der Europäischen Kommission und von Eurostat zum jeweiligen Sachverhalt. SOMA untersuchte auch bisherige Methoden zur Bewertung von Nachrichtenquellen und fand zwölf Indikatoren als Basis für den Transparenzindex von SOMA. Die Indikatoren beurteilen die Transparenz und Vertrauenswürdigkeit von Nachrichtenagenturen anhand von sechs Untergruppen: Überschrift, verfassende Person, Quellen, Inhalt, Wortwahl und Werbung. Um die Thematik noch präsenter zu machen, organisierte das Team Veranstaltungen zu Medien- und Informationskompetenz mit etwa 3 700 Teilnehmenden. Für die künftige Politikgestaltung wurde ein Weißbuch mit Empfehlungen zur zuverlässigeren Weitergabe vertrauenswürdiger Inhalte und einer Regelübersicht herausgegeben, denen größere Plattformen verpflichtet sein sollten.

Zusammenarbeit mit der Europäischen Beobachtungsstelle für digitale Medien (EDMO)

Zu den 110 Nutzenden der SOMA-Plattform gehören Forschende und Faktenprüfende sowie Regierungs- und Medienverantwortliche. „Obwohl die Untersuchungen und Instrumente wichtig sind, war unser größter Erfolg die Schaffung eines EU-weiten Forschungsverbunds, der mit unseren Werkzeugen arbeitet und eine Art Zentrum für vertrauenswürdige Informationen ist, um das gesellschaftliche Vertrauen zurückzugewinnen“, fügt Sarris hinzu. Die meisten Partner von SOMA arbeiten bereits in der EU-Initiative, der www.edmo.eu (Europäischen Beobachtungsstelle für digitale Medien), mit, die nun über weitere Ressourcen nationale Drehkreuze für ein künftiges gesamteuropäisches Netzwerk einbezieht.

Schlüsselbegriffe

SOMA, Fehlinformationen, Falschmeldungen, Soziale Medien, Vertrauen, Verifizierung, Faktenprüfung, COVID-19, AstraZeneca, Impfstoff, Nachrichten

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich