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Opinion Dynamics and Cultural Conflict in European Spaces

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Entwicklung von Analyseinstrumenten für das Zeitalter der sozialen Medien

Für die Erfassung und Interpretation des Diskurses im Bereich digitale Medien wurden neue Analyseinstrumente und -modelle entwickelt. Diese könnten dazu beitragen, die Meinungsbildung und den Meinungsaustausch im Hinblick auf eine Reihe von kontroversen Themen zu beleuchten.

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Die digitalen Medien – und insbesondere die sozialen Medien – haben die Art und Weise unserer Kommunikation verändert. Menschen reagieren in Echtzeit, indem sie Artikel oder Tweets kommentieren. Kontroversen, die auf Online-Plattformen entstehen, werden oft durch die Berichterstattung in den Massenmedien verstärkt. Ein besseres Verständnis dieser sich abzeichnenden Medienkultur – und dessen, was gesagt wird – könnte helfen, Phänomene wie politische Polarisierung und Online-Extremismus zu erklären. Es könnte uns auch dabei helfen, Lösungen für andere aktuelle Probleme zu finden. „Durch genaues Lesen allein können wir jedoch die schiere Menge an Informationen nicht bewältigen“, erklärt der Koordinator des Projekts ODYCCEUS Eckehard Olbrich, der am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Deutschland forscht. „Um herauszufinden, was im öffentlichen Diskurs wirklich vor sich geht, werden Instrumente benötigt.“

Analyse des öffentlichen Diskurses

Dies war der Ausgangspunkt von ODYCCEUS. Das Projekt entwickelte neue Datenverarbeitungsalgorithmen, insbesondere für die automatische Inhaltsanalyse, sowie Modelle, um die Komplexität der sich abzeichnenden gesellschaftlichen Konflikte und Diskurse visualisieren zu können. „Eine Motivation bestand darin, populistische Bewegungen wie Pegida in meiner Heimatstadt Dresden besser zu verstehen“, sagt Olbrich. „Ich hatte den Eindruck, dass sie anhand traditioneller politischer Paradigmen nicht vollständig verstanden werden können, denn schließlich sind sie nicht einfach nur rechtsradikal.“ Zu den entwickelten Werkzeugen gehört die Themenmodellierung. Sie erlaubt es Forschenden, diskutierte Schlüsselthemen zu erkennen. Ein weiteres Werkzeug – die semantische Frame-Extraktion – hilft bei der Identifizierung kausaler Argumente und Wörter, die in konfliktreichen Diskussionen über Themen wie den Klimawandel verwendet werden. Im Rahmen des Projekts wurden diese Methoden und Instrumente dann auf verschiedene Fallstudien angewandt. Dazu zählte der historische Anstieg rassistischer Rhetorik in Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere die Entwicklung des antijüdischen Diskurses. Mithilfe von Themenmodellierung und Worteinbettung wurden die verschiedenen Stränge des Antisemitismus nachgezeichnet. Zu den verfolgten Ansätzen zählten religiöse Diskurse, rassistische Äußerungen und bestimmte Wirtschaftstheorien. Unter den weiteren Themen befand sich die Debatte über den Klimawandel. Die Daten wurden aus Medienplattformen wie Twitter sowie aus Artikeln, Kommentaren zu Artikeln und Parlamentsdebatten extrahiert. „Die Annahme, dass sich Polarisierung aus den sogenannten Blasen und Echokammern in den sozialen Medien ergibt, wurde durch unsere Erkenntnisse nicht bestätigt“, fügt Olbrich hinzu. „Zwar besteht eine natürliche Tendenz, sich mit Leuten zu gruppieren, mit denen man übereinstimmt, aber die Menschen in den sozialen Medien sind auch oft in Kontakt mit Leuten von der anderen Seite. Forschungsarbeiten von Chris Bail legen nahe, dass es bei der Polarisierung eher um die Art und Weise geht, wie wir unsere Identitäten aufbauen, und das ist etwas, das wir gerne genauer untersuchen würden.“

Aufbau von Beobachtungsstellen

Die im Rahmen des Projekts entwickelten Instrumente wurden auf einer modularen quelloffenen Plattform namens Penelope zur Verfügung gestellt. Diese Ressource richtet sich an vier Arten von Nutzungsbereichen: Sozialwissenschaften, Medienforschung, Personen, die an der Verfolgung von Nachrichten (insbesondere öffentlichen Debatten) interessiert sind, und Entwicklung, die neue Werkzeuge beisteuern kann. „Im Moment wird die Plattform hauptsächlich von Forschenden sowie als Lehrmittel genutzt“, so Olbrich. „Die Plattform ist modular und einfach zu benutzen. Daher können Fachkräfte im Bereich Entwicklung und Studierende verschiedene Einzelkomponenten verwenden, um ihre eigenen Plattformen zu bauen.“ Im Projekt wurden auch zwei innovative partizipative Apps entwickelt: Opinion Observatory und Opinion Facilitator. Diese ermöglichen es den Bürgerinnen und Bürgern, die Dynamik verschiedener Konfliktsituationen zu beobachten und zu visualisieren. „Wir hoffen, dass all diese Arbeit dazu beitragen wird, eine größere Gemeinschaft ins Leben zu rufen, die alle Aspekte dieses Projekts zusammenführt“, ergänzt Olbrich. „Dazu gehören Modellierung, Datenanalyse und Softwareinstrumente sowie natürlich deren Anwendung in der sozialwissenschaftlichen Forschung.“

Schlüsselbegriffe

ODYCCEUS, soziale Medien, digital, Medien, politisch, Polarisierung, semantisch, Antisemitismus

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